Smash
Musical-Serie / 2012

Die Serie des US-amerikanischen Fernsehsenders NBC springt auf den von “Glee” gestarteten Musical-Serien-Zug auf, liefert allerdings kein Konkurrenzprodukt dazu ab. Die Pilotfolge zeigt einen kleinen Einblick in den Entstehungsprozess eines neuen Broadway-Musicals, ohne dabei seine Protagonisten alle zwei Minuten Pop-Songs singen zu lassen.


Mit Musicals lässt sich seit dem Start der Serie “Glee” im amerikanischen Fernsehen richtig Geld verdienen. Der kaum für möglich gehaltene Erfolg spült dem Sender FOX seit drei Jahren einiges in die Kassen – CDs, DVDs, Konzerte und hohe Chartplätze inklusive. Grund genug für NBC, auch eine Musical-Serie auf den Markt zu werfen. Wer nun allerdings glaubt, “SMASH” wäre ein “Glee”-Abklatsch, darf seine Meinung nach dem sehr sehenswerten Piloten getrost über Bord werfen. Den Machern ist es gelungen, eine eigenständige Serie zu produzieren, die sich kaum mit dem vermeintlichen Konkurrenten vergleichen lässt und sehr wahrscheinlich auch ein älteres Zielpublikum erreicht. Ob dies allerdings einen mit “Glee” vergleichbaren Erfolg bringt, muss sich erst zeigen – zu wünschen wäre es der Serie.

Angeführt wird das hochkarätige Ensemble von Debra Messing (Grace aus “Will & Grace”) als Autorin Julia, Christian Borle (Musical “Legally Blonde”) als Komponist Tom und in der Rolle der Produzentin Eileen Hollywood-Star Anjelica Huston. In den Rollen der konkurrierenden Broadway-Sternchen sind Megan Hilty (“Wicked”, “9 To 5: The Musical”) und “American Idol 2005”-Zweite Katharine McPhee zu sehen und vor allem auch zu hören. Die Serie befasst sich mit dem Entstehungsprozess eines neuen Broadway-Musicals über Marilyn Monroe. Von der ersten Demo über Auditions und Finanzierung bis zu kleinen Scharmützeln hinter den Kulissen soll der rote Faden der Serie gesponnen werden. Im Piloten geht es in diesem Enstehungsprozess schon sehr schnell voran und man fragt sich, wie die Produzenten die Handlung auf eine komplette Staffel, geschweige denn auf mehrere Staffeln ziehen wollen. Aber dafür gibt es ja Handlungsnebenstränge, die zu Anfang noch etwas klischeebehaftet daher kommen, aber schönes Konfliktpotenzial aufzeigen. Julia wollte eigentlich eine Auszeit nehmen, um eine geplante Adoption voranzubringen. Nachwuchsschauspielerin Karen (McPhee) kellnert und wird von ihrer Familie wegen ihres Traumberufes belächelt. Komponist Tom ist schwul, starrt seinem Assistenten auf den Hintern und pflegt seinen Hass auf Regisseur Derek (Jack Davenport), so dass gleich klar wird: Da lief mal was zwischen den beiden. Und die Produzentin liegt im Scheidungskrieg. Lasst also die Spiele beginnen.

Die Schauspieler überzeugen durchweg in ihren Rollen, der Zuschauer kann seine Sympathien gleich verteilen: Derek wird gehasst, Karen findet man toll. Megan Hilty könnte ein gutes Serien-Biest abgeben, auch wenn sie bisher nicht biestig spielt, sondern recht sympatisch – es wird dennoch schnell klar, dass hinter der Fassade der drallen Blondine so einiges brodelt. Debra Messing wirkt charmant-chaotisch, lässt aber auch hin und wieder die autoritäre Chefin durchblitzen. Einzig Anjelica Huston bleibt noch etwas blass, aber es ist natürlich nicht zu erwarten, dass im Piloten einer Serie gleich das ganze Pulver verschossen wird.Musikalisch ist “Smash” nicht so überladen wie “Glee”. Die dargebotenen Songs werden in die Handlung integriert und teilweise nur angesungen. So darf Katharine McPhee bei Karens Auditions den Piloten mit “Somewhere over the Rainbow” eröffnen und später Christina Aguilleras “Beautiful” singen. Megan Hilty ist in dieser Folge Marilyn Monroe, zumindest in den von Marc Shaiman und Scott Wittman eigens komponierten Songs. Diese drei Lieder sind der beste Grund, der Serie eine Chance zu geben. Das von Hilty und McPhee vorgetragene “Let me be your Star” ist eines der besten neuen Musicallieder seit langem! Hier stimmen Text, Melodie, Dramatik und Darbietung nahezu perfekt und der Song geht schnell ins Ohr. Fast wünscht man sich, dass es “Marilyn – The Musical” auch in der Realität an den Broadway schafft.

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