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Wer heutzutage auf Partnersuche ist, der tummelt sich häufig in der von Täuschungen und Enttäuschungen geprägten Welt der Dating-Apps. Das 2022 in den Niederlanden uraufgeführte Musical „Blind Date“ wählt die altmodische „Offline-Methode“ und zeigt in einer aberwitzigen Handlung, dass Liebe nicht mit einem Klick entstehen kann. Die deutschsprachige Erstaufführung in der Inszenierung von Holger Hauer gerät dank eines grandiosen Casts zu einem Triumph.
Meli hätte sich so sehr über einen Thermomix zu ihrem Geburtstag gefreut, doch ihre Mutter überrascht sie stattdessen mit einem Blind Date. Dieses Treffen wird von Rosie arrangiert, die in ihrer Agentur nach Auswertung von 500 Fragen in Jan einen potenziellen Kandidaten mit 100-prozentiger Übereinstimmung gefunden hat. Auch der Bankkaufmann hat diese Verabredung mit einer Unbekannten ganz ohne Swipen, Chats und manipulierte Fotos geschenkt bekommen und so treffen die beiden von Dating-Apps desillusionierten Dauer-Singles in „Cupidos Pfeil“ aufeinander. Hier herrschen allerdings besondere Regeln: Rosie kassiert die Mobiltelefone ein, serviert ein Mehrgänge-Menü und verpflichtet beide, einen Abend vom Aperitif bis zum Espresso zu verbringen. Ein vorzeitiger Abbruch wird nicht geduldet.
Das Publikum begleitet Meli und Jan während dieses Blind Dates. Es wäre allerdings unfair, hier den weiteren Verlauf der Handlung der Musical-Komödie zu schildern und zu verraten, ob beide ein Paar werden. Verdientermaßen ist Autor Allard Blom ein Jahr nach der Uraufführung in den Niederlanden für sein dramaturgisch stringentes Buch voller Absurditäten und Witz mit einem Musical Award ausgezeichnet worden. Die gelungene deutsche Übertragung von Kai Hüsgen mit nationalen Einsprengseln wie der TV-Sendung „Bares für Rares“ bildet den Garant für einen unterhaltsamen Musicalabend voller Wortwitz und Turbulenzen, in dem aber auch Raum für Nachdenkliches ist.
Für die Inszenierung der deutschsprachigen Erstaufführung in Berlin zeichnet Holger Hauer verantwortlich. Der Regisseur setzt dabei auf Tempo und liebevoll gezeichnete Typen, die mit gekonntem Timing ihre Pointen setzen. Auch lässt Hauer das Publikum die Gefühle der Protagonisten miterleben, indem er sie blitzlichtartig das Gespräch mit ihrem Gegenüber verlassen lässt, um sich im nächsten Moment direkt den Zuschauern mitzuteilen. Ausstattung und (Stepp-)Choreografien hat Hauer gemeinsam mit seinem Cast entwickelt, sodass in der gut besuchten Vorstellung eine rundum gelungene, echte Teamarbeit zu bewundern ist.
Dabei entpuppt sich das Musical mit nur drei Darstellern als echte Entdeckung für ein kleines Theater. Mit zwei überdimensionalen Herzdame- und Herzbube-Spielkarten zwischen den Schriftzug „Cupidos Pfeil“ im Rücken sitzen die beiden Dater auf einer kleinen runden Spielfläche am Tisch, seitlich von ihnen steht der Flügel des musikalischen Leiters, um die Ecke davon sind die beiden anderen Musiker geschickt postiert. Das Publikum sitzt ebenfalls an Tischen, was die Illusion einer Restaurant-Situation perfekt in den Zuschauerraum transportiert. Pianist Bijan Azadian wird mehrfach in die Handlung integriert und darf sogar in einem Mini- Auftritt als Melis Dating-Appvorschlag Hassan sein komödiantisches Talent aufblitzen lassen. Gemeinsam mit Ralph Graesser am Bass und Jörg Trinks am Schlagzeug bildet Azadian ein aufmerksame wie unaufdringliche musikalische Begleitung, die den Gesang niemals übertönt. Allerdings können die Musiker nicht wettmachen, dass die Kompositionen von Sam Verhoeven über nur wenig Ohrwurm-Potenzial verfügen und eher handwerklich gut gemachte Gebrauchsmusik sind.
Den Löwenanteil der rundum gelungenen deutschen Erstaufführung von „Blind Date“ trägt allerdings ein Cast, der Maßstäbe für Folge-Inszenierungen setzt. Als Rosi ist Lara-Antonia Heine nicht nur die von ihrem Ziel der Partnerschafts-Zusammenführung beseelte Agentur-Chefin, sondern führt auch als gastgebende Erzählerin, die die Zügel fest in der Hand hält, durch das Stück. Gleichzeitig ist sie in vielen kleineren Rollen zu bewundern und hat mit dem Tango „Cupido ist tot, doch Rosie lebt“ gleich nach der Pause einen tollen Showstopper.
Olivia-Patrizia Kunze ist mit ihrer hysterischen Lache und dem von Therapeutin Anna-Maria in seelischen Notsituationen zur Beruhigung auferlegten Blockflötenspiel nicht nur eine großartige Komödiantin, sondern zeigt mit ihrem sanften Musical-Sopran auch die verletzlichen Seiten der Hundefrisörin Meli auf. Als ihr Dating-Partner Jan gibt Dennis Weissert zunächst einen auf Zahlen fixierten Bankkaufmann-Langweiler, hinter dessen biederer Fassade jedoch ganz andere Talente zu entdecken sind. Weissert spielt das mit umwerfender Mimik und glänzt mit seinem bis in höheren Lagen funkelnden Bariton nicht nur im Song „Das Leben ist viel schöner, wenn man singt“.
In der Zwischenzeit ist die Spielserie der deutschen Erstaufführung von „Blind Date“ abgespielt. Sie hat es allerdings mehr als verdient, wieder aufgenommen zu werden, denn sie tritt ganz nebenbei den Beweis an, dass das Publikum für gut gemachte Musical-Unterhaltung nicht unbedingt auf Großproduktionen angewiesen ist, sondern Juwelen des Genres in bester Qualität auch in kleineren Theatern zu einem vernünftigen Preis bewundern kann.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Holger Hauer |
Musikalische Leitung | Bijan Azadian |
Choreografie | Holger Hauer Dennis Weissert Olivia-Patrazia Kunze |
Step-Choreografie | Dennis Weissert |
Ausstattung | Holger Hauer HPP Lara-Antonia Heine |
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CAST (AKTUELL) |
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Jan | Dennis Weissert |
Meli | Olivia-Patrizia Kunze |
Rosi | Lara-Antonia Heine |
Band | Bijan Azadian Ralph Graesser Jörg Trinks |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Do, 17.10.2024 20:00 | Theater Grüne Bühne, Berlin | Premiere | |||||||
Fr, 18.10.2024 20:00 | Theater Grüne Bühne, Berlin | ||||||||
Sa, 19.10.2024 20:00 | Theater Grüne Bühne, Berlin | ||||||||
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So, 20.10.2024 20:00 | Theater Grüne Bühne, Berlin | ||||||||
Do, 07.11.2024 20:00 | Theater Grüne Bühne, Berlin | ||||||||
Fr, 08.11.2024 20:00 | Theater Grüne Bühne, Berlin | ||||||||
Sa, 09.11.2024 20:00 | Theater Grüne Bühne, Berlin | ||||||||
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