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Tanz der Vampire (2016 - 2017)
Theater des Westens, Berlin

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Die Untoten leben – und wie! Nur knapp drei Jahre nach dem angekündigten „endgültigen Abschied“ des Musicals aus Deutschland laden die Vampire mit einer tollen Besetzung in der bewährten Inszenierung wieder zum Tanz und beweisen ihre Unsterblichkeit. Ein wirklich gelungenes Comeback, dessen einziger Wermutstropfen das abgespeckte „Orchesterchen“ ist.

Phänomen Tütensuppe. Wer nie eine hausgemachte Bouillon mit natürlichen Zutaten gegessen hat, dem mundet auch ein künstlich mit allerlei chemischen Zusatzstoffen aufgepepptes Industrieprodukt. Voller akustischer Geschmacksverstärker und im Computer erzeugter Instrumenten-Imitate kommt auch die aktuelle „Tanz der Vampire“-Produktion daher. Insbesondere wenn die Steinman-Partitur bombastisch-rockig wird, wie in der Ouvertüre, klingt sie mit ihren auf Perfektion getrimmten Streicher- und Bläserpassagen wie künstlich auf Hochglanz poliert. Auch wenn dieser Soundbrei oft viel zu laut aus den Boxen wummert, setzt sich die Musik immer noch schmeichelnd im Gehörgang fest. Das auf zehn Personen reduzierte Rumpf-Orchester unter dem Dirigat von Robert Emery verwaltet die Musik mehr, als dass es sie gestaltet. Eine bedenkliche Entwicklung.

Aufgetischt wird das Revival der Untoten wieder in der bekannten Ur-Inszenierung von Roman Polanski. Co-Regisseur Cornelius Baltus hat sie für die Berlin-Premiere so servierfertig zubereitet, dass auch die zigste Wiederbegegnung eine wahre Freude ist. Schnelle Abläufe, liebevoll gezeichnete Charaktere und ein gut austariertes Verhältnis von Komik und Dramatik lassen sowohl wohlige als auch kalter Schauer über den Rücken laufen.

William Dudlleys Bühnenbild mutet in der Tourneeversion etwas reduziert an: Die auf der Drehbühne rotierende Schenke im ersten Akt wirkt im Vergleich zur Ausstattung der Original-Inszenierung von 1998 etwas nüchterner, das morbide Schloss etwas abgespeckter. Dafür punkten die neu gestalteten Video-Animationen mit rasanten Landschaftsfahrten bis hin zu einem gruselig-grauen Schloss-Monstrum. Wahre Hingucker sind wie eh und je die dreigeschossige Gruft und vor allem die sich absenkende Wand mit den Gräbern, aus denen die Untoten in ihren morbid-abgewetzten Kostümen (Sue Blane) beim Showstopper „Ewigkeit“ kriechen. Neu ist die schicke schwarze Bekleidung für die tanzenden Vampire im Finale (Reto Tuchschmid). Nicht erst jetzt begeistern Dennis Callahans zackig-rasante Choreografien. Das durch den Co-Choreografen Vanni Viscusi auf Höchstleistung getrimmte (Tanz-)Ensemble liefert eine bravouröse, sehr synchrone Leistung ab und beweist, dass die Show keinerlei Patina angesetzt hat. Toll!

Die Casting-Verantwortlichen haben bei der durchweg sehr guten Besetzung ein glückliches Händchen, auch wenn die ein oder andere Rolleninterpretation Geschmackssache ist. Das gilt zum Beispiel für Mark Seibert, der den Ober-Vampir Graf von Krolock eher als smarten, weniger diabolischen Gentleman anlegt. In „Die unstillbare Gier“ blitzen auch Zerrissenheit und Verzweiflung auf, die ansonsten hinter der Maske eines würdigen Schlossherrn verborgen bleiben. Stimmlich mogelt sich Seibert gekonnt um den ein oder anderen voll ausgesungenen Ton herum, was auch die Tontechnik unterstützt, indem die Regler seines Mikrofons etwas mehr aufgedreht werden als bei anderen. Unterm Strich liefert er allerdings eine gute Leistung ab und steht damit verdient im Zentrum der Aufführung.

Schon rein optisch wirkt Veronica Appeddu als Sarah neben Seibert zerbrechlich. Ihr zarter, sehr sicher geführter Sopran unterstreicht auch akustisch den Eindruck eines zwar naiven, aber auch abenteuerlustigen Mädchens, das sich erotisch von Graf Krolock angezogen fühlt, und sich deshalb für ihn opfert. Als handfeste, aber auch verführerische Magd Magda punktet Merel Zeeman vor allem mit ihrem resolut vorgetragenen „Tot zu sein ist komisch“. Stimmlich und darstellerisch ein Glücksfall sind auch Nicolas Tenerani als komischer Wirt Chagall und Milan van Waardenburg als tuntiger Vampirspross Herbert.

Nahezu eine Idealbesetzung sind Victor Petersen und Tom van der Ven als komisches Forschergespann. Petersen tapst als verschroben-vertrottelter Professor Abronsius durch die Szenerie und hat schon dadurch die Lacher stets auf seiner Seite. Den auch rhythmisch sehr anspruchsvollen Song „Wahrheit“ meistert er in der Kopfstimme bravourös und sorgt damit bereits im ersten Drittel der Show für ihren gesanglichen Höhepunkt. Als ihm zur Seite stehenden Assistent Alfred ist van der Ven ein in Liebe erglühter Angsthase, der immer wieder die verfahrenen Situationen rettet. Sein runder, bis in die höchsten Lagen auch sehr zarter Tenor harmoniert perfekt mit diesem Rollenbild.

Bei der furios umgesetzten Berliner Wiedererweckung der Untoten tobt zum Schlussapplaus das auch mit einigen kostümierten und geschminkten Fans besetzte Haus vor Begeisterung. Ein personell richtig gut besetztes Orchester ohne Computertrickserei wäre genau der Klacks Schlagsahne, der diese Produktion veredeln würde.

Diese Produktion war in folgenden Theatern zu sehen:
23.04.2016 bis 25.09.2016 – Theater des Westens, Berlin
05.10.2016 bis 15.01.2017 – Deutsches Theater, München

 
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KREATIVTEAM
MusikJim Steinman
Buch und TexteMichael Kunze
RegieRoman Polanski
Co-RegieCornelius Baltus
ChoreografieDennis Callahan
Co-ChoreografieVanni Viscusi
Musikalische LeitungRobert Emery
Bühne und ProjektionenWilliam Dudley
KostümeSue Blane
Reto Tuchschmid
LichtHugh Vanstone
SoundThomas Strebel
Arangements und Musikalischer SupersisorMichael Reed
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Graf von KrolockJan Ammann,
(Torsten Ankert
Kiril Zolygin)

Prof. AbronsiusVictor Petersen,
(Pascal Höwing
Sander van Wissen)

AlfredTim van der Ven,
(Andrew Chadwick
Noah Wili)

SarahVeronica Appeddu,
(Marina Maniglio
Anja Wendzel)

MagdaMerel Zeeman,
(Fleur Alders
Karolin Konert)

HerbertMilan van Waardenburg,
(Sander van Wissen)
ChagalNicolas Tenerani,
(Torsten Ankert
Michael Anzalone)

RebeccaYvonne Köstler,
(Fleur Alders
Pamela Zottele)

KoukolPaolo Bianca,
(Alex Hyne)
Nightmare Solo ISander van Wissen,
(Michael Anzalone
Milan van Waardenburg)

Nightmare Solo IIKirill Zolygin,
(Michael Anzalone
Milan van Waardenburg)

Tanz-SolistinAlessandra Bizzarri,
(Katie Allday
Astrid Gollob)

Tanz-Solo Schwarzer Vampir / Rote StiefelMate Gyenei,
(Joe Nolan)
Tanz-Solo Weißer VampirKevin Schmid,
(Stefan Mosonyi
Nicola Trazzi)

EnsembleFleur Alders
Katie Allday
Torsten Ankert
Alessandra Bizzarri
Vicki Douglas
Veronika Enders
Mate Gyenei
Karolin Konert
Marina Maniglio
Stefan Mosonyi
Joe Nolan
Nicole Ollio
Kevin Schmid
Nicola Trazzi
Sander van Wissen
Anja Wendzel
Noah Wili
Kirill Zolygin
Pamela Zottele
SwingsMichael Anzalone
Sanne Buskermolen
Andrew Chadwick
Astrid Gollob
Samantha Harris-Hughes
Thomas Höfner
Pascal Höwing
Kevin Hudson
Alex Hyne
 
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CAST (HISTORY)
Graf von KrolockMark Seibert [24.04.-08.07.2016]
Jan Ammann [12.07.2016-04.10.2016]
Thomas Borchert [05.10.-19.11.2016]
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 23.04.2016 19:30Theater des Westens, BerlinPreview
So, 24.04.2016 18:00Theater des Westens, BerlinPremiere
Di, 26.04.2016 19:30Theater des Westens, Berlin
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