Mathias Edenborn © Stage Entertainment
Mathias Edenborn © Stage Entertainment

Tanz der Vampire (2017)
Palladium Theater, Stuttgart

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Wenn ein Musical seit ziemlich genau 20 Jahren beinahe unverändert aufgeführt wird, muss man sich unweigerlich fragen, ob die Show noch „up to date“ ist. Dem aus dem Jahr 1997 stammenden Steinman/Kunze-Kulthit „Tanz der Vampire“ muss man zugestehen, dass der altbewährten Inszenierung immer noch eine Faszination beiwohnt. Punkten kann auch die aktuelle Stage-Produktion mit kraftvollem Score, opulentem Staging und starkem Cast. Einziger Wermutstropfen: Leider sind auch die Schwachpunkte der Inszenierung „altbewährt“ und bremsen den flotten, rockigen Handlungsablauf aus. Nach Mathias Edenborn sind Jan Ammann, Thomas Borchert und Mark Seibert in der Hauptrolle zu sehen.

Es ist schon ein starker Moment, wenn Graf von Krolock durch das Publikum schreitet, während der Chor ein unheilvolles „Sei bereit“ anstimmt. Dem Auftritt und letztlich der gesamten Show wohnt ein gewisser Grusel bei, eine Faszination, die auch im Palladium Theater am Premierenabend spürbar ist. Die Vampire sind also zurück in Stuttgart. Zurecht? Ja. Die Show unterhält.

Allem voran mit einer hervorragend ausgewählten Cast, angefangen bei Mathias Edenborn als Graf von Krolock, der die Rolle bereits bei der Deutschlandpremiere alternierend spielte. Edenborn spendiert seinem Grafen eine gewisse Jugendlichkeit: Er lächelt und agiert spitzbübisch im Spiel mit Alfred und dem Professor, beherrscht aber auch wunderbar die sonore, dunkle Seite der Rolle, die er mit brillanter, kraftvoller Stimme voller Emotion unterstützt. Neue Phrasierungen und noch rockigere, teils poppig gesungene Passagen, beispielsweise während der Tanzsaal-Szene, lassen die Songs von Jim Steinman in neuem Licht erscheinen und machen Spaß.

Die übrigen Mitglieder des Hauptensembles sind allesamt aus der letztjährigen Tour bekannt. Veronica Appeddu gibt ihre Sarah mit glockenklarer Stimme. Teilweise driftet sie allerdings unangenehm ins Schrille ab, was eventuell aber noch tontechnisch bedingt zu erklären ist. Im Vergleich zur Berliner bzw. Münchener Inszenierung hat sie an ihrem Akzent gefeilt, der zwar immer noch herauszuhören ist, aber nicht mehr störend auffällt.

Tom van der Vens Alfred bietet die angemessene Balance zwischen Tollpatsch und emotionalem Liebhaber. Highlight seiner Partitur ist „Für Sarah“, das er emotional und frontal zur Rampe über die Bühne bringt. Victor Petersen als Professor Abronsius ist eine Idealbesetzung für den quirligen Wissenschaftler: Wie schon in der Tourneeproduktion gelingt es ihm, die Rolle komisch und slapstickartig zu gestalten, ohne dem Professor die „Würde“ zu nehmen oder ihn als Albert-Einstein-Abziehbild verkommen zu lassen. Merel Zeeman als Magda gibt der etwas unterentwickelten Rolle der Magd ein starkes Profil. Der melodisch starke, wenn auch aussagekräftig schwache Song „Tot zu sein ist komisch“ kommt bei ihr noch rockiger als bisher bekannt daher und lässt erahnen, dass ihr die Verwandlung zum Vampir ausgesprochen gut zu Gesicht und zu Stimme steht.

Am Bühnenbild wurde im Vergleich zur Tour bzw. letztlich auch zur Originalinszenierung nichts geändert: Immer noch überzeugen das morbide anmutende Schloss und die einzelnen Versatzteile, wie die absenkbare Grabwand der Untoten oder die Gruft des Grafen. Unterstützt von der Ausleuchtung und den Video-Animationen von Hugh Vanstone und William Dudley bietet das Vampir-Spektakel viel fürs Auge. Auch Kostüme (Sue Blane) und Choreografie (Dennis Callahan) haben zwei Jahrzehnte nach der Uraufführung nichts von ihrem Charme verloren. Besonders die rasanten Tanzszenen wie die Traumsequenz nach der Pause oder das schwungvoll choreografierte Finale sind imposant anzusehen.

Dennoch – auch wenn das Uhrwerk „Tanz der Vampire“ seit zwanzig Jahren fehlerfrei läuft und die Inszenierung nach wie vor funktioniert, wäre gerade der 20. Geburtstag eine Chance gewesen, um der Show die ein oder andere Frischzellenkur zu gönnen. Szenen wie „Knoblauch“ oder „Eine schöne Tochter ist ein Segen“ kommen trotz diverser Kürzungen nach wie vor unglaublich bremsend daher, was gerade im Kontrast mit den unheimlich starken rockigen Passagen der Show ins Gewicht fällt.

Dem Schlussapplaus zum Abschluss der Premiere tut das keinen Abbruch. Es ist spürbar, dass die Stuttgarter „ihre“ Show vermisst haben und dass die Vampire mit dieser Stadt im Besonderen verbunden sind. Man sollte sich einen erneuten „Tanz“ mit diesem überzeugenden Ensemble nicht entgehen lassen.

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
MusikJim Steinman
Buch und LiedtexteMichael Kunze
RegieRoman Polanski
Co-RegieCornelius Baltus
ChoreografieDennis Callahan
Co-ChoereografieVanni Viscusi
Arrangements und musikalische SupervisionMichael Reed
Bühne und Video-ProjektionenWilliam Dudley
KostümeSue Blane
Light-DesignHugh Vanstone
Sound-DesignThomas Strebel
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Graf von KrolockMathias Edenborn,
(Kirill Zolygin)
SarahMaureen Mac Gillavry,
(Marina Maniglio
Anja Wendzel)

AlfredTom van der Ven,
(Gonzalo Campos Lopes
Thijs Kobes)

Professor AbronsiusVictor Petersen,
(Pascal Höwing
Sander van Wissen)

ChagalJerzy Jeszke,
(Michael Anzalone
Kirill Zolygin)

HerbertChristian Funk,
(Kirill Zolygin
Sander van Wissen)

MagdaSara Jane Checchi,
(Fleur Alders
Karolin Konert)

RebeccaYvonne Köstler,
(Fleur Alders
Merel Zeeman)

KoukolPaolo Bianca,
(Michael Anzalone
Jacob Fearey)

Nightmare Solo 1Sander van Wissen,
(Michael Anzalone
Max Meister)

Nightmare Solo 2Kirill Zolygin,
(Michael Anzalone
Max Meister)

Tanz-SolistinAlessandra Bizzarri,
(Astrid Gollob
Katie Allday)

Tanz-Solist schwarzer VampirCsaba Nagy,
(Joe Nolan
Mate Gyenei)

Tanz-Solist weißer VampirKevin Schmid,
(Stefan Mosonyi
Nicola Trazzi)

EnsembleKatie Allday
Fleur Alders
Alessandra Bizzarri
Gonzalo Campos Lopes
Veronika Enders
Pascal Höwing
Marina Maniglio
Karolin Konert [-14.07.2017]
Csaba Nagy
Stefan Mosonyi
Nicole Ollio
Joe Nolan
Kevin Schmid
Lynsey Reid
Sander van Wissen
Nicola Trazzi
Anja Wendzel
Kirill Zolygin
SwingsMichael Anzalone
Sanne Buskermolen
Jacob Fearey
Astrid Gollob
Samantha Harris-Hughes
Thijs Kobes
Kevin Hudson
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
Graf von KrolockMathias Edenborn [26.01.-30.04.2017]
Jan Ammann [02.05.-31.05.2017]
Thomas Borchert [01.06. bis 08.07.2017]
Mark Seibert [09.07. bis 30.07.2017]
SarahVeronica Appeddu [26.01.-30.07.2017]
Amélie Dobler [Vertretung Februar bis März 2017]
ChagalNicolas Tenerani [26.01.-30.07.2017]
HerbertMilan van Waardenburg [26.01.-24.02.2017]
Max Meister [25.02.-30.07.2017]
MagdaMerel Zeeman [26.01.-30.07.2017]
  
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Do, 26.01.2017 19:30Palladium Theater, StuttgartPremiere
Sa, 28.01.2017 14:30Palladium Theater, Stuttgart
Sa, 28.01.2017 19:30Palladium Theater, Stuttgart
▼ 250 weitere Termine einblenden (bis 03.09.2017) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay