Enrico Treuse (Dewey Finn), Kinderensemble © Reinhard Winkler
Enrico Treuse (Dewey Finn), Kinderensemble © Reinhard Winkler

School of Rock (2023 - 2024)
Großer Saal Musiktheater, Linz

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Schon kurz nach der Uraufführung von „School of Rock“ waren sich die Skeptiker einig: Für den deutschsprachigen Markt sei diese Show auf keinen Fall eine Option! 14 Kinderrollen, die teilweise Instrumente auf der Bühne spielen müssen, seien außerhalb der großen Musical-Metropolen London und New York kaum besetzbar. Mit seiner Inszenierung beweist das Landestheater Linz nun das Gegenteil: Auch jenseits von Broadway und West End schlummert viel Talent im Musical-Nachwuchs.

10 Jahre nach Gründung des Musical-Ensembles am Landestheater Linz steht in dieser Spielzeit zum ersten Mal eine Show von Andrew Lloyd Webber auf dem Spielplan des Landestheaters. Bemerkenswert ist, dass es sich dabei nicht um einen der Stadttheater-Dauerbrenner wie „Jesus Christ Superstar“ oder „Evita“ handelt, sondern um die deutschsprachige Erstaufführung von „School of Rock“. Mit der Bühnenfassung des gleichnamigen Films eroberte Lloyd Webber im Jahr 2015 nach einiger Zeit mit eher mäßigen Erfolgen erst den Broadway und dann auch das West End.

Die Macher der Linzer Fassung begnügen sich nicht damit, die ursprünglich für New York und London erarbeitete Fassung zu übernehmen, sondern treten mit einem eigenständigen Bühnenbild, neuen Kostümen und Masken an und gewinnen dabei auf ganzer Linie. Andrew D. Edwards setzt die Drehbühne in das hintere Drittel der Bühne und platziert darauf eine kreisrunde Konstruktion, die je nach Drehung die Hintergrund-Kulisse der jeweiligen Szene ergibt und im Vordergrund noch durch wenige Kulissenteile ergänzt wird. Dies ermöglicht zum einen schnelle und vor allem flüssige Szenenwechsel, zum anderen bekommen damit auch kleinere Szenen wie beispielsweise die „Flucht“ der Schüler, wenn sie heimlich die Schule für den Wettbewerb verlassen wollen, eine komplette Szenerie. Edwards Bühnendesign steckt außerdem voll versteckter Anspielungen: In der Wohnung Ned Schneeblys und seiner Freundin Pam hängt ein Plakat von Andrew Lloyd Webbers „Cats“. Und im Wappen von Horace Green, der Eliteschule, in der die Geschichte größtenteils spielt, versteckt sich das Logo des Landestheaters Linz und eine 10 umrankt von einem Ährenkranz, die an das 10-jährige Jubiläum erinnert.

Mit den Kostümen gelingt Designer Adam Nee das Kunststück, jeder der skurrilen Lehrerfiguren einen eigenen Charakter zu geben. Wohl jeder im Publikum erkennt mindestens einer dieser Figuren aus seiner eigenen Schulzeit wieder: Sei es die kurz vor der Pensionierung stehende strenge Ms. Sheinkopf mit ihrem um den Hals hängenden Hörgerät und ihrem Gehstock (herrlich überzogen dargestellt von Daniela Dett) oder der Alt-Hippie Mr. Brown mit Socken und Sandalen, langen roten Haaren und einem zauseligen Bart.

Unter der Regie von Matthias Davids wird das Buch von „School of Rock“ mit der ziemlich an den Haaren herbeigezogenen Story und ihren Verwicklungen zwar nicht glaubhafter, aber zumindest überaus unterhaltsam. Die Regie setzt auf Geschwindigkeit, was der Komödie gut tut, und die Pointen sitzen – insbesondere bei den Kinder-Darstellern ist das bemerkenswert. Die deutschen Texte von Timothy Roller sind größtenteils nahe am Original und gehen den Darstellern sowohl in den Sprechpassagen als auch in den Songs flüssig über die Lippen. Lediglich wenn eine wörtliche deutsche Übersetzung, wie beispielsweise beim Song „Stick It to Man!“ keinen Sinn ergeben würde, findet Roller eine passende Nachdichtung und macht aus dieser Zeile „Raste einfach aus!“

Zum festen Ensemble des Musical-Ensembles Linz, das für die sängerische, tänzerische und darstellerische Qualität bürgt – wie Lukas Sandmann u.a. als Rock-Sänger Theo oder Christian Fröhlich als nerdiger Ned Schneebly mit seiner stets der Karriere folgenden Ehefrau Pam (Sanne Mieloo) – gesellen sich für „School of Rock“ zwei neue Ensemble-Mitglieder direkt in den Hauptrollen: Enrico Treuse als Dewey Finn, der ewige Looser, der durch eine Lüge an den Job des Nachhilfs-Lehrers kommt und somit zum Helden der Geschichte wird, und Alexandra-Yoanna Alexandrova. Beide Darsteller lassen sich nur als ein absoluter Gewinn für das Linzer Ensemble beschreiben!

Enrico Treuse gibt den Dewey Finn sowohl schauspielerisch als auch tänzerisch mit einem unglaublichen Tempo. Wenn er in einer Szene von einem der Pulte springt und dann reglos auf der Bühne liegen bleibt, stock dem Publikum für Sekunden der Atem, bis er zu einem nächsten Scherz anhebt. Sein Dewey Finn ist eine weit weniger sympathische Figur als seine Rollenvorgänger am Broadway oder in London es waren. Gerade das macht seine Rolle allerdings auch viel glaubwürdiger und dreidimensionaler.

Alexandra-Yoanna Alexandrova machte bereits in der Ulmer Freilichtinszenierung von Frank Wildhorns „Dracula“ als Minna auf sich aufmerksam. In „School of Rock“ kann sie nun ihr komisches Talent und ihr auf den Punkt gebrachtes Spiel unter Beweis stellen. Mit ihrer Mimik und Gestik sorgt sie für viele Lacher in der Show. Mit „Wo ist der Rock hin?“ darf sie einen der wenigen besinnlichen Songs des Musicals interpretieren und setzt ihm ein glockenklares und gleichzeitig kraftvolles Denkmal.

Alle Augen und Ohren richten sich bei „School of Rock“ aber natürlich auf die Kinderdarsteller, die neben schauspielerischen und gesanglichen Fähigkeiten auch noch gut tanzen und (zumindest einige von ihnen) auch noch ihre Instrumente selbst spielen können müssen. In Linz wurden die Rollen doppelt besetzt und zumindest für die besuchte Show kann attestiert werden, dass die Kinder allesamt hervorragende Talente mitbringen. Ihr Spiel ist insgesamt glaubwürdig und sie bewegen sich mit einer derartigen Vertrautheit auf den Bühnenbrettern, als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht. Keine Spur von Lampenfieber, keine Unsicherheiten. Nicht umsonst feiert das Publikum ihre Leistungen innerhalb von Sekunden. nachdem der letzte Ton der Show erklungen ist, frenetisch jubelnd und mit nicht enden wollendem Applaus.

Linz schenkt „School of Rock“ mit einer großartigen Inszenierung und einer enorm guten Besetzung eine überaus würdige deutschsprachige Erstaufführung. Näher an „Oben auf dem Mount Rock“ lässt sich wohl kaum kommen.

 
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KREATIVTEAM
MusikAndrew Lloyd Webber
TexteGlenn Slater
Julian Fellows
BuchJulian Fellows
ÜbersetzungTimothy Roller
Musikalische LeitungTom Bitterlich
InszenierungMatthias Davids
ChoreografieHannah Moana Paul
BühneAndrew D. Edwards
KostümeAdam Nee
LichtdesignMichael Grundner
DramaturgieArne Beeker
NachdirigatJuheon Han
 
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CAST (AKTUELL)
Dewey FinnEnrico Treuse
Rosalie MullinsAlexandra-Yoana Alexandrova
Ned SchneeblyChristian Fröhlich
Patty di MarcoSanne Mieloo
Theo / Mr. GreenLukas Sandmann
Doug / Mr. Janes / Mr. WilliamsKarsten Kenzel
Bob / Mr. Woodard / Mr. SpencerJoel Parnis
Mr. Noble / Mr. HamiltonRichard McCowen
Snake / Mr. Wagner / Mr. MooneyhamChristian Funk
Stanley / Jeff / Mr. Brown / Mr. SandfordMax Niemeyer
Ms. Gordon / Ms. HathawayCelina dos Santos
Ms. MacapugayValerie Luksch
Ms. SheinkopfDaniela Dett
Ms. Bingham / Ms. TurnerTina Schöltzke
Linda Krischke
BillieDominik Ehlers
Michael Falkner
Freddie
(Drums)
Noah Grubinger
Sam Göll
JamesJakob Blaimschein
Csongor Laszlo
JosieEmilia Eder
Luisa Kircher
Katie
(Bass)
Jana Engler
Anna Krainz
Lawrence
(Keyboard)
Amy Parshad
Moritz Schmuckermair
MadisonEva Abraham
Greta Winkelhofer
MarcySelina Edwards Maja Jany
MasonGabriel Federspieler
Leo Kurowski
ShonelleValentina Dieplinger
Lea Steigerstorfer
SophieEmilia Seitlinger
Eva Winkelhofer
SummerElisabeth Baehr
Ella Stelzel
TomikaDivine Biira
Anna Kathan
Zack
(Gitarre)
Max Nimführ
David Pfister
  
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 08.09.2023 19:30Großer Saal Musiktheater, LinzPreview
Sa, 09.09.2023 19:30Großer Saal Musiktheater, LinzPremiere
Mi, 13.09.2023 19:30Großer Saal Musiktheater, Linz
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