Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos
Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos

Jetzt oder nie - Die Comedian Harmonists, Teil 2 (2005 - 2008)
Theater am Kurfürstendamm, Berlin

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Warum soll es auf der Musical-Bühne anders sein als beim Film? Nach dem Erfolg von “Veronika, der Lenz ist da – Die Comedian Harmonists” gibt es jetzt die Fortsetzung: Dieses Mal werden die Schicksale der sechs Gründungsmitglieder nach dem politisch bedingten Ende der “Boyband der Schellackplatten-Ära” nacherzählt. Neben bekannten Evergreens erklingen auch musikalische Überraschungen im typischen “Comedian Harmonists”-Sound.

Die Beatles ohne „Let It Be”, Abba ohne „Dancing Queen”. Unvorstellbar! Vor ein noch größeres Problem stellten die Nazis die Comedian Harmonists kurz nach der Machtergreifung im Februar 1935: Zum Einen beschränkten sie das Repertoire auf Musik „arischer” Komponisten und Autoren, wodurch Erfolgstitel wie beispielsweise „Mein kleiner grüner Kaktus” plötzlich tabu waren. Noch gravierender war jedoch, dass drei der Musiker wegen ihrer jüdischen Herkunft nicht mehr auftreten durften. Das Erfolgs-Sextett zerbrach auf Grund des Rassenwahns der politischen Machthaber, aber auch auf Grund von Streitigkeiten über den weiteren Karriereweg. Letztlich emigrierten die „Unerwünschten” ins Ausland.
Genau hier setzt die Handlung des zweiten Teils von „Die Comedian Harmonists” ein: Zunächst ergänzen sich beide Rumpf-Ensembles um je drei Ersatzmusiker und treten mit gänzlich unterschiedlichen Programmen auf den von den politischen Machthabern in Deutschland bestimmten Bühnen auf: Die im Reich verbliebene Sektion tingelt unter dem Namen „Das Meistersextett” mit deutscher Unterhaltungsmusik durch die Lande und singt unter der Flagge der Partei, die die Gruppe 1941 wegen Erfolglosigkeit auflöst. Die Emigrantentruppe hingegen startet als „Comedy Harmonists” noch einmal richtig durch. Mit ihrem internationalen Programm feiern sie mehrere Jahre lang vor allem in Skandinavien, Australien und in den USA große Erfolge. Auch bei ihrer Auflösung haben die Nazis wieder ihre Hände mit im Spiel – wenn auch indirekt: Nachdem der Vater des Baritons Roman Cykowski im Warschauer Ghetto umgebracht worden ist, tritt der Sohn seine Nachfolge als Kantor der jüdischen Gemeinde an. Seine ehemaligen Mitstreiter geben ebenfalls auf und widmen sich anderen Aufgaben.
Autor Gottfried Greiffenhagen zeichnet den Lebensweg der sechs Ur-Mitglieder der Comedian Harmonists behutsam nach und beleuchtet spotlichtartig nacheinander parallele Entwicklungsstadien beider Nachfolge-Ensembles. Regisseur Martin Woelffer unterstreicht dieses Konzept, indem er die Szenen des Meistersextetts auf der linken Bühnenseite präsentiert, während dieselben Darsteller anschließend als Comedy Harmonists auf der gegenüberliegenden Bühnenhälfte singen und agieren. Dabei sind die jeweiligen Ensemble-Gründungsmitglieder im Frack gewandet, während die „Ersatzmänner” andersfarbige Sakkos tragen (Kostüme: Polly Matthies). Hierzu erklingen natürlich reichlich Songs im original „Comedian-Harmonists-Sound”. Neben unverwüstlichen Klassikern – wie der eingangs bereits erwähnte „Kaktus” und der berühmten „Veronika” – werden auch Titel präsentiert, die man nicht unbedingt mit diesen Interpreten verbindet. So zum Beispiel das Lied der Sieben Zwerge aus dem Walt Disney Zeichentrickfilm „Schneewittchen” und „Chattanooga Choochoo” von Glenn Miller. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch der Werbespot für den „Caspar Blume Dauerbrandherd”, zu dem die Interpreten im Kochoutfit auftreten.
Leider verliert die Produktion nach der Pause mit Auflösung der Nachfolge-Ensembles etwas an Fahrt. Die Schicksale der einzelnen Mitglieder in den Nachkriegsjahren und während des Kalten Krieges werden etwas lieblos abgehandelt und langatmige Sprechszenen dominieren das Geschehen. Allein die musikalische Szene im Jüdischen Tempel von Los Angeles kann überzeugen.
Damit die Zuschauer immer den Überblick über den Fortgang der Handlung behalten, lässt Greiffenhagen immer wieder den Begründer der Comedian Harmonists, Harry Frommermann, zu Wort kommen. Dieser sitzt leicht erhöht in einem Arbeitszimmer im Bühnenhintergrund (Bühnenbild: Tom Presting) und bereitet sich in seinen letzten Lebenstagen auf ein Interview für eine Fernsehdokumentation vor. Hierfür schneidet er seine Erinnerungen auf einem Tonband mit und kommentiert manchmal auch ironisch das Geschehen. Eine leider etwas undankbare Aufgabe für Peer Jäger, die er jedoch mit Witz und Charme gekonnt meistert.
Im Zentrum der Aufführung stehen natürlich die sechs Comedian Harmonists: Jörg Daniel Heinzmann ist nicht nur für die musikalischen Arrangements verantwortlich, er begleitet in der Rolle des Erwin Bootz auch seine Bühnenkollegen am Flügel. Im gesanglich hervorragenden und stimmlich perfekt aufeinander abgestimmten Ensemble gefallen Johannes Schwärsky mit sattem Bass (Robert Biberti), Thorsten Hennig mit sicherer Tenorhöhe (Ari Leschnikoff) und der Bariton Alexander Franzen (Roman Cykowski). Paul Hörmann (Erich A. Collin) merkt man auf Grund seines hölzernen Spiels leider an, dass er hauptsächlich als Oratoriensänger tätig ist, während Samuel Streiff nicht nur mit seinem „Schnalz-Glucks-Solo” im Song „Ali-Baba” das Publikum auf seine Seite zieht.
Vergleicht man beide Teile der „Comedian Harmonists”-Saga, ist die neue Produktion unter biografischen Gesichtspunkten trotz einiger Längen in der zweiten Hälfte sicherlich der inhaltlich interessantere Abend. „Jetzt oder nie” besticht aber auch durch seine charmant-verschmitzte und perfekte musikalische Umsetzung. Und endlich erhält auch wieder der berühmte „kleine grüne Kaktus” den Platz, der ihm gebührt.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
BuchGottfried Greiffenhagen
RegieMartin Woelffer
BühneTom Presting
KostümePolly Matthies
Arrangements und Musikalische LeitungJörg Daniel Heinzmann
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Der alte Harry FrommermannPeter Rühring
Robert BibertiJohannes Schwärsky
Ari LeschnikoffThorsten Hennig
Erwin BootzJörg Daniel Heinzmann
Der junge Harry FrommermannThomas Winter
Erich A. CollinFriedemann Hecht
Roman CykowskiAlexander Franzen
Axel Herrig
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Mi, 10.08.2005 20:00Theater am Kurfürstendamm, Berlin
Do, 11.08.2005 20:00Theater am Kurfürstendamm, Berlin
Fr, 12.08.2005 20:00Theater am Kurfürstendamm, Berlin
▼ 186 weitere Termine einblenden (bis 09.12.2008) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay