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In der gleichnamigen Hollywood-Verfilmung mit Leonardo DiCaprio und Tom Hanks aus dem Jahre 2002 geht am Ende alles gut aus. Auf der kleinen Bühne der Wiener Kammerspiele in der Josefstadt inszeniert Werner Sobotka die auf Tatsachen beruhende, am Broadway mäßig erfolgreiche Geschichte um den Scheckbetrüger Frank Agagnale (gespielt von Rasmus Borkowski) – ebenfalls mit einem Happy End.
Die gelungene deutsche Adaption, die manchmal lokalpatriotisch eher österreichisch und weniger hochdeutsch angelegt ist, unterhält wie ein sonntäglicher Tatort nach dem Motto: “Zurücklehnen und in jeder Szene gespannt sein.”
Die Wahl des Theaters für diese Produktion hätte nicht besser sein können. Schon beim Betreten des frisch renovierten Theaters überrascht das Haus im Stil eines wahren Schmuckkästchens. Die Story und die Inszenierung passen sich ideal in das Haus ein, auch wenn die schmale Bühne mit insgesamt teilweise 17 Darstellern auf der Bühne fast überfüllt wirkt. Der Effekt der Nähe des Zuschauers zum Geschehen auf der Bühne wird dadurch nur noch verstärkt. Dabei besteht das Einheitsbühnenbild aus teilweise beleuchtbaren Quadraten und Rechtecken an den Wänden. Zwei Treppen im hinteren Bereich, die auf eine Empore führen, wirken wie eine Flugzeuggangway. Am oberen Ende der Treppe ist eine Videoleinwand für Projektionen angebracht und eine Drehtür für Auf- und Abgänge darunter. Dazu werden Requisiten wie Türen, Tische und Stühle durch ein geschicktes Lichtkonzept ergänzt. Besonders gelungen sind Frank Juniors Vorstellungen seiner Utensilien wie Schere und Klebstoff in stark vergrößerter Form im Stil der Fernsehwerbesendung “Der Preis ist Heiß” im TV.
Das Stück beginnt mit dem eigentlichen Ende der Geschichte der Verhaftung von Frank Abagnale junior im Jahre 1969. Im weiteren Verlauf erzählt dieser seinem Gegenspieler FBI-Agent Carl Henratty (interpretiert von Martin Berger) und dem Publikum seine Geschichte als Stück im Stück “Live und ganz in Farbe” charmant und oft humorvoll. Frank Agagnale Jr., ein geschickter und cleverer Scheckbetrüger sowie vermeintlicher Pilot, Arzt und Anwalt gibt sich dabei in einem komödienartigen Katz-und-Maus-Spiel ein Wettlauf mit dem ehrgeizigen und in grauem Trenchcoat und Hut gekleideten FBI-Agent Carl Henratty. Der immer wieder in Einsamkeit versinkende Polizist steht in der Darstellung von Authentizität und Emotionen dem sich stets auf der Flucht befindlichen Scheckbetrüger nicht hinten an. Beide Darsteller erreichen, dass sich die Zuschauer mit ihren Rollen identifizieren und der Sympathieausschlag in Schwarz-Weiß-Kategorien ausbleibt. Carl Henratty ist besessen von der Jagd des Frank Aganale, wobei dieser die Rolle des Gejagten durchaus genießt. Beide Figuren entdecken Ihre einzige Gemeinsamkeit, die Einsamkeit, was immer wieder in einigen Szenen anklingt und in einer Anrufszene am Ende des ersten Aktes klar zur Sprache kommt. Die kräftigen und klaren Stimmen der Darsteller heben die Vehemenz ihrer Vorgehensweisen deutlich heraus. Herrlich amüsant gelingt dann aber wiederum konträr zur Darstellung der Einsamkeit die Tanzszene “Brich kein Gesetz” von Martin Berger, der hier gerade seine Körperlichkeit perfekt und witzig einsetzt.
Frank Agagnale agiert in fast jeder Szene. Rasmus Borkowski nimmt sich dieser Präsenz durch seine Jugendlichkeit und einnehmende Ausstrahlung meisterlich an. Henratty wird von Berger zunächst mürrisch und bärbeißig, im Verlaufe des Stückes jedoch gelungen weicher und differenzierter interpretiert. Am Ende entwickelt er sogar nahezu vaterähnliche Gefühle für Frank Jr. und stellt diesen beim FBI an.
Lisa Habermann als Frank Jrs Verlobte Brenda Strong greift spät ins Geschehen ein, kann jedoch zum Ende mit ihrer melodiösen Stimme und einer eindringlichen Interpretation von “Flieg, flieg ins Glück”, einem der schönsten Songs des Stückes, glänzen. Die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Frank Senior und Frank Junior wird von Borkowski und Axel Herrig anrührend herausgespielt. Herrig bewegt den Zuschauer mit seiner Darstellung des voranschreitenden Absturzes des Vaters. Karin Seyfried ist als Franks Juniors unglückliche Mutter stark unterfordert, spielt aber liebenswert mit authentischen französischem Akzent. Dean Welterlen und Ariane Swoboda bleiben in ihren kleinen Rollen als Brendas herrlich spießige Eltern in Erinnerung, da sie diese als Karikaturen interpretieren, was auch wunderbar gelingt.
Die Ensemblemitglieder spielen die weiteren kleinen Rollen, wobei jeder verschiedene Parts übernimmt. Dabei können sie vor allem tänzerisch in den einfalls- und abwechslungsreichen in den Handlungsstrang eingebetteten Choreografien Simon Eichenbergers glänzen. Für komische Momente sind die drei Assistenten Henrattys Tim David Hüning als prolliger Branton, Andreas Wanasek als netter Cod und Christian Petru als trotteliger Dollar zuständig, was ihnen zumeist gelingt.
Sobatkas Inszenierung ist insgesamt stimmig, im ersten Akt schwungvoll und mitreißend und am Ende mit kleinen Längen verziert. Besondere Würze und Authentizität verleiht ihr Marc Shaimans gut ins Ohr gehende Musik, die mit verschiedenen Stilen wie Jazz, Pop und Country im Stil der amerikanischen Musicals der 1960er Jahre das Stück perfekt einrahmt. Die fünfköpfige Band, bestehend aus Klavier, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Reeds, spielt unter der Leitung von Christian Frank furios und brilliert – dabei liefert sie nahezu Orchestersoundniveau. Auf die Verwendung von Microports hätte in diesem Schmuckkästchen von Theater sogar fast verzichtet werden können.
Wie beim Tatort wird das Publikum blendend und spannend unterhalten, was hier sogar um Witz, Humor und abwechslungsreicher Musik ergänzt wird. Die Protagonisten werden vom Publikum am Ende zu Recht gefeiert. Gute Krimiunterhaltung ist eben beliebt – im Fernsehen und auf der Bühne.
Musical von Marc Shaiman (Musik und Texte), Terrence McNally (Buch), und Scott Wittman (Texte)
Deutsche Übersetzung von Werner Sobotka
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Christian Frank |
Regie | Werner Sobotka |
Choreografie | Simon Eichenberger |
Bühne | Walter Vogelweider |
Kostüme | Elisabeth Gressel |
Licht | Michael Grundner |
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CAST (AKTUELL) |
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Frank Abagnale, Jr. | Rasmus Borkowski, (Christian Petru) |
Carl Hanratty | Martin Berger |
Paula Abagnale | Karin Seyfried |
Frank Abagnale, Sr. | Axel Herrig |
Brenda Strong | Lisa Habermann |
Roger Strong | Dean Welterlen |
Carol Strong | Ariane Swoboda |
Branton | Tim David Hüning |
Cod | Andreas Wanasek |
Dollar | Christian Petru |
Ensemble | Sarah Bowden Lisa Habermann Daniela Harbauer Emma Hunter Maren Kern Miriam Mayr Ariane Swoboda Salka Weber Dominik Hofbauer Tim David Hüning Christian Petru Andreas Wanasek Dean Welterlen |
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GALERIE |
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