| Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) |
Der Musicalklassiker „Grease“ ist auch über 50 Jahre nach seiner Uraufführung immer noch Kult, wissen die Intendanten des Theaters Dortmund. Die Idee, die Handlung in einen nostalgischen Rahmen zu setzen, geht voll auf: Mit einem hohen Anspruch an Ästhetik und künstlerischem Ausdruck treten Stars ihres Genres hinter der Show ein Stück weit zurück, was dem mitreißenden Effekt der Inszenierung nicht schadet.
Regisseur Gil Mehmert schafft gemeinsam mit dem Dramaturgen Nikita Dubov eine Rahmenhandlung, um die Story nostalgisch einzuordnen: Die Rydell High School ist eine Baustelle, als vier ältere Damen und Herren das Set betreten und ein altes Kofferradio aus einer Betonwanne hervorziehen. Sie suchen einen Sender und es erklingt der beliebteste Radiomoderator ihrer Jugend. Vince Fontaine macht die Ansage „Grease is the Word“. Flashbackartig werden sowohl die Figuren als auch das Publikum in der Zeit zurückgeworfen: einmal noch siebzehn sein…
„Grease“ ist als Ensemble-Musical in einer ehemaligen Scheune 1971 in Chicago uraufgeführt worden, bevor es seinen Siegeszug ab 1972 über den Broadway und das Londoner West End startete, um dann 1978 zum Kinohit zu werden. Die mit John Travolta und Olivia Newton-John besetzte Leindwand-Version hält sich bis heute an der Spitze der erfolgreichsten Musicalverfilmungen aller Zeiten.
Der Dramaturg Nikita Dubov stellt in der Dortmunder Inszenierung die Gang-Konflikte der Teenager gleichwertig neben ihre erste(n) Liebesgeschichte(n). So reiht sich auch Danny Zuko, gespielt von Philipp Büttner, auf Augenhöhe in seinen Jahrgang ein und erscheint nicht so exponiert wie erwartet. Gewohnheitsbedingt liegt die Aufmerksamkeit der Betrachter:innen aber doch bei dem vermeintlichen Protagonisten-Paar Danny und Sandy:
Büttner, dem die Rolle des Danny gesanglich eigentlich zu klein ist, gibt dem Charakter schauspielerisch viel mehr Tiefe, als es aus anderen Inszenierungen bekannt ist: Er zeigt seinen Danny als unsicheren jungen Mann, der Anerkennung erstmalig durch seine Gang, die T-Birds, und seine erste Liebe Sandy erfährt. Die emotionale Überforderung Dannys und seine Entwicklung arbeitet Büttner fein nuanciert heraus. Im ersten Akt klingt er gesanglich jedoch etwas zu sehr ausgebremst, während der Rest des Ensembles Vollgas gibt. Im zweiten Akt, nach der Katharsis der Figur, imponiert Büttner wie gewohnt mit klarem, kraftvollem Gesang und leidenschaftlichem Spiel ohne seine Gesangs- und Spielpartner:innen zu überstrahlen. Zum Finale hin, ab „You’re the One That I Want“, reißt er dann gemeinsam mit Antonia Kalinowski das Publikum von den Sitzen, sodass es sich bei „We Go Together“ gar nicht erst wieder hinsetzt.
Antonia Kalinowski glänzt duchweg in ihrer Rolle als Sandy und verleiht der Rolle Profil, sodass sie charakterlich Danny mit Leichtigkeit in die Tasche steckt. Auch Kalinowski spielt innere Konflikte fein aus: Sie zeigt einfühlsam, wie Sandy nicht nur mit ihrem Liebeskummer kämpft, sondern auch darum, sich an der neuen Schule zu behaupten. Gleichzeitig steht sie unter dem Druck ihres strengen Elternhauses. Die Herausforderung ihrer Rolle, als unsicheres, junges Mädchen in ihrem Solo („Hopelessly Devoted to You“) und in Duetten wie „Summer Nights“ dennoch stimmlich zu glänzen und sich letztlich von den vermeintlich cooleren Girls der Pink Ladies abzuheben, gelingt ihr mit Bravour!
Die große Spielfreude aller Darsteller:innen macht durchweg Stimmung. Außerdem finden sich zahlreiche Triple-Thread-Künstler:innen innerhalb des Ensembles, darunter Pedro Reichert als leicht verschrobener Doody, Giulia Vazzoler als tanzwütige „Cha-Cha“, David Jakobs als überspitzter Sugar-Daddy Vince Fontaine, Katalin Rohse als linkische Marty und Anna Teodora Donosa-Danila als frühreife Jan. Andrew Chadwick führt das Ensemble tänzerisch an und begeistert mit seinem humorigen Auftritt als „Teen Angel“. Chadwick hat die Choreographien von Andrea Kingston mitgestaltet: Bei den großen Ensemblenummern sind zwar oft einfache, verspielte Schrittfolgen dominant, doch diese entfalten in ihrem Gesamtbild eine eindrucksvolle Wirkung. Sauber getanzter Rock ’n‘ Roll darf natürlich in Szenen des Tanzwettbewerbs nicht fehlen.
Unter der musikalischen Leitung Stephan Kanyars spielt die achtköpfige Band die Rock-’n‘-Roll-ige Partitur aus der Feder Warren Caseys und Jim Jakobs‚ in einem Arrangement von Robert Stigwood auf. Leider wirkt das Spiel der Band anfangs noch etwas lahm. Während des zweiten Aktes kommt glücklicherweise richtig Schwung ins Spiel.
Ein großer Rahmen stellt die Rydell High in den Mittelpunkt des Bühnenbildes von Jens Kilian. Auf diesen Rahmen wird die deutsche Übersetzung der englischen Songtexte projiziert. Eine Galerie umrandet den Bühnenraum zu zwei Dritteln. Eine rollbare Treppe verbindet Galerie und Hauptbühne, sodass auf mehreren Ebenen gleichzeitig gespielt und in den Szenen rasch hin- und hergewechselt wird. Viele Schauplätze der Geschichte befinden sich auf dem Schulgelände: Klassen- und Umkleideräume, Mensa, Schulhof und Sportplatz werden im Handumdrehen durch zahlreiche bewegliche Reguisiten und Set-Elemente vom Ensemble selbst auf- und wieder abgebaut. Autokino, Werkstatt und Milchbar werden mithilfe beweglicher Kulissen vom Bühnenhimmel herabgelassen oder im Halbdunkeln rasch auf- und abgebaut, sodass ein filmischer Verlauf der Handlung entsteht.
Die Kostüme nach der Idee von Falk Bauer sind der Mode der 1950er Jahre nachempfunden. Beim Tanzwettbewerb und dem Abschlussfest gefallen vor allem die weiten Tellerröcke und die wunderschönen Petticoat-Kleider.
Das Stück schließt damit ab, indem die ältere Dame, die eingangs das Radio gefunden hat, dieses wieder abschaltet – und der verdiente, tosende Schlussapplaus einsetzt. Buchbedingt flach ist die Story, die hier angemessen nostalgisch angegangen wird. Die Inszenierung fordert somit dazu auf, sich in Erinnerungen und Emotionen, vielleicht auch etwas Kitsch, fallen zu lassen und folgt einem hohen künstlerischen Anspruch, der die Produktion absolut sehenswert macht!
| Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
| KREATIVTEAM | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Musikalische Leitung | Stephan Kanyar Carlos Vázquez Michael Shannon |
| Inszenierung | Gil Mehmert |
| Bühne | Jens Kilian |
| Kostüme | Falk Bauer |
| Choreografie | Andrea Kingston |
| Lichtdesign | Michael Grundner |
| Dramaturgie | Nikita Dubov |
| Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
| CAST (AKTUELL) | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Danny Zuko | Philipp Büttner Tobias Joch |
| Sandy Dumbrowski | Antonia Kalinowski |
| Betty Rizzo | Maria-Danaé Bansen Karen Müller |
| Frenchy | Friederike Zeidler |
| Marty Maraschino | Katalin Rohse |
| Jan | Anna Teodora Donosa-Danila |
| Kenickie Murdock | Markus Schneider |
| Doody | Pedro Reichert |
| Roger | Julius Störmer |
| Dominic „Sonny“ LaTierri | Jonathan Guth |
| Patty Simcox | Kelly Panier |
| Eugene Florczyk | Albert Gaßmann |
| Charlene „Cha-Cha“ DiGregorio | Giulia Vazzoler |
| Johnny Casino | Timm Moritz Marquardt |
| Vince Fontaine / Teen Angel | David Jakobs Mark Seibert |
| Miss Lynch | Brigitte Schirlinger |
| Ensemble | Alina Adam Sofia Elena Coretti Carina Leopold Marie Ploner Lucia Prader-Pscheidl Christina Verrieth Andrew Chadwick Jan-Marten Gerve Tamino Herzog Ivan Keim Leonard Linzer |
| Musik | Grease-Band |
| Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
| GALERIE | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|














| Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
| TERMINE | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
| TERMINE (HISTORY) | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Sa, 08.11.2025 19:30 | Opernhaus, Dortmund | Premiere |
| Sa, 15.11.2025 19:30 | Opernhaus, Dortmund |

