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KURZBEWERTUNG |
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Zu den ersten Klängen von „Gott ist tot“ schreitet Kevin Tarte als Graf von Krolock majestätisch durch den dunklen Saal, betritt gemäßigten Schrittes die Bühne – und hat die Besucher schon in seinen Bann gezogen, noch bevor er überhaupt den ersten Ton gesungen hat. Es ist, als hätte man die Uhr zurückgedreht zur deutschen Erstaufführung 2000 in Stuttgart. Diesen Eindruck kann die Inszenierung als ganzes nicht immer aufrechterhalten, doch auch im Jahr 2017 kann „Tanz der Vampire“ noch begeistern – mit Abstrichen.
20 Jahre ist es jetzt her, seitdem Graf von Krolock (Steve Barton) auf der Musicalbühne des Raimundtheaters erstmals seine Fangzähne in den Hals seiner Sarah (Cornelia Zenz) vergrub und damit einen beispiellosen Hype auslöste. Rasch avancierten die Vampire zum Kult – nicht nur, weil die immanente düstere Erotik des Stücks, verbunden mit Steinmans rockigen Nummern und Kunzes pointierten Texten offensichtlich einen Nerv traf, sondern auch weil kaum ein Stück leidenschaftlichere Anhänger hatte. Heute, nach der x-ten Inszenierung in der x-ten Stadt, ist die Popularität von „Tanz der Vampire“ ungebrochen und die Besetzung (insbesondere die „Grafenfrage“) wird immer noch genauso heiß diskutiert wie eh und je. „Muss das denn sein?“, stöhnen da einige und nerven gerollt mit den Augen. Scheinbar ja. Totgeglaubte leben eben länger.
Doch auch wenn man sich zeitweise in die Zeiten der deutschen Erstaufführung zurückversetzt fühlt: ein Blick auf das Bühnenbild oder in den Orchestergraben offenbart: Wir befinden uns zeitlich – und leider auch qualitativ – weit weg von den ersten Aufführungen von „Tanz der Vampire“ in Deutschland und Österreich. Fairerweise muss man an dieser Stelle einräumen, dass bei einer Tour-Produktion immer Abstriche gemacht werden müssen, beispielsweise beim Bühnenbild oder der Ausstattung allgemein. Wenn also das Bettkonstrukt bei der „Nightmare/Carpe Noctem“-Szene so heftig wackelt, als würde es jede Sekunde zusammenbrechen, so ist das der Tatsache geschuldet, dass man massive Bühnenbilder nicht ohne größeren Aufwand zur nächsten Spielstätte transportieren könnte. Das lässt sich verschmerzen.
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Nicht so leicht hinnehmbar allerdings sind die musikalischen Einschränkungen: Gerade ein Stück wie „Tanz der Vampire“ lebt von den großen, unter die Haut gehenden Rockballaden. Fulminant müssen sie klingen, mit viel „Wums“ im Zuschauersaal ankommen. In Hamburg hat man über weite Strecken den Eindruck, als käme die Orchesterbegleitung von einer CD. Entsprechend flach kommen die Melodien bei den Zuschauern an. Wenig verwunderlich, sitzen doch weniger als ein Dutzend Musiker verwaist im Orchestergraben und wird doch vieles per Keyboard-Knopfdruck eingespielt. Das kann man so machen – man darf sich nur nicht wundern, wenn das Publikum es hört.
Was die Besetzung angeht, so kommt der Begriff „gemischte Tüte“ in den Kopf: Einige Darsteller passen einfach verdammt gut, wiederum andere können – auch aufgrund phonetischer Probleme – kaum überzeugen. Maureen Mac Gillavry als Sarah gibt zwar ihr Bestes, macht Unschuldsaugen, schmollt und blinkert mit den Wimpern, bleibt aber darstellerisch zu blass und eindimensional. Streckenweise gesanglich überfordert, wird sie vor allem in den Höhen schnell zu laut und schrill. Gleiches gilt für Sara Jane Checchi (Magda), die ebenso wie Gillavry an einigen Stellen mit der Aussprache zu kämpfen hat, was die Textverständlichkeit manchmal erschwert.
Tom van der Ven (Alfred) agiert rollendeckend – seine gesangliche Leistung ist aber durchaus noch ausbaufähig. Victor Petersen als Professor Abronsius macht seine Sache gut, ist aber oft einen Tick zu überdreht, was seinen Abronsius teilweise wie die Parodie einer Parodie wirken lässt. Das fällt übrigens bei der Charakterzeichnung insgesamt auf: diese Tendenz, überall noch eine Spitze draufzusetzen, etwas noch übertriebener, noch vermeintlich „lustiger“ darzustellen. Holzhammermethode also, wo vielleicht doch etwas mehr Subtilität viel schöner und wirkungsvoller wäre.
Yvonne Köstler als Rebecca gefällt ausgesprochen gut. Auch ihr „Prayer/Stärker als wir sind“ lässt wünschen, dass ihr mehr Raum im Stück gegeben würde, als die Vorlage es vorsieht. Als Glücksgriff kann Martin Planz als Chagal gesehen werden, der die Rolle mit großer Bühnenpräsenz exzellent ausfüllt und ihr dabei seine eigene Note verleiht. Den liebenden und leidenden Vater nimmt man ihm von der ersten Sekunde an ab. Darüber hinaus kann er mit klarer Aussprache und schöner Gesangsstimme ebenfalls punkten.
Koukol zu spielen ist eine körperliche Höchstleistung. Doch nie hat sich der Krüppel so mühelos elegant und beim Gehen scheinbar schwebend bewegt wie in Jacob Feareys Darstellung. Fearey, der aus dem Tanz kommt, erfindet die Rolle ganz neu für sich, kann herrlich grimmig schauen und bedient sich ganz anderer Laute als seine Vorgänger.
Kirill Zolygins Herbert ist – erfreulicherweise – überhaupt nicht tuntig, sondern ein markanter Charakter, der eine düstere Bedrohlichkeit ausstrahlt und neben einem unverkennbaren Hang zu einer gewissen Verspieltheit doch nie die aristokratische Contenance vermissen lässt. So stürzt er sich am Ende von „Wenn Liebe in dir ist“ beispielsweise nicht enthemmt auf Alfred, sondern nähert sich seinem Opfer würdevoll, mit gemäßigten Schritten. Eine wunderbare, durchdachte Darstellung, die überzeugt.
Als Graf von Krolock ist die deutsche Urbesetzung des Grafen, Kevin Tarte, nach wie vor eine Offenbarung. Tarte lebt und atmet Krolock mit jeder Pore und versteht es, durch nuancenreiche Gestik und Mimik in seinem Spiel die vielen Facetten des gebrochenen Vampirgrafen durchblitzen zu lassen und schließlich zu einem komplexen Ganzen zusammenzusetzen. Eindrucksvoll, wie eindringlich er bei „Einladung zum Ball“ Sarah die Welt und ihre Gefühle erklärt; amüsant, wie ironisch er beim Finale des ersten Akts („Vor dem Schloss“) die beiden Forscher empfängt und dabei für den Zuschauer sofort offensichtlich wird, wie genervt der Graf eigentlich von der ganzen Farce ist. Zerbrechlich-verletzlich zeigt sich Tartes Krolock bei „Die unstillbare Gier“ – gesanglich sicherlich das Highlight der Show – und ganz als autoritärer Schlossherr schließlich bei „Tanzsaal“. Wenn sein Krolock kurz vor dem Biss noch einmal kräftig schluckt, die Augen kurz gequält und bedauernd schließt, um schließlich der unstillbaren Gier nachzugeben, dann ist das ganz großes Kino.
Ganz großes Kino, das sind nach wie vor auch die Szenen, in denen das Tanzensemble im Fokus steht. „Die roten Stiefel“ und „Carpe Noctem“ bescheren nach wie vor Gänsehaut, auch wenn die Musik dazu ein wenig platt und blechern aus den Boxen klingt. Die Tanzsolisten Andrea Luca Cotti, Csaba Nagy und Astrid Gollob machen als weißer Vampir, schwarzer Vampir und Traum-Sarah Alfreds Ängste und „verborgenen Triebe“ transparent, tanzen grazil und leichtfüßig auch durch die anspruchvollsten Bewegungsfolgen. Die Gesangssolisten Sander von Wissen und Michael Anzalone dürfen in der gleichen Szene die „Nightmare Solos“ singen und überzeugen dabei ebenfalls.
Das Orchester unter der Leitung von Leif Klinkhardt macht das Beste aus den suboptimalen Rahmenbedingungen; der Dirigent selbst ist mit sichtbarer Passion bei der Sache. Auch der Sound und die Abmischung sind in Ordnung. Phänomenal ist das ausgeklügelte Lichtdesign, das in jeder Szene für die passende Atmosphäre sorgt.
Trotz aller Herummäkelei: Warum „Tanz der Vampire“ das Zeug hat, Menschen über 20 Jahre hinweg ungebrochen zu begeistern, das lässt sich auch anhand der Hamburger Tourinszenierung noch nachvollziehen. Am besten fährt man dann, wenn man keine Vergleiche anstellt, sich einfach nur zurücklehnt und sich unterhalten lässt.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Jim Steinman |
Buch und Liedtexte | Michael Kunze |
Regie | Roman Polanski |
Co-Regie | Cornelius Baltus |
Choreografie | Dennis Callahan |
Co-Choereografie | Vanni Viscusi |
Arrangements und musikalische Supervision | Michael Reed |
Bühne und Video-Projektionen | William Dudley |
Kostüme | Sue Blane |
Light-Design | Hugh Vanstone |
Sound-Design | Thomas Strebel |
Musikalische Leitung | Leif Klinkhardt |
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CAST (AKTUELL) |
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CAST (HISTORY) |
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Graf von Krolock | Mathias Edenborn [16.09.-16.10.2017] Jan Ammann [17.10.-30.11.2017] Kevin Tarte [01.-14.12.2017], |
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GALERIE |
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TERMINE |
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