Du bist in Ordnung, Charlie Brown (2005 - 2006)
Hessisches Staatstheater, Wiesbaden

In einer sehr überzeugenden, ambitionierten Produktion des Jugendclubs des Staatstheaters Wiesbaden erlebt der Zuschauer einen ganz normalen Tag der „Peanuts“ rund um den ewigen Loser Charlie Brown. Ein lustiger und kurzweiliger Abend mit vielen kleinen, den Comicstrips nachempfundenen Szenen und originellen Songs.

Auf Grund der kleinen Besetzung und der Tatsache, dass jeder Charakter im Verlauf des Stücks ein oder mehrere Solostücke vorzutragen hat, wurde „Du bist in Ordnung, Charlie Brown“ zu einem der meistgespielten Musicals auf Amateurbühnen. Auch beim Ensemble der Wiesbadener Produktion handelt es sich um eine ambitionierte Amateurtruppe: Die Darsteller sind junge Talente aus der Region, die im Jugendclub die Möglichkeit haben, unter professionellen Bedingungen – backstage werden sie von Mitarbeitern des Staatstheaters unterstützt – auf der Musical- und Theaterbühne zu stehen.
Und sie machen ihre Sache außerordentlich gut. Das Stück kann nicht mit einem roten Faden aufwarten, da die Szenen lose aneinander gereiht sind und selten einen Bezug zueinander haben. Dieses Fehlen eines Spannungsbogens fordert das komödiantische und sängerische Talent jedes Einzelnen ganz besonders, und die Darsteller schaffen es mit erfrischendem Spiel und teilweise beeindruckenden Stimmen, dem Zuschauer einen sehr kurzweiligen Abend zu bescheren.
Dabei verkörpert Tobias Bode den naiven Versager Charlie Brown, der sich ständig den großen Fragen des Lebens ausgesetzt sieht, sehr glaubhaft und kann auch gesanglich überzeugen. Dass man ihm den kleinen Jungen trotzdem nicht ganz abnimmt, liegt an seiner Größe: er überragt das restliche Ensemble um mindestens einen Kopf. Klaus Krückemeyer sorgt als Snoopy für die meisten Lacher und mit dem rockigen Abendbrot-Song für den Höhepunkt des Abends. Felicitas Geipel in der Rolle der Lucy hinterlässt als selbstverliebte Zicke auf dem Weg zur Selbsterkenntnis mit überzogen schriller Singstimme einen bleibenden Eindruck. Auch die Darstellerinnen der Sally (Annika Kaupe) und der Patty (Jule Pater) überzeugen und schaffen es, den Rollen ihre jeweils eigenen Charakterzüge zu verleihen. Daniel Kegler wiederum zeichnet wunderschön die Linus-typische Diskrepanz zwischen dem kleinen, ängstlichen Jungen mit Schmusedecke und dem altklugen Alleswisser nach. Die bemerkenswerteste gesangliche Leistung zeigt jedoch Rainer Maaß mit Schroeders Ode an Beethoven – er hat das stimmliche Potenzial für einen Sprung ins Profilager. Besondere Erwähnung soll schließlich noch Verena Thumser als Woodstock finden: Die Darstellung des winzigen Vogels gelingt ihr mit ständigen Flatterbewegungen und Trippelschritten sowie unverständlicher Piepsstimme – Snoopy übersetzt für die Zuschauer – so hervorragend, dass sie schließlich trotz der kleinsten Rolle im Stück zum Publikumsliebling wird.
Wer sich nicht daran stört, dass es sich bei „Du bist in Ordnung, Charlie Brown“ um eine bloße Anhäufung der bekannten Comicstrips handelt, der wird an dieser ambitionierten und erfrischenden Inszenierung sicher seine Freude haben.