Anatevka (2006)
Burgfestspiele, Mayen

Milchmann Tevje träumt von einem besseren Leben – für sich, vor allem aber für seine Töchter. Pavel Fieber, der das Stück auch schon fürs Baden-Badener Theater inszenierte, führt nun bei der Open-Air-Version im Innenhof der Mayener Genovevaburg Regie.

Der Originaltitel „Fiddler on the Roof“ („Fiedler auf dem Dach“) spielt auf ein vom Maler Marc Chagall gern verwendetes Symbol des ostjüdischen Überlebenswillens angesichts zunehmender Pogrome Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts an.
Die Zeit um 1905: In dem hinter der russischen Westgrenze gelegenen Dorf Anatevka hält die jüdische Gemeinde streng an ihren Traditionen fest. Und es ist Tradition, dass der Vater als Familienoberhaupt mit Hilfe einer Heiratsvermittlerin den richtigen Lebenspartner für seine heiratsfähigen Kinder bestimmt.
Tevje der Milchmann hat gleich mehrere Töchter, die er an die „richtigen“ Männer bringen will und an die „falschen“ verliert. Die älteste liebt einen armen Schneider, die zweite einen jüdischen Studenten, der mit den russischen Revolutionären zusammenarbeitet. Gegen beide Verbindungen ist Tevje. Er sinniert: „Dank unserer Tradition haben wir bisher unser Gleichgewicht seit vielen, vielen Jahren gehalten. Und auf Grund dieser Traditionen weiß hier jeder, was er zu tun und zu lassen hat und was der liebe Gott von ihm erwartet.“ Doch soll Tevje seine Töchter unglücklich machen? Er zwingt sich zur Toleranz.
Doch als Chava, seine Lieblingstochter, einen Russen, also einen Christen, heiraten will, bleibt er beim Nein. Doch Chava beugt sich nicht dem väterlichen Willen; sie verlässt sein Haus und lässt sich ohne seine Zustimmung von einem Popen trauen. Für Tevje ist die Zeit aus den Fugen und die althergebrachte Ordnung in Auflösung begriffen. Doch es kommt noch schlimmer: In das Schicksal seiner Familie greifen die politischen Ereignisse nun direkt ein. Auf Befehl des Zaren haben alle jüdischen Bewohner Anatevka innerhalb von drei Tagen zu verlassen…