Die offizielle deutsche Castaufnahme des ambitionierten Dreipersonenstücks mit Carin Filipčić, Sascha Kurth und Jana Stelley kann einige Höhepunkte aufweisen, ist aber insgesamt weder stimmig noch eingängig genug, um vollends zu überzeugen.
Gleich zu Beginn wartet “Wenn Rosenblätter fallen” mit einem Ohrwurm auf: “Wenn ich an Dich denke”, gefühlvoll interpretiert von Carin Filipčić, ist eine wehmütige Ballade mit eingängiger Melodie. Man wünscht sich nicht nur, sondern erwartet auch, dass damit die Weichen für den Rest des Musicals gestellt werden, wird aber beim weiteren Anhören der CD enttäuscht. Zwischen dem Auftaktsong und seiner Reprise ganz am Ende des Stückes ist wenig, das auch nur annäherungsweise an die Poesie und Melodik der Nummer herankommt.
Obwohl das Stück oft als ‘Sterbehilfe-Musical’ abgehandelt wird, nimmt dieses Tabu-Thema zumindest auf der CD-Einspielung keine alles überragende Rolle ein. Im Mittelpunkt vieler Lieder steht die Mutter-Sohn-Beziehung zwischen Rose (Carin Filipčić) und Till (Sascha Kurth), ebenso wie der Umgang mit Roses Krebserkrankung, aber auch die aufkeimende Romanze zwischen Till und Iris (Jana Stelley). Alles in allem gelingt dem Musical eine recht ausgewogene Mischung aus Trauer und Lebensfreude. Zwar kann man der Handlung schon beim bloßen Anhören gut folgen, aber dennoch wäre ein Booklet wünschenswert, das nähere Informationen zum Stück, eine detaillierte Inhaltsangabe und Songtexte beinhaltet. Gerade Zuhörern, die das Musical bisher nicht kennen, würde das sicherlich den Zugang erleichtern.Musikalisch ist “Wenn Rosenblätter fallen” ein Mix aus Chanson und Pop. Die Refrains sind oft eingängig, die Strophen dagegen kaum – was teilweise sicher auch daran liegt, dass sie häufig in Dialog- oder Erzählpassagen übergehen. Ebenso uneinheitlich sind die Texte von Kai Hüsgen und Ellen de Clercq, die streckenweise ziemlich nüchtern daherkommen und jegliche Poesie vermissen lassen (“Du solltest mal zum Arzt gehen”), an anderen Stellen aber dann wiederum voll von lyrischem Pathos sind (“Lass es bitte bitte mehr sein als die Liebe eines Sommers”).
Von der dreiköpfigen Cast kann einzig Carin Filipčić vollends überzeugen – wobei sie ihren Darstellerkollegen gegenüber den großen Vorteil hat, dass ihr die eingängigsten Songs zufallen. Sie singt mit angenehm warmer Stimme, die glaubhaft die ganze emotionale Bandbreite von tiefer Verzweiflung bis höchstem Glück widerspiegelt. Sascha Kurth ist ebenfalls interpretatorisch stark: Das kommt besonders in dem Song “Auf der Strasse” zum Tragen, als Till die Situation mehr und mehr über den Kopf wächst. Auch die Reprise des Titelsongs wird von Kurth emotional hervorragend ausgefüllt. Gerade in den Balladen und in den hohen Tonlagen wünscht man sich als Zuhörer jedoch eine klangvollere Stimme. Im Duett mit Jana Stelley wird zudem deutlich, dass die beiden Stimmen wenig harmonieren, ihr Duett “Plötzlich und unerwartet” erscheint so eher chaotisch als kraftvoll-rockig. Ansonsten gibt Stelley mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Quirligkeit einen guten Kontrapunkt zur Tragik des Stückes ab, auch wenn ihre Stimme bisweilen fast zu kindlich für die Rolle klingt.
Es bleibt letztendlich der Eindruck, dass “Wenn Rosenblätter fallen” ein Musical ist, das auf der Bühne sicherlich besser funktioniert und eine größere emotionale Resonanz erzeugt das bloße Hörerlebnis der CD-Aufnahme.