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Die Inszenierung von „Hello, Dolly!“ der Kammeroper Köln in Zusammenarbeit mit der Deutschen Musical Company bietet grundsolide Unterhaltung mit viel Liebe zum komischen Detail. Während des ersten Akts hat die Show jedoch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen und rutscht gelegentlich szenisch ins Belanglose ab. Gerettet wird der Abend durch ein spielfreudiges Ensemble und eine Traumbesetzung in der Hauptrolle.
Jerry Hermans Musical „Hello, Dolly!“ gehört zwar mittlerweile zu den Kultklassikern des Genres, hat jedoch seit seiner Uraufführung 1964 bereits ein wenig Staub angesetzt: Die Story um die Heiratsvermittlerin Dolly, die eigentlich selbst das große Glück sucht, ist recht dünn und bietet nur wenig inhaltlichen Tiefgang.
Womit das Musical punkten kann, sind vielmehr sein Wortwitz und sein Humor – und genau hierauf konzentriert sich auch die Inszenierung von Holger Müller-Brandes an der Kammeroper Köln. Gepfefferte Rededuelle und die frisch-fetzige musikalische Umsetzung der grandios aufspielenden Kölner Symphoniker unter der Leitung von Inga Hilsberg (selbst am Keyboard) verleihen dem Abend eine rhetorische und musikalische Spritzigkeit, die Spaß macht. Dennoch tut sich die Inszenierung während der ersten Hälfte schwer, in Schwung zu kommen.
Dolly Levi lebt vom Geschäft mit der Liebe, sie bringt Menschen zusammen und auch gleich unter die Haube – und zwar für gutes Geld. Eine moderne Networkerin des vergangenen Jahrhunderts, jedoch selbst alleinstehend und voller Zukunftsängste. Und dann wäre da noch der eigenbrötlerische Kaufmann Horace Vandergelder, der nach dem Tod seiner Frau eine neue bessere Hälfte sucht, mit seiner raubeinigen Art jedoch wenig Erfolg beim zarten Geschlecht hat. Einige Irrungen und Wirrungen führen diese beiden Unikate im Laufe des Abends zueinander.
Während das gegenseitige Liebesgeständnis von Vandergelder und Levi am Ende verhältnismäßig schnell und leider auch wenig lieblos über die Bühne geht, gerät der erste Akt etwas langatmig und gleicht mehr einem soliden Singspiel.
Steffen Laube gibt einen erwartungsgemäß schroffen und übelgelaunten Vandergelder, der gesanglich bei „Man braucht ein Frauchen“ jedoch eher durchschnittlich abliefert und auch darstellerisch hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.
Dies dürfte in gewissem Maße der sehr strengen Choreografie geschuldet sein, welche den Akteuren praktisch keinen darstellerischen Freiraum lässt; jeder Blick, jede Geste sind einstudiert – und das merkt man auch.
Besonders für Tyler Steele und Kevin Dickmann in den Rollen der Ladenangestellten Barnaby und Cornelius wird dies zur unüberwindbaren Hürde: Zwar gehen Steele und Dickmann mit grenzenloser Spielfreude ans Werk und sorgen für einige heitere Szenen, die jedoch im engen Rahmen der Inszenierung eher angestrengt und karikativ erscheinen. Hier wäre stattdessen ein wenig Feinarbeit an der Gesangsleistung wünschenswert gewesen, insbesondere Dickmann singt seine Parts in „Zieh deinen Sonntagsanzug an“ recht monoton und kämpft gelegentlich mit Intonationsschwierigkeiten.
Dennoch sind dem clownesken Duo einige Lacher sicher, besonders die Verkleidungsszene im Hutladen bildet einen der humoristischen Höhepunkte des Abends und sorgt dafür, dass die Inszenierung langsam Fahrt aufnimmt.
Barnaby und Cornelius, die ohne Vandergelders Einverständnis einen Ausflug nach New York unternehmen, verlieben sich hier Hals über Kopf in die zwei Hutmacherinnen Irene (Marina Pechmann) und Minnie (herrlich überdreht gespielt von Marie-Sophie Weidinger).
Nach einigem Hin und Her finden im Trubel des New Yorker Nachtlebens weitere Paare ihr persönliches Happy End, so auch Vandergelders Nichte Ermengarde (gesanglich top: Alishia Funken) und Ambrose Kemper (Cornelius Engemann).
Das Setting hierfür bildet das durchaus funktionale, jedoch ein wenig zu minimalistische und uninspirierte Bühnenbild von Müller-Brandes. Lediglich die steril-schlichte Silhouette einer Großstadt im Hintergrund beleuchtet zaghaft das Geschehen und will so gar nicht zu der von den Darstellern gemimten Ekstase innerhalb der New Yorker Spaßkultur passen.
Ein ganz großes Lob gilt dem Tänzerensemble unter der Leitung von Vanni Viscusi, welches während des gesamten Abends immer wieder zur Höchstform aufläuft und dem es gelingt, im zweiten Akt mit dem rasanten „Kellnergalopp“ das Eis zu brechen und endlich Musicalstimmung aufkommen zu lassen.
Die Zauberwaffe in Müller-Brandes‘ Inszenierung ist jedoch eindeutig die großartige Stephanie Tschöppe: Ihre Dolly ist eine Power-Frau mit harter Schale und weichem Kern und sprüht vor Charisma, Temperament, Esprit und Witz. Tschöppe nimmt die Bühne vollständig für sich ein – auch und vor allem gesanglich.
Ihre mitreißende Soulstimme verwandelt Uptempo-Nummern wie „Leb wohl, Liebling“ oder „Ich war immer eine Frau, die gern was arrangiert“ in Ohrwurm-Hits. Bei all der Burschikosität ihrer Figur gelingt es Tschöppe jedoch ebenso, die leisen Töne anzuschlagen – ihr sehnsuchtsvolles „Ich lass die Musik nicht vorbei“ sorgt für Gänsehaut.
Stehende Ovationen – zurecht.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Inga Hilsberg |
Inszenierung + Bühne | Holger Müller-Brandes |
Kostüme | Almut Blanke |
Choreographie | Vanni Viscusi |
Regieassistenz / Abendspielleitung | Cristiano Fioravanti Benjamin Slamanig |
Musikalische Assistenz | Yoorina Bae |
Kostümbildassistentin | Peggy Schreier |
Dance-Captain | Rudolf Giglberger |
Maske | Andrea Pandya |
Lichtdesign | Ephraim Bogner |
Ton | Niklas Überschär |
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CAST (AKTUELL) |
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Mrs. Dolly Levi | Stephanie Tschöppe |
Horace Vandergelder | Steffen Laube Timo Hübsch |
Irene Molloy | Marina Pechmann |
Cornelius Hackl | Kevin Dickmann (Robert Stumpf) |
Barnaby Tucker | Tyler Steele (Robert Stumpf) |
Minnie Fay | Marie-Sophie Weidinger |
Ambrose Kemper | Cornelius Engemann |
Ermengarde | Alishia Funken |
Ephraim | Rudolf Giglberger |
Tänzerinnen | Sofia Coretti Miriam Distelkamp Rebecca Kneer Christine Lecke Tjana Sophie Hilsberg |
Tänzer | Antonello Giangrande Rudolf Giglberger Luca Graziosi Robert Stumpf |
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GALERIE |
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TERMINE |
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