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KURZBEWERTUNG |
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Dracula – die Oper? Im von Ivan Alboresi sehr klassisch inszenierten Grusel-Liebesdrama glänzen stimmlich und darstellerisch die beiden Protagonisten Valeria Link (Mina) und David Arnsperger (Graf Dracula).
Wie von Geisterhand fahren fünf schwarze Treppenpodeste über die düstere Bühne und bilden immer wieder neue Formationen. Einschwebende Versatzstücke wie ein Tisch oder ein Zugabteil deuten schnell und prägnant die jeweilige Szenerie an. Was für eine tolle Raum-Lösung für ein Musical, das häufige Szenenwechsel bedarf! Allerdings hat Sandra Dehlers Bühnenbild einen ganz entscheidenden Schönheitsfehler: Sobald sich das Geschehen auf die feste rückwärtige Spielfläche verlagert, sehen die im zweiten Rang sitzenden Zuschauer kopflose Darsteller und können nur erahnen, was dort passieren mag. Ein ärgerlicher Fauxpas, der mit etwas niedrigeren Podesten hätte vermieden werden können.
Durch die räumliche Lösung ist fast ständig Bewegung auf der Bühne. Wenn Regisseur Ivan Alboresi seine Darsteller einmal nicht treppauf oder treppab steigen lässt, arrangiert er sie sehr traditionell und lässt mit großen Posen frontal ins Publikum singen. Die Inszenierung kommt zwar ohne einen einzigen Tropfen Kunstblut aus, ist aber dennoch alles andere als blutleer. Alboresi erzählt die Dracula-Mär stringent und berührend und verzichtet auf jegliche Regie-Mätzchen. Passend dazu verortet Kristopher Kempfs geschmackvolles Kostümbild die Handlung in die Jahrhundertwende – mit großen Roben für die Damen und feschen Anzügen für die Herren.
Mit Ausnahme der beiden Hauptpartien stammen alle anderen Darsteller aus dem hauseigenen Musiktheater-Ensemble. Durch die durchweg klassisch geschulten Stimmen in Wildhorns bombastischer Partitur wähnt man sich manchmal eher in einer Oper als in einem Musical. Beim anrührenden Vampir-Drama ist das allerdings kein wirkliches Manko, zumal im Graben mit dem Loh-Orchester Sondershausen ein hervorragender Klangkörper sitzt. Mit Verve und Brillanz begleiten die Musiker unter dem Dirigat von Henning Ehlert die Sänger auf der Bühne.
Thomas Kohl spielt den Vampirjäger van Helsing zwar etwas hölzern, mit seinem butterweichen, recht tiefen Bariton bringt er die Zuschauer mit dem Paradestück „Nosferatu“ ebenso zum Jubeln wie Zinzi Frohwein, die mit ihrem großen „Nebel und Nacht“-Solo reüssiert. Ihre Lucy wirkt allerdings sehr fraulich und passt vom Alter her kaum zu ihrem Bräutigam Arthur (Michael Beck). Auf den Punkt besetzt ist Marvin Scott als Psychopath Renfield, der in dieser Inszenierung in einer Zwangsjacke in der Luft baumelt. Ein Bravo für sein irre gutes „Lied des Meisters“!
Jonathan-Darsteller Marian Kalus glänzt mit seinem feinen, geschmeidigen Tenor solistisch vor allem in „Die Flamme löschen, die für Freiheit brennt“, harmoniert aber auch perfekt im „Whitby Bay“-Duett mit seiner Mina. In dieser Rolle zeigt Valerie Link darstellerisch sehr überzeugend die ganze Zerrissenheit ihrer Figur, was sie gesanglich in ein brillantes „Lass mich dich nicht lieben“-Solo transformiert. Mit ihren starken Interpretationen und ihrer stimmlichen Vielfältigkeit unterstreicht Link, dass sie zur Top-Liga der Musicaldarstellerinnen gehört.
Als Glücksgriff für die Produktion erweist sich die Verpflichtung von David Arnsperger als Graf Dracula. Sein Vampirfürst ist zunächst ganz der bedrohliche, transsilvanische Schlossherr, der im Laufe der Handlung jedoch zum melancholisch-gebrochenen Untoten wird. Der Clou ist allerdings, wie er – in fahles Licht getaucht – fast wie in Zeitlupe schleichend über die schwarzen Treppenpodeste zu schweben scheint. Szenisch eine tolle Leistung, der Arnsperger auch gesanglich in seinen vielen Soli und Duetten entspricht. Seinen wunderbar vollen Bariton kann er dabei mühelos bis in tenorale Spitzentöne schrauben.
In der besuchten Repertoire-Vorstellung gab es beim Schlussapplaus für Arnsperger, Link und alle anderen Darsteller langanhaltende, stehende Ovationen. Auch aus dem zweiten Rang denn dieser „Dracula“ funktioniert auch kopflos.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Ivan Alboresi |
Bühnenbildnerin | Sandra Dehler |
Kostümbildner | Kristopher Kempf |
Musikalische Leitung | Henning Ehlert |
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CAST (AKTUELL) |
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*2018/19* | ||||
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Dracula | David Arnsperger Lucius Wolter | |||
Mina Murray | Elisabeth Köstner Angelina Biermann Anna Preckeler | |||
Jonathan Harker | Marian Kalus | |||
Lucy Westenra | Carolin Schumann | |||
Lucy Westenra | Leonor Amaral | |||
Renfield | Marvin Scott | |||
Dr. Jack Seward | Philipp Franke | |||
Quincey Morris | David Johnson | |||
Arthur Holmwood | Michael Ehspanner | |||
Prof. van Helsing | Thomas Kohl | |||
Vampirin 1 | Katharina Blum | |||
Vampirin 2 | Brigitte Roth | |||
Vampirin 3 | Anna Baranowska | |||
Mutter | Monica Becar |
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CAST (HISTORY) |
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*2017/18* | ||||
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Dracula | David Arnsperger Chris Murray | |||
Mina Murray | Lisa Habermann Elisabeth Köstner | |||
Jonathan Harker | Marian Kalus | |||
Lucy Westenra | Leonor Amaral | |||
Renfield | Marvin Scott | |||
Dr. Jack Seward | Manos Kia | |||
Quincey Morris | David Johnson | |||
Arthur Holmwood | Michael Beck | |||
Prof. van Helsing | Thomas Kohl | |||
Vampirin 1 | Katharina Blum | |||
Vampirin 2 | Brigitte Roth | |||
Vampirin 3 | Anna Baranowska | |||
Mutter | Monica Becar | |||
*2016/17* | ||||
Mina Murray | Valerie Link | |||
Lucy Westenra | Zinzi Frohwein | |||
Arthur Holmwood | Jens Bauer | |||
Vampirin 1 | Leonor Amaral |
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GALERIE |
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TERMINE |
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