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Großer Wurf der Staatsoperette Dresden. Hier stimmen Inszenierung, Ausstattung und die Leistungen aller Beteiligten im Orchestergraben und auf der Bühne. Diese Reise in das Land hinter dem Regenbogen lohnt sich!
Kurzschluss auf der Bühne, das Licht im Saal wird heller! Ein aufgeregter Mann mit einem Funkgerät erscheint und gibt verzweifelt Anweisungen, um dem eben noch geheimnisvoll grün leuchtenden Plexiglas-Götzenbild wieder Leben einzuhauchen. Was wie eine Panne wirkt, gehört zum Stück und entlarvt den als übermächtig verehrten Zauberer von Oz (Dietrich Seydlitz) als Hochstapler, dessen magischen Fähigkeiten auf technischen Tricks und grünen LED-Brillen beruhen, die die Wahrnehmung vernebeln.
Arne Böge setzt in seiner kurzweiligen Inszenierung des Kinderbuch-Klassikers ganz auf dessen märchenhafte Elemente. Hendrik Scheels schnell wandelbares Bühnenbild schafft hierfür den entsprechenden bunten optischen Rahmen. Mit Bedacht und wohl dosiert ergänzt Böge seine fantasievolle Regiearbeit jedoch auch um zeitgemäße Einsprengsel. So zeichnet er die Bewohner der Smaragdstadt als dekadente, oberflächliche Partygesellschaft in fantasievoller Glitzer-Abendgarderobe (Kostümbild ebenfalls von Hendrik Scheel), deren Leben ganz dem Genuss verpflichtet ist. Böge überführt die Geschichte damit mühelos ins Jetzt und Heute, ohne die Erwartungen des Publikums zu enttäuschen. Seine Regiearbeit begeistert und fesselt fast zweienhalb Stunden lang Jung wie Alt, was sich auch darin bemerkbar macht, dass es die vielen Kinder in der besuchten 18-Uhr-Vorstellung aufmerksam und ohne zu stören in ihren Sitzen hält.
Selbst der in anderen Produktionen manchmal etwas altbacken wirkende Bigband-Sound der Partitur wirkt in der Interpretation des großartig aufspielenden Orchesters der Staatsoperette Dresden (musikalische Leitung: Peter Christian Feigel) keck und frisch. Ist der Klangkörper im Teil vor der Pause vorlagenbedingt noch etwas unterbeschäftigt, können die Musikerinnen und Musiker danach richtig loslegen. Beim jazzigen “Jitterbug” brillieren nicht nur sie – auch die in den Choreografien von Christopher Tölle viel beschäftigten Tänzerinnen und Tänzer des Ballettensembles zeigen hier als bösartige Spinnen fast schon akrobatische Einlagen.
Wie leistungsfähig und gut ein fest engagiertes Ensemble an einem Theater sein kann, beweisen auch alle anderen Beteiligten auf der Bühne: Seien es die homogen singenden erwachsenen Choristen als Mohnblumen und Schneemänner, die mit viel Eifer und Konzentration spielenden Mitglieder des hauseigenen Kinderchores als Munchkins oder Solisten wie Bettina Weichert (Tante Em/Glinda) oder Frank Oberüber (Hickory/Blechmann). Einzig Elmar Andree, der mit klassisch ausgebildetem, wohltönenden Bass-Bariton als Löwe und Zeke über die Bühne tappst, wirkt etwas zu sehr operettig.
Gekrönt wird der positive Eindruck allerdings durch die Leistungen dreier Solisten: Mandy Gabrecht ist mit kleinen Gesten und schriller Sprechstimme als Almira Gulch sowie als böse Hexe des Westens eine diabolische, elegant-grazile Giftspritze. Marcus Günzel bewegt sich als Vogelscheuche als seien seine Gelenke aus Gummi: Eine starke, bestimmt auch körperlich anstrengende Darstellung, die Günzel mit lockerem Spiel und einem leichten, seidig-eleganten Tenor ergänzt.
Einfach eine Wucht ist schließlich Olivia Delauré, die mit jugendlichem Charme und niemals aufgesetzt wirkender Darstellung eine durchgängig sympathische Dorothy gibt. Dazu tanzt Delauré mit fast katzengleicher, geschmeidiger Beweglichkeit und singt mit einem sicher geführten Sopran nicht nur den Top-Hit des Stücks “Somewhere Over The Rainbow” Ein Glücksfall, der im Publikum als Gänsehautmoment ankommt und schon allein deshalb den Besuch der Aufführung lohnt. Am Ende großer, berechtigter Jubel für alle Beteiligten. Was will man mehr?
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Peter Christian Feigel |
Inszenierung | Arne Böge |
Ausstattung | Hendrik Scheel |
Choreographie | Christopher Tölle |
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CAST (AKTUELL) |
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Prof. Chester Marvel / Der Zauberer von Oz | Dietrich Seydlitz |
Dorothy Gale | Olivia Delauré Jeannette Oswald |
Tante Em / Glinda, Hexe des Nordens | Elke Kottmair Bettina Weichert |
Onkel Henry /Wächter in der Smaragdstadt | Gerd Wiemer Herbert G. Adami |
Ceke / Der Löwe | Christian Grygas Elmar Andree |
Hickory / Der Blechmann | Bryan Rothfuss Frank Oberüber |
Hunk / Die Vogelscheuche | Marcus Günzel Andreas Sauerzapf Markus Schneider |
Miss Almira Gulch / Hexe des Westens | Mandy Garbrecht |
Toto | Henryk Wolf |
General der Winkies | Bernd Franke Mirko Poick |
Nikko | Alexander Borrmann |
2 Herren aus Oz | Dag Hornschild Stefan Trommler Andreas Pester Michael Wagner |
2 Damen aus Oz | Christiane Meier Karin Mosig Anna Piontkowsky Katharina Trimolt-Theodoridis |
3 Apfelbäume | Tanja Höft Inka Lange Katharina Spaniel Judith Nawrocki Annegret Reißmann Alexandra Strauß |
3 Krähen | Christian Berger Christoph Simon Martin Gebhardt Tobias Märksch Vasily Arkhipov Friedemann Condé |
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GALERIE |
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