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Ein bereits zur Pause vor Begeisterung tobendes Publikum kann sich nicht irren: Das treffend inszenierte „Hairspray“ überzeugt mit einem tollen Cast und quirliger musikalischer Umsetzung. Gut gemachte Unterhaltung mit einer klaren Botschaft: Wer ‚was Großes werden will, der braucht große Träume!
Tracy Turnblad versteht die Welt nicht: „Warum können wir nicht alle gemeinsam im Fernsehen tanzen?“ Ihre Lieblingssendung, die „Corny Collins Show“, beharrt auf einem konsequent konservativ-rassistischem Weltbild: Auf der Mattscheibe sind üblicherweise nur weiße College-Kids zu sehen. Als großes Zugeständnis an Schwarze gilt der monatliche „Negro Day“, an dem sie im Studio allerdings unter sich bleiben müssen. Eine Mischung der Menschen verschiedener Hautfarben gilt Anfang der 1960er Jahre in den USA als absolutes Tabu.
Tracy ist diese Schwarz-Weiß-Denkweise schon deshalb fremd, weil sie als übergewichtiges Pummelchen nicht dem Schönheitsideal der Mehrheitsgesellschaft entspricht und deshalb gemobbt wird. Dennoch beharrt sie selbstbewusst auf ihren Prinzipien und findet im Laufe der Handlung nicht nur ihr privates Liebesglück, sondern wird auch zur „Miss Teenage Hairspray 1962“ gekürt und vereint im Finale schwarze und weiße Kids im gemeinsamen Tanz.
Das funktioniert leider nur in der schönen, bunten Musical-Welt, sodass Diskriminierung, Hass und Hetze gegen vermeintlich Andersartige auch 60 Jahre später noch erschreckend aktuell sind. Die von Iris Limbarth konzipierte und von Toni Burkhardt auf die Bühne gebrachte Inszenierung unterstreicht diese Aktualität, indem sie vor der Pause bei der Anti-Diskriminierungs-Demonstration mit einem Protest-Schilder auf die aktuelle „Black Lives Matter“-Bewegung verweist.
Selbstverständlich kommt auch das unterhaltende Element nicht zu kurz. Regisseur Burkhardt hat ein gutes Händchen in der Personenführung, legt ein enormes Tempo vor, lässt aber auch – wie beim Song „Ohne dich“ – Raum für ruhigere Momente. Seine solide, werkgetreue Inszenierung punktet besonders mit ihren liebevoll gezeichneten Charakteren und auf den Punkt genau gesetzten Pointen.
Für die schnellen Szenenwechsel hat Britta Lammers einen minimalistischen Bühnenraum geschaffen, in dessen Hintergrund über einem vierstufigen Podest ein sich öffnender Graffiti-Prospekt für unterschiedliche Perspektiven sorgt. Zwei links oder rechts einfahrende Metall-Kuben deuten Tracys Zuhause oder andere Spielorte an. Einschwebende Versatzstücke lassen zum Beispiel die Turnhalle oder das Studio der „Corny Collins Show“ entstehen. Somit ist genug Platz für die Massenszenen und Tänze, die Sabine Arthold rasant choreografiert. Das große Gesangs-Ensemble aus Solisten und den Mitgliedern des Opernchores glänzt hier ebenso wie natürlich die Tänzerinnen und Tänzer der hauseigenen Ballettcompagnie.
Heike Korns farbenfrohes Sixties-Kostümbild unterstreicht optisch die Unterschiede zwischen Weißen und People of Color: Petticoats, Schlips und Kragen auf der einen Seite, karierte Kleider, T-Shirts, Chinohosen und Turnschuhe auf der anderen. Für die großen Show-Momente gibt es raffiniert geschnittene Roben mit einem Rausch aus Pailletten und Federn.
Dass auf dem Besetzungszettel bei den Rollen von Tracy und ihrer Mutter Edna die Namen von Ensemble-Mitgliedern stehen, die sonst in großen Opernpartien zu Hause sind, ist alles andere als eine Notlösung – im Gegenteil! Victoria Kunze überrascht in Gesang und Tanz so sehr, dass man kaum glauben kann, dass sie keine Ausbildung als Musicaldarstellerin hat. Ihre klassisch geschulte Stimme nimmt sie stark zurück, funkelt aber in den Höhen wie bei „Glocken klingen hell“ oder der „Good Morning Baltimore“-Reprise im zweiten Akt. Tracy ist vom ersten Moment an die große Sympathie-Trägerin der Show, die Kunze mit facettenreichen Spiel und dynamischen Tanzschritten bis ins Finale grandios ausfüllt. Respekt!
Als Reminiszenz an die Dragqueen Divine, die in dem dem Musical zugrunde liegenden Film von 1988 als Edna Turnblad auftritt, wird die Mutterrolle auch in der Bühnenfassung traditionell mit einem Mann besetzt. Mit dem Bassisten Ulrich Burdack steht ein weiterer sensationell guter Darsteller aus dem Hausensemble auf der Bühne. Nicht nur seine imposante optische Erscheinung, die durch Absatzschuhe noch stärker betont wird, empfiehlt ihn für diese Rolle. Burdack spielt die weibliche Seite keck und mit viel Humor aus und gibt die Figur in keiner Sekunde der Lächerlichkeit preis. Edna ist hier eine wahre Familien-Glucke, die immer wieder mit ihrem rabenschwarzen, vollen Bass komische Glanzlichter setzt. Zu einem Höhepunkt der Show gehört zweifellos das gefühlvolle Duett von Edna und Ehemann Wilbur „Du bist zeitlos für mich“, bei dem Schauspieler Kay Krause als geradezu schmächtiger Scherzartikelverkäufer einen gute Kontrapart gibt.
Als dritte starke Frauenfigur steht mit Deborah Woodson als kämpferische Motormouth Maybelle eine wahre Stimm-Granate auf der Bühne. Mit ihrer gewaltigen, souligen Gospelstimme übertrumpft sie akustisch scheinbar mühelos Ensemble-Gesang, Musikbegleitung und ein wild applaudierendes Publikum. Zu Recht gilt Woodson als die deutschsprachige Idealbesetzung dieser Rolle. Mit Malcom Quinnten Henry als Seweed J. Stubbs, Vanessa Weiskopf als Little Inez, Antoine Banks-Sullivan (Ensemble), Jamie-Lee Uzoh (Ensemble) und den drei Dynamites-Girls Louisa Heiser, Sharon Isabelle Rupa und Nicole Rushing stehen weitere stimmstarke, ausgebildete, schwarze Musicaldarstellerinnen und -darsteller auf der Bühne, die der Inszenierung Authentizität geben.
Boshana Milkov als Velma von Tussle und Julia Lindhorst-Apfelthaler als ihre Tochter Amber sind zwei knallgelb gewandete Giftspritzen und bilden die Speerspitzen der Rassismus-Bewegung. Milkov gibt mit ihrem satten Mezzosopran dem Song „Velmas Rache“ eine jazzige Note, „Sie ist ekelig“ ist Lindhorst-Apfelthalers gesungener Rachefeldzug gegen die verhasste Tracy, die ihr schließlich auch noch den zunächst unter ihrem Pantoffel stehenden Freund Link abspenstig gemacht hat. Andrew Irwin befreit sich in dieser Rolle als Duckmäuser und gefällt stimmlich im Schmachtfetzen „Ich und du“. Karsten Zinsers arrogant angelegter Corny Collins sieht aus wie Barbies Ken und gefällt im Song „Hairspray“ mit Sprühdosen-Begleitung.
Abgerundet wird der positive Eindruck durch die Mitglieder des Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Tonio Shiga. Dies fällt insbesondere zu Beginn des zweiten Aktes auf, wenn der Klangkörper bei noch geschlossenem Vorhang spielt und in die Gefängnis-Szene überleitet. Aus dem Graben klingt stets ein satter Sound von knackigen Bläsersätzen, schwirrenden Geigenklängen und kraftvollen Drum-Passagen, die jedoch nie die Szenerie überlagern.
Es ist immer wieder schön, wenn kommunal finanzierte Theater den Mut haben, ein Musical nicht nur halbherzig irgendwie auf die Bühne zu bringen, sondern mit viel Know-how und einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Gewerke des Hauses eine rundum gelungene Produktion auf die Beine stellt. Riesenjubel und Zugabe-Rufe nach dem finalen „Niemand stoppt den Beat“!
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KREATIVTEAM |
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Buch von Mark O’Donnell und Thomas Meehan / Musik von Marc Shaiman / Liedtexte von Scott Wittman und Marc Shaiman / Basierend auf dem New Line Cinema Film, Drehbuch und Regie von John Waters / Deutsche Fassung von Jörn Ingwersen (Dialoge) und Heiko Wohlgemuth (Songs). | ||||
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Musikalische Leitung | Tonio Shiga | |||
Inszenierungskonzept | Iris Limbarth | |||
Inszeneriung | Toni Burkhardt | |||
Bühne | Britta Lammers | |||
Kostüme | Heike Korn | |||
Choreografie | Sabine Arthold |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 05.11.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | Premiere | |||||||
Fr, 11.11.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Sa, 12.11.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
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Sa, 19.11.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 25.11.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Do, 01.12.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Mi, 07.12.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Sa, 10.12.2022 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
So, 18.12.2022 18:00 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Sa, 31.12.2022 19:00 | Stadttheater, Bremerhaven | ||||||||
So, 08.01.2023 15:00 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
So, 22.01.2023 15:00 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Do, 26.01.2023 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
So, 29.01.2023 15:00 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Do, 16.02.2023 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 03.03.2023 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Fr, 17.03.2023 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Sa, 08.04.2023 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
So, 30.04.2023 15:00 | Großes Haus, Bremerhaven | ||||||||
Do, 11.05.2023 19:30 | Großes Haus, Bremerhaven | Dernière | |||||||
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