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Starke Ensembleleistungen, hervorragend choreographierte Tanznummern und zwei herausragende Hauptdarsteller: Dafür steht die Wiederaufnahme der West Side Story bei den diesjährigen Bad Hersfelder Festspielen.
Die Wiederaufnahme im dritten und letzten Jahr zeigt deutlicher als vielleicht noch zuvor die Qualität der schlichten und ungemein dichten Regie von Matthias Davids im aus zwei rollbaren Metallgittern bestehenden Bühnenbild von Heinz Hauser, die elektrisierende Choreographie von Melissa King und die kraftvolle musikalische Leitung von Christoph Wohlleben. „Tonight“ mit kunstvoller Personenregie auf der gesamten Spielfläche und „Somewhere“ mit weißen Tänzern und einer finalen Bombenexplosion im leeren Bettgestell sind intensiv und anrührend.
Zu diesem Gesamteindruck trägt die bis in die kleinsten Rollen hervorragende Cast bei. Besonders der kraftvoll spielende Philippe Ducloux (Riff), Miha Podrepsek (neu als Baby John), Nivaldo Allves (Bernando), Nielson Soares (Chino) und der abgebrühte Frank Jordan (Schrank) mit ihrer exakten Spielweise bis in die Kleinigkeiten seien hier genannt. Alter und Akzent stimmen, man nimmt ihnen jede Bewegung, jeden Song ab. Sogar, dass im englischen Original gesungen wird, ist stimmig. Spannend wäre hier vielleicht sogar gewesen, teilweise spanisch zu singen.
Getragen wird die Aufführung ohne Zweifel von drei herausragenden Protagonisten: Christian Alexander Müller (Tony) und Katharina Schrade (Maria) hört und sieht man an, dass sie dieses Duo nicht das erste Mal gemeinsam spielen. Jede Minute, vom ersten Sehen bis zum Sterben, nimmt man ihnen ab. Schrade beweist dabei eine Natürlichkeit und gleichzeitige Stimmgewaltigkeit, die das Vorjahr klar übertrifft. Ihre Stimme dringt bis in die letzte Reihe, ihr Augenaufschlag und ihre Frische zieht die ersten Reihen in ihren Bann. Müller hat eine wunderbare Stimme und ist gerade auch in den Spielszenen glaubhaft. Was wäre das Liebespaar aber ohne die dramaturgisch so geschickt aufgebaute Figur der Anita. Fernab von der bekannten Romeo-und-Julia-Geschichte ist sie es, die dieses Musical herausragend machen kann. Ihre Wandlung, ihre Liebe zu Maria, ihre Verletztheit, ihr Stolz, all das wird von Maaike Schuurmans in einer Weise dargeboten, dass man eigentlich nur noch sie in dieser Rolle sehen möchte. Sie passt optisch gut in die Rolle, die Überlegenheit zu den halbstarken Männern der Einwanderer und vermeintlichen Einheimischen ist stimmig, ihre leidenschaftliche Spielweise und gesangliche Vielfalt ebenso.
Das Besondere ist aber das Zusammenspiel in der Stiftsruine. Der Ort macht aus guten Stücken und Inszenierungen etwas Unverwechselbares und Besonderes. Da das Stück in diesem Jahr erst im August auf dem Spielplan stand, kommt bei früherer Dunkelheit auch das Lichtkonzept voll zum Tragen, das mit Licht und Schatten und wunderbaren Farben die Ruine erstrahlen lässt. Mit dieser „West Side Story“ ist den Bad Hersfelder Festspielen genau das gelungen. Holk Freytag tat gut daran, dass er die Produktion seiner Intendantenvorgängerin Elke Hesse wiederaufgenommen hat. Es legt aber auch die Messlatte für das nächste Jahr hoch, wo eine Neuproduktion ansteht.
Zur ersten Spielzeit der „West Side Story“ 2010:
Regisseur Matthias Davids bleibt seiner klassisch angelegten Produktion aus dem letzten Jahr treu. Die vielen verschiedenen Charaktere erhalten durch sein Händchen für Personenführung Tiefe und werden mit Leben gefüllt. Dies gelingt ihm allerdings nur durch ein bis in die kleinsten Rollen hervorragend besetztes Ensemble, dem man die Spielfreude anmerkt und das es schafft, die Gangstreitigkeiten der Jets und Sharks glaubhaft über die Rampe zu bringen.
Die beiden Gangs agieren als Einheit. Hervorzuheben sind die Anführer Phillippe Ducloux als Riff und Nivaldo Allves als Bernardo, zwei überragende Schauspieler und Sänger. Ebenfalls zu erwähnen: Marc Seitz, der mit „Gee, Officer Krupke“ einen unterhaltsamen Showstopper liefert. Maaike Schuurmans ist, wie bereits im letzten Jahr, eine schauspielerisch und gesanglich sehr starke Anita, die es schafft alle Stimmungen dieser Rolle nachhaltig zu vermitteln.
Erwähnenswert auch in diesem Jahr ist die Choreographie von Melissa King, die selbst bei der verregneten Premiere und der damit äußerst rutschigen Bühne eine wahnsinnige Wirkung hatte. In Verbindung mit der dezent, aber wirkungsvoll gesetzten Beleuchtung der Stiftsruine, den Kostümen von Judith Peter und der Kulisse von Heinz Hauser entwickelt sich ein zauberhafter Musicalabend, der viele eindringliche Momente bietet. Getragen wird der Abend durch das bombastisch aufspielende Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben.
Hersfelds Tony blieb der Show aus dem letzten Jahr erhalten. Christian Alexander Müller ist ein begnadeter Schauspieler und Sänger, der sowohl den Macho, als auch den Romeo mit Gespür für Timing und viel Gefühl darstellt. Die Maria ist mit Katharina Schrade neu besetzt. Ihr Temperament und ihr liebevoller südländischer Akzent lassen vergessen, dass sie die Maria nur darstellt, man nimmt ihr die anfängliche Naivität der Figur, etwa in der „Hochzeitsszene“, glaubhaft ab. Und auch im späteren Verlauf, besonders bei Tonys Tod, überzeugt ihre dramatische Darstellung durchweg. Gerade die Szenen im Zusammenspiel mit Müller sind auch gesanglich sehr intensiv und lassen einen die verbotene Liebe der beiden glaubhaft nachvollziehen.
(Text: Jens Alsbach)
Zur ersten Spielzeit der 2009:
Zwei meterhohe, halbrunde Gitterwände auf Rollen, die mal als Käfighälften, mal als Kletterwände dienen – sonst nichts. Regisseur Matthias Davids und sein Bühnenbildner Heinz Hauser kommen mit minimaler Kulisse aus, ergänzen diese mit Requisiten wie Kleiderpuppen, Holzkisten oder einem Bett und vertrauen ansonsten auf die enorme Ausstrahlung und Spielfreude ihres Ensembles. Das ist bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt. Die „eingeborenen“ Jets, angeführt von Philippe Ducloux als Riff, und die puertoricanischen Sharks, mit Nivaldo Allves als Bernardo an der Spitze, spielen und singen auf hohem Niveau und tanzen schlichtweg überragend. Jeder Schritt passt, jede Bewegung sitzt; die an die Originalinszenierung angelehnten Choreografien von Melissa King entfalten auf der breiten Bühne ihre volle Wirkung. Ganz besonders eindrucksvoll gelingt die „Tonight“-Reprise, deren Umsetzung mit ansteigender Intensität in Musik und Tanz bis zum emotionalen Schlusston einen jener großartigen Theatermomente erschafft, wie man sie nur sehr selten erleben darf. Einen großen Anteil daran hat das 23-köpfige Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben, das mit großem technischen Können und dem richtigen Gespür für Dynamik und Rhythmus Leonard Bernsteins bahnbrechendem Score vollauf gerecht wird.
Regisseur Matthias Davids bleibt durchgängig bei einer klassischen, an der Originalinszenierung orientierten Personenführung und erfindet den Stoff nicht neu. Es gelingt ihm und seinen Darstellern, die Beziehungen der Charaktere untereinander sowie ihre Hoffnungen und Träume glaubhaft zu transportieren. Timing und Tempo passen trotz weiter Wege auf der übergroßen Bühne jederzeit, es entstehen nie unnötige Pausen.
Maaike Schuurmans ist eine mutige, emanzipierte Anita mit Herz und großer Stimme. Sie punktet besonders bei „America“ mit fetzigem Gesang und Tanz, spielt in der Vergewaltigungsszene gegen Ende eindrücklich und fügt sich ansonsten perfekt ins Ensemble ein. Leah Delos Santos schafft es dagegen trotz sicherem Sopran und einem gehörigen Schuss südländischen Temperaments nicht, ihrer Maria genügend Glaubwürdigkeit zu verleihen: Für einen Teenager ist sie einfach ein paar Jahre zu alt – zu bemüht sind ihre Versuche, naiv und süß zu wirken. Erst in der Verbitterung nach Tonys Tod kann Delos Santos zeigen, dass sie auch eine gute Schauspielerin ist. Christian Alexander Müller als ebenfalls sehr erwachsener Tony spielt bei „Maria“ die große Bandbreite seiner gesanglichen Fähigkeiten aus: Er singt den Titel gefühlvoll und ganz ohne erkennbare Anstrengung, wechselt mühelos zwischen leisen und kraftvollen Passagen, zwischen Brust- und Kopfstimme – ein begnadeter Sänger! Die Duette mit Delos Santos gelingen ebenso, beide schwelgen lustvoll in den großen Melodien von „Tonight“ und „Somewhere“. Aber auch für Delos Santos und Müller gilt: Sie sind Teil eines Ensembles, das als Ganzes aus der Inszenierung dieses ganz und gar nicht angestaubten Klassikers ein unvergessliches Erlebnis macht.
(Text: Daniel von Verschuer)
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KREATIVTEAM |
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Regie | Matthias Davids |
Musikalische Leitung | Christoph Wohlleben |
Choreographie | Melissa King |
Bühnenbild | Heinz Hauser |
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CAST (AKTUELL) |
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Besetzung 2011 | ||||
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Tony | Christian Alexander Müller | |||
Maria | Katharina Schrade | |||
Riff | Philippe Ducloux | |||
Action | Marc Seitz | |||
Baby John | Miha Podrepsek | |||
A-Rab | Robin Poell | |||
Big Deal | Morgen O'Brien | |||
Diesel | Neil Dolan | |||
Gee-Tar | Alan Byland | |||
Snow Boy | Axel Baer | |||
Mouthpiece | Merlijn Wolsink | |||
Doc | Manfred Stella | |||
Schrank | Frank Jordan | |||
Krupke | Heinrich Cuipers | |||
Graziella | Samantha Turton | |||
Velma | Rachel Perry | |||
Clarice | Sabrina Stein | |||
Anybody's | Ariana Schirasi-Fard | |||
Minnie | Doris Warasin | |||
Bernando | Nivaldo Allves | |||
Anita | Maaike Schuurmans | |||
Chino | Nielson Soares | |||
Pepe | Kurosch Abbasi | |||
Luis | Francisco Pimentel | |||
Nibbles | Friedrich Bührer | |||
Juano | Robert Schmelcher | |||
Anxious | Hunter Jack | |||
Rosalia | Olivia Limina | |||
Consuela | Iris Makris | |||
Teresita | Yara Hassan | |||
Estella | Sylvania Pen | |||
Francisca | Suzana Novosel |
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TERMINE |
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