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Mitreißend, emotional und voller Energie: Mit der deutschsprachigen Erstaufführung von „Billy Elliot“ kommt das preisgekrönte Original in einer hervorragenden Version voller Witz und Drama auf die Bühne. Gekrönt wird dieses Musical von kleinen, aber feinen Regieeinfällen und einer durchgehend starken Besetzung.
Das Musical erzählt auf Grundlage des gleichnamigen Films von 2000 die Geschichte des jungen Billy. Dieser wächst zur Zeit des großen Bergarbeiterstreiks Mitte der 1980er-Jahre in einer Bergarbeiterstadt im Nordosten Englands auf. Als Billy anstelle des von seinem Vater gewünschten Boxunterrichts heimlich Ballettstunden nimmt, entwickelt sich eine herzergreifende Geschichte über Akzeptanz, Solidarität und Familienzusammenhalt.
Die Texte wurden von Eric Hättenschwiler (Dialoge) und Roman Riklin (Liedtexte) ins Deutsche übersetzt. Sowohl die deutschen Lieder zur Musik von Elton John als auch die gesprochenen Texte bewahren stets den Charme des englischen Originals von Lee Hall. Die Geschichte vereint eine gelungene Mischung aus Witz, emotionalen Momenten und inspirierenden Botschaften. Die Lieder sind eingängig und bleiben auch lange nach dem Theaterbesuch im Ohr. Der einzige Schwachpunkt der Übersetzung ist, dass der ‚Geordie‘-Dialekt der Minenarbeiter fehlt, der im Original als sprachliche Trennung zwischen Arbeiterklasse und höheren gesellschaftlichen Schichten dient. Das Fehlen dieser Trennung sorgt in dieser Inszenierung dafür, dass in einem Musical, das Stereotypen abbauen soll, mit eben diesen viel gewitzt wird, ohne dass der nötige Kontext gesetzt wird, um es als Problem der Arbeiterklasse darzustellen.
Unter der Regie von Mitch Sebastian folgt die deutschsprachige Erstaufführung größtenteils der erfolgreichen West-End-Version. Die Choreografie von Sarah-Jane Brodbeck ist der Originalchoreografie von Peter Darling nachempfunden und setzt damit auf eine bewährte Kombination aus emotionalem Ausdruckstanz, humorvollen Tänzen, vielen Ballettelementen und einer beeindruckenden Flugszene.
Das Lichtdesign von Michael Grundner ist herausragend umgesetzt. Es knüpft an Konzepte des Originals an und kommt zugleich auch mit neuen Ideen daher, die die emotionale Tiefe und Intensität der Geschichte verstärken. Besonders das visuelle Unterstreichen kraftvoller musikalischer Akzente durch gezielte Lichtimpulse, die den Sound auch visuell spürbar machen, sorgt hier für Gänsehautmomente. Dieses Zusammenspiel aus Licht und Musik lässt die dramatischen Momente noch intensiver wirken und verstärkt die Atmosphäre, die das Publikum durch das gesamte Stück begleitet.
Die emotionale Stimmung bleibt selbst in der Pause erhalten: Das Foyer ist in einer authentischen Minenoptik gestaltet, die das Publikum tief in die Welt der Bergarbeiterstadt eintauchen lässt. Zusätzlich sorgen die Darsteller in der Pause dafür, dass die Illusion nicht bricht: Einige bleiben in ihren Rollen und setzen das Geschehen fort, indem sie sich auf der Bühne unterhalten, kleine Szenen spielen oder durch das Publikum gehen und ‚Spenden‘ für die streikenden Minenarbeiter sammeln. Solche kreativen Details machen das Musicalerlebnis noch intensiver und verbinden Bühne und Zuschauerraum.
Die musikalische Begleitung unter der Leitung von Lukas Hobi trägt ebenfalls wesentlich zur Atmosphäre des Musicals bei. Die neunköpfige Band ist gut zu hören und sorgt sowohl in ruhigen Nummern als auch in dramatischen Sequenzen immer für die richtige Stimmung.
„Billy Elliot“ lebt von seinen bunten Charakteren und bedarf einer talentierten Besetzung, um die Geschichte wirklich zum Leben zu erwecken. Dies ist in dieser Produktion ausnahmslos der Fall. Der Cast strotzt nur so vor Talent. Insbesondere die Kinderrollen, mit denen dieses Stück steht und fällt, glänzen bis aufs letzte Ensemblemitglied in Tanz, Schauspiel und Gesang.
Moritz Fischli bringt in der Titelrolle als Billy eine große Menge an Energie und Leidenschaft auf die Bühne. Seine Darstellung ist sowohl mitreißend als auch berührend. Die Rolle des Billy erfordert nicht nur großes schauspielerisches Können, sondern auch ein hohes Maß an tänzerischer Ausdruckskraft. Beides vereint Fischli mit beeindruckender Leichtigkeit. Seine Tanzszenen sind packend und stolperfrei. Die tänzerische Entwicklung vom blutigen Anfänger bis hin zu einem richtigen Balletttänzer ist sehr überzeugend dargestellt. Der junge Darsteller verleiht der Figur eine kraftvolle und doch verletzliche Note, die den Kern der Geschichte greifbar macht und die Zuschauer tief berührt.
Jedes Mal, wenn Justin Périer als Michael auf die Bühne kommt, bringt er das Publikum mit seiner überzeugenden Darbietung zum Lachen. Michael ist eine schillernde und etwas schräge Figur, die durch ihre unkonventionelle Art und ihren Mut zur Selbstentfaltung Billys Weg zur Selbstakzeptanz entscheidend prägt. Périer verkörpert diese Rolle mit Timing und viel Witz, wodurch der Charakter eine sympathische, charmant überdrehte Tiefe erhält. Seine darstellerische Leistung ist dabei beeindruckend stark und voller Selbstbewusstsein. Er lässt Michael als jemanden erscheinen, der sich nicht scheut, anders zu sein und seine Einzigartigkeit zu feiern, was eine der Hauptaussagen des Musicals widerspiegelt.
Insgesamt zeigen alle KinderdarstellerInnen im Ensemble riesiges Talent und eine spürbare Leidenschaft für ihre Rollen. Sie bringen eine unbändige Energie und Leichtigkeit in das Musical, die das Publikum immer wieder mitreißt. Die jungen DarstellerInnen geben dem Stück die nötige Frische, die aus einem Familiendrama ein wunderbar packendes Musical macht. Ob in kleinen, humorvollen Momenten oder in den choreografisch anspruchsvollen Ensemble-Szenen, das Kinderensemble sorgt dafür, dass die Bühne lebendig und dynamisch bleibt.
Pasquale Aleardi verleiht Billys Vater eine starke, komplexe Tiefe. Der Konflikt zwischen den konservativen Ansichten eines verbitterten Minenarbeiters und der Liebe eines Vaters zu seinem Sohn wird durch Aleardis eindrucksvolle Schauspielkunst genauso gut dargestellt wie der aus diesem Konflikt resultierende Charakterwandel.
Isabelle Flachsmann bringt als Mrs. Wilkinson eine kraftvolle Mischung aus rauem Charme, Einfühlungsvermögen und beeindruckender Energie auf die Bühne. Sie ist nicht nur eine inspirierende Mentorin für Billy, sondern zeigt auch selbst eine Leidenschaft für das Tanzen, die durch ihre energetischen Tanzszenen lebendig wird. Wenn sie anfängt zu ‚boggien‘, bringt sie eine unglaubliche Dynamik in die Aufführung, die ihre Figur noch authentischer macht und deutlich zeigt, dass das Tanzen ein wesentlicher Teil ihres Lebens ist. Flachsmanns Darbietung lässt Mrs. Wilkinson als starke, leidenschaftliche Persönlichkeit erscheinen, die Billy mit Hingabe den Weg zeigt.
Sabine Martin als Billys Großmutter bringt eine wundervolle Mischung aus Humor und Nostalgie in die Aufführung. Mit ihrem trockenen Witz und ihrer bissigen Art sorgt sie für zahlreiche Lacher und schafft es zugleich, einen Blick in ihre eigene bewegte Vergangenheit zu gewähren. Ihre schrägen und oft unkonventionellen Kommentare verleihen ihrer Figur eine gewisse Lebendigkeit und machen sie zu einem Publikumsliebling.
Ein kleiner technischer Makel war am Vorstellungsabend die gelegentliche Verzögerung bei der Aktivierung der Mikrofone, wodurch die erste Silbe mancher Sätze nicht gut zu verstehen war. Dies beeinträchtigte jedoch den Gesamteindruck kaum.
Insgesamt ist hier eine wunderbare deutschsprachige Version des Erfolgsmusicals entstanden, die mit einer rundum talentierten Besetzung, hoher Qualität, energetischen Choreografien und einer Menge Ohrwürmern für ein unvergessliches Musicalerlebnis sorgt.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Mitch Sebastian |
Musikalische Leitung | Lukas Hobi |
Übersetzung Liedtexte | Roman Riklin |
Übersetzung Dialoge | Eric Hättenschwiler |
Bühnenbild und Kostüme | Francis O’Connor |
Lichtdesign | Michael Grundner |
Sounddesign | Gastón Briski |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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