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Mit “Cats” setzen die Freilichtspiele Tecklenburg ihren Trend fort, ehemalige Longrun-Stücke auf den Spielplan zu setzen. Dabei wurde der Schauplatz von einem Hinterhof in einen ehemaligen Zirkus verlegt sowie die Kostüme und die Choreografien an den neuen Ort des Geschehens angepasst. Dem 34jährigen Stück bekommt diese Frischezellenkur sehr gut.
Andrew Lloyd Webbers Katzen-Revue aus dem Jahr 1981 gilt als eine Begründerin der standardisierten Großproduktion, die stets in nahezu gleicher Inszenierung in diversen Ländern zu sehen ist. Umso interessanter war die Ankündigung der Freilichtspiele Tecklenburg, eine der ersten freien Produktionen des Stückes auf die Bühne zu bringen. Da stellte sich bereits vorab die Frage, wie Bühnenbild, Kostüme und akrobatische Tanzszenen im Vergleich zur bekannten Version open air umgesetzt werden.
Andreas Gergen hat das Stück für die breite Naturbühne adaptiert und die ohnehin zahlreichen Rollen um ein Ensemble und den Chor der Festspiele ergänzt. Die Bühne wird so in allen zur Verfügung stehenden Bereichen genutzt. Susanna Bullers Bühnenbild ergänzt die prächtigen Begebenheiten der Burgruine und stattet den hinteren Bühnenteil rechts und links mit schrägen Ebenen aus, auf denen die Katzen mit Seilen auf die Empore hochgehen und herunterrutschen. Dazu gibt es zwei große Zirkuspodeste, ein Paar riesige Kaffeetassen und einen alten Einkaufswagen als Requisiten. Letzteren nutzt der obdachlose Gus für seine Habseligkeiten; später fährt Skimbleshanks damit als Zug – mit zwei Lampen ausgestattet – am Publikum entlang. Vorne an der Bühne sind parallel zu den Zuschauerreihen zwei Bahnen aus Turnmatten gelegt, auf denen öfter Flick Flacks und Saltos gezeigt werden.
Ähnlich wie eine Zirkusvorstellung ist auch “Cats” eine Nummernrevue. Das Zirkus-Thema klingt in Tecklenburg immer wieder an – sei es durch einen feuerspuckenden Macavity, die akrobatischen Einlagen von Mr. Mistoffelees oder auch die als Clowns kostümierten und geschminkten Ensemble- und Chormitglieder – wird allerdings nicht konsequent weiterverfolgt. Insgesamt ergibt sich eine temporeiche und abwechslungsreiche Inszenierung, in der auch die ruhigen Szenen bewegend gelingen. Kim Duddys Choreografien sind nah an den Originalen von Gillian Lynne, jedoch im eigenen Stil weniger ballettartig und mit modernen Elementen wie Streetdance gespickt. So lässt sie bis zu vier Katzen mit einem von zwei Darstellern kreisenden Springseil hüpfen.
Die vielschichtigen und farbenfrohen Kostüme von Karin Alberti wirken mehr menschlich als tierisch und zeigen für Katzen recht viel Haut. Dabei kommen auch ein Ganzkörperanzug aus Lack bei Bombalurina, ein biederes Damenkleid bei der Gumbie, ein Tigermantel bei Rum Tum Tugger und pharaonische Schleier bei Cassandra vor. Einige Darsteller haben Hüte oder Blumen auf ihren Perücken, manche eine Tatze in Form einer Katzenpfote als Tattoo im Dekolleté-Bereich. Durch die Tanzszenen auf dem Steinboden tragen viele der Tanzrollen Knieschoner in den jeweiligen Farben ihrer Kostüme. Deutlich näher am Original orientieren sich die geschminkten Gesichter.
Mit seinen vielen Charakteren ohne echte Hauptrollen ist “Cats” ein Ensemblestück par excellence. Aus dem homogenen und in allen Bereichen exzellenten Ensemble ragen einige Akteure heraus: Stimmstark führen Armin Kahl als Munkustrap und Reinhard Brussmann als Old Deuteronomy die Truppe an. Jellylorum und Gus werden anrührend und sehr harmonisch von Yngve Gasoy Romdal mit toller Mimik und der zauberhaften Leah Delos Santos verkörpert. In Growltigers letzter Schlacht amüsiert sie als eine Art Geisha. Caroline Frank und Rachel Marshall überzeugen als geschmeidige Geschichtenerzählerinnen Demeter und Bombalurina. Als freche Mungojerrie und Rumpleteazer bieten Niels Haberstroh und Anna Carina Buchegger auch während des Singens tänzerische Höchstleistungen.
Der durch seine Artikulation schwer zu verstehende Shane Dickson schwenkt als fescher Rum Tum Tugger mit roter Glitzerunterhose im Jellicle Ball als politische Geste eine Regenbogenflagge. Er trägt Victoria und Mr. Mistoffelees in Hebefiguren wie im Eiskunstlauf, teilweise lediglich mit einem Arm, was verdient Szenenapplaus auslöst. In der Rolle des stummen Zauberers setzt auch Davis Pereira artistische und körperliche Akzente, u.a. mit einem beeindruckenden Vertikaltuch-Balanceakt. Stephan Luethy gibt einen quirligen, kleinen Eisenbahnpagen. Die Rolle der Sopranistin Gumbie wurde überraschend mit dem hohen Bariton Benjamin Eberling besetzt. Er legt sie als alte, dicke Hausfrau mit Angela Merkel-Posen an.
Als Grizabella glänzt Maya Hakvoort durch ihr ergreifend interpretiertes “Erinnerung” bei dem sie mit warmer, tiefer Stimme berührt. Im ersten Teil des Songs stellt ihr Gergen ein junges Alter Ego ihrer Figur zur Seite, das zunächst strahlend im Rampenlicht steht, dann allerdings strauchelt und fällt. Ein sehr effektvoller Regieeinfall.
Musikalisch bietet das Orchester unter der Leitung von Tjaard Kirsch höchstes Niveau und gibt der abwechslungsreichen Partitur sehr viel Schwung, der die Zuschauer oft zum rhythmischen Mitklatschen animiert.
Die Freilichtspiele Tecklenburg beweisen Mut und zeigen mit ihrer eigenen und zirkusreifen Produktion von “Cats”, dass es sich lohnt, einen Klassiker mit feinen Händen in anderem Licht erstrahlen zu lassen. Damit festigen sie den guten Ruf, den sie sich in den letzten Jahren erarbeitet haben. Die zahlreichen Zuschauer belohnen es mit viel Applaus und Standing Ovations.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Andrew Lloyd Webber |
Deutsche Übersetzung | Michael Kunze |
Regie | Andreas Gergen |
Co-Regie und Choreografie | Kim Duddy |
Musikalische Leitung | Tjaard Kirsch |
Bühne | Susanna Buller |
Kostüme | Karin Alberti |
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CAST (AKTUELL) |
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Old Deuteronomy | Reinhard Brussmann |
Munkustrap | Armin Kahl |
Rum Tum Tugger | Shane Dickson |
Grizabella | Maya Hakvoort |
Demeter | Caroline Frank |
Bombalurina | Rachel Marshall |
Jellylorum | Leah Delos Santos |
Gumbie / Jennyanydots | Benjamin Eberling |
Bustopher Jones / Growltiger | Yngve Gasoy Romdal |
Skimbleshanks | Stephan Luethy |
Mungojerrie | Nils Haberstroh |
Rumpleteazer | Anna Carina Buchegger |
Quaxo / Mr. Mistoffelees | David Pereira |
Jemima / Sillabub | Celine Vogt |
Plato / Macavity | Zoltan Fekete |
Victoria | Taryn Nelson |
Etcetera | Marthe Römer |
Coricopat | Tobias Joch |
Tantomile | Eleonora Talamini |
Cassandra | Lucy Costelloe |
Pouncival | Hakan T. Aslan |
Alonzo | Andrew Hill |
Tumblebrutus / Bill Bailey | David Pellerin |
Ensemble | Marco Herse Foti Brett Hibbert Fin Holzwart Marta Di Giulio Theano Makariou Luisa Mancarella Silja Schenk |
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GALERIE |
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