"Und täglich grüßt das Murmeltier" ("Groundhog Day") feierte kürzlich am TfN in Hildesheim Deutschlandpremiere unter Regie von Jens Daryousch Ravari. Im ausführlichem Interview mit der Musicalzentrale erzählt er uns, was Wakeboard-Fahren mit dem Musical zu tun hat und gewährt uns allerlei interessante Einblicke ins Musical-Machen in Deutschland.
Und täglich grüßt das Murmeltier - Das Musical (seit 09/2024)
Großes Haus, Hildesheim
Komponist und Songtexter Tim Minchin bezeichnet sein Werk "Groundhog Day" (so der Originaltitel) selbst als unkonventionelles und komplexes Musical, das ungewöhnlich nachdenklich und düster daherkommt. Weitere Gründe für die nicht sonderlich erfolgreiche Aufführung am Broadway im Jahr 2017 sieht er in unglücklichen Umständen der dortigen Produktionsgeschichte. Gleichwohl wurde das Stück anlässlich seines London-Revivals im vorigen Jahr wieder einmal sowohl von der Kritik als auch vom Publikum geradezu enthusiastisch gefeiert. Nun besteht auch hierzulande die Möglichkeit, sich einen Eindruck von "Und täglich grüßt das Murmeltier" zu verschaffen, denn am Theater für Niedersachsen in Hildesheim fand vor einem begeisterten Publikum die deutschsprachige Erstaufführung des Stückes statt.
Groundhog Day (2023)
The Old Vic, London
Es geht wieder von vorne los, und zwar an dem Ort, an dem es im Jahr 2016 so hoffnungsvoll begonnen hat: im Londoner Old Vic. Die Wiederaufnahme des Musicals "Groundhog Day" an der altehrwürdigen Non-Profit-Bühne außerhalb des West Ends mutet fast ein wenig an wie seine Geschichte.
Die Musicaladaption von Roald Dahls Kinderbuchklassiker "Matilda" am West End war und ist ein Riesenerfolg: Der Londoner Produktion wurden sieben Laurence Olivier Awards verliehen; die am Broadway produzierte Aufführung gewann fünf Tony Awards. Wie immer in solchen Fällen ist eine Verfilmung über kurz oder lang schier unvermeidlich – die Leinwandadaption des Erfolgsmusicals feierte im Oktober 2022 ihre Weltpremiere, lief im Vereinigten Königreich ab November 2002 und in den Vereinigten Staaten ab Dezember 2022 in den Kinos und ist hierzulande nun auf der Streamingplattform Netflix zu sehen.
New York, der Norden von Manhattan, Washington Heights. Hier betreibt Usnavi ein kleines Lebensmittelgeschäft. Sein Traum ist es, in die Dominikanische Republik zurückzukehren, die er als Kind mit seinen Eltern verlassen hat. Vanessa träumt von einer Modedesigner-Karriere in einem angesagteren Stadtteil. Nina muss den Traum ihres Vaters vom sozialen Aufstieg leben. "In the Heights" entfächert ein Kaleidoskop menschlicher Sehnsüchte, Ängste und Träume in einem lateinamerikanisch geprägten New Yorker Stadtteil, der Gefahr läuft, einfach zu verschwinden. Aber noch sind die Straßen wie aus Musik gemacht, das Leben pulsiert rhythmisch, selbst die Kanaldeckel sind eigentlich scratchende Plattenteller und in Danielas Schönheitssalon wippen sogar die Perücken im Takt dazu …
Es ist ein bisschen so wie bei dem Spiderman-Musical "Turn Off the Dark", das von einer Who-is-Who-Crew aus dem Business veritabel und laut krachend an die Wand gefahren wurde. Auch für die Erschaffung der Leinwand-Adaption von Andrew Lloyd Webbers Klassiker hat sich eine Künstler- und Kreativenliste zusammengetan, die im Minimum das Versprechen eines tollen Musicalfilms in sich trug, insgeheim jedoch die Hoffnung auf ein Meisterwerk schürte. Dass am Ende all der ambitionierten und ernsthaften Bemühungen, die man dem Film durchaus ansieht, jedoch nur ein Ärgernis steht, ist Regisseur Tom Hooper anzulasten, der allem Anschein nach nicht verstanden hat, wie "Cats" funktioniert.
Catch Me If You Can (2019 - 2020)
Staatstheater, Darmstadt
Gil Mehmerts für das Staatstheater Nürnberg entwickelte Inszenierung von "Catch Me If You Can" gefällt auch am Staatstheater Darmstadt mit rasantem Tempo und einem klugen Konzept.
"Mary Poppins Rückkehr" ist viel, viel besser als zu erwarten war – zu oft schon haben Fortsetzungen berühmter Filme enttäuscht. Der Originalfilm aus dem Jahr 1964 stellt immerhin eines der größten Heiligtümer im Disney-Kanon dar, dementsprechend behutsam hat der Konzern agiert: Im Grunde genommen ist dieses Sequel, wenn auch angereichert um neue Episoden und Figuren aus den Romanen von P.L. Travers, ein gefühltes Remake.
Annie (2018 - 2019)
Im Wizemann, Stuttgart
Die neugegründete Stuttgarter Off Broadway Theater Company hat ihren Ursprung in einigen Kindermusicalschulen der Stadt und der Region. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist eine professionelle Nachwuchsförderung und einhergehend damit, professionelle Produktionen zur Aufführung zu bringen. Das erste Projekt dieser Unternehmung ist der Klassiker "Annie", der durch die Vielzahl an zu besetzenden Kinderrollen hierfür natürlich hervorragend geeignet ist. Die Erwachsenenrollen indes sind überaus prominent besetzt.
Chess (2018)
Coliseum, London
Nicht umsonst beschreibt Autor Tim Rice "Chess" als ein sehr "eigensinniges Kind". Bei nahezu jeder Produktion präsentiert es sich anders: Songs kommen und gehen, die Handlungsorte ändern sich genauso oft wie die Motivationsstrukturen der agierenden Figuren und die Auflösung der Geschichte ist alles andere als in Stein gemeißelt. Das Stück scheint über ebenso viel Fassungen zu verfügen wie es Variationsmöglichkeiten im Schach gibt. Mehr als 30 Jahre nach seiner Uraufführung im Prince Edward Theatre hat die ENO (English National Opera) das Stück nun zurück ins Londoner West End geholt, natürlich in einer abermals neuen Fassung.