Patrick Stanke (Peppone), Thomas Borchert (Don Camillo) © Heiner Schaeffer
Patrick Stanke (Peppone), Thomas Borchert (Don Camillo) © Heiner Schaeffer

Don Camillo & Peppone (2019)
Freilichtspiele, Tecklenburg

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Tecklenburg bringt das Musical als deutsche Erstaufführung auf die Bühne und überzeugt dabei auf ganzer Linie vor allem mit einem herausragendem Cast, toller Regie und wunderbaren Choreografien.

Ein Blick auf die Rezensionen aus St. Gallen und Wien, wo „Don Camillo & Peppone“ 2016 beziehungsweise 2017 aufgeführt wurde, zeigt, dass das Stück bei den Zuschauern sehr unterschiedlich ankommt. „Rund und überzeugend“ oder auch „seicht und trivial“ heißt es in den Kritiken.
Tecklenburgs erste Abendproduktion der Saison 2019 ist also weder ein Gassenhauer noch ein neues Stück, auf das jedermann gewartet hätte. Und doch haben Intendant Radulf Beuleke und das Team der Freilichtspiele darin etwas gesehen, das die Entscheidung für dieses Musical herbeiführte. Die Zuschauerreaktionen während der Show und am Ende zeigen, was für „Don Camillo & Pepppone“ spricht: Kurzweilige Unterhaltung, ein grandioser Cast, viel fürs Auge und Musik, die gefällt.

Zwar bietet die Musik von Dario Farina nicht einen Hit nach dem anderen, doch sie ist abwechslungsreich, mal eher in Richtung Schlager, mal voller Drama. Dabei bedient sich Farina einer Reihe von weiteren Stilrichtungen wie Italo-Pop, die sich sämtlich in die Handlung einfügen. Besonders gefallen die Ensemblenummern wie „Wunder geschehn“ und „Heute fängt die Zukunft an“, aber auch die ruhigen Lieder der alten Gina wie „Lang ist es her“. Giorgio Radoja und sein 13-köpfiges Orchester liefern mit gewohnt gutem und vollem Klang die Songs ab.
Die Texte von Michael Kunze werden hier und da ebenfalls kritisch besprochen. Nun, das Musical ist wie die Filme als Komödie angelegt und spielt in einem italienischen Dorf nach dem zweiten Weltkrieg, in dem Bildung und wohl gewählte Worte eine untergeordnete Rolle spielen. Von daher sind die Reime witzig, gelegentlich platt und passen genau in die Welt, in die der Zuschauer hier entführt wird.

Regisseur Andreas Gergen schafft es, an den entscheidenden Stellen aufs Tempo zu drücken, so dass sich vor allem Don Camillo und Peppone den einen oder anderen Schlagabtausch liefern können. Er lässt sich aber auch Zeit, um beispielsweise der nur anerzählten Liebesgeschichte zwischen der jungen Gina und Mariolina Raum zu geben. Oft sind alle fünfzig Darsteller und Statisten auf der Bühne, die immer gut zu tun haben und niemals einfach nur gelangweilt auf der Bühne stehen. Till Nau entwarf moderne Choreografien, die oft witzig daherkommen und große Freude bereiten.

Jens Janke hat schöne Ideen für das Bühnenbild, in das sich die Kostüme von Karin Alberti nahtlos einfügen. Links ist der Brunnen wieder sichtbar, dahinter die Kirche mit einem großen, bunten, runden Kirchenfenster, das bei Dunkelheit in schönen Farben leuchtet. Der Bereich in der Mitte ist recht offen gestaltet, so dass das Publikum viel vom alten Gemäuer sieht, das in den letzten Jahren oft zugebaut war. Schön, dass dieses Jahr die Gegebenheiten der Ruine wieder voll zur Geltung kommen.

Obwohl dieses Stück ein Ensemblestück ist, das viele gute Darstellerinnen und Darsteller benötigt, die auch mal bereit sind, kleinere Rollen zu spielen – wie hier Dominik Hees, Milica Jovanovic, Femke Soetenga, Kevin Tarte, Sebastian Brandmeier oder Jörg Neubauer (welch eine Liste!) -, stehen zwei Herren doch im Mittelpunkt: Thomas Borchert und Patrick Stanke. Beide laufen jeder für sich und im Doppelpack zur Höchstform auf. Borchert als Camillo, stets im Zwiegespräch mit Jesus, versucht dauerhaft, Gottes Sohn davon zu überzeugen, dass er recht handelt, obwohl doch die eine oder andere – nennen wir es – Schwindelei und Beugung des Rechts sichtbar ist. Stanke, als Peppone ein ganzer Kerl, versucht das Beste aus seiner Bürgermeisterei zu machen, scheitert aber anfänglich schon daran, ein paar Worte aufzuschreiben und steht sich immer wieder selbst im Weg.

Wenn die beiden Protagonisten aufeinandertreffen, wollen sie sich stets prügeln und wünschen sich die Pest an den Hals. Zwar haben beide unterschiedliche Herangehensweisen, doch wollen sie nur das Beste für ihr Dorf. Anscheinend helfen machmal nur Fäuste. Die beiden Darsteller liefern ein echtes Kabinettstück ab. Hier kann man lernen, wie Witz und Timing auf der Bühne funktionieren. Fabehlhaft!

Als schönen Einfall stellt Regisseur Gergen den jungen Florian Albers als Jesus direkt auf die Bühne. Mit schwarzer Jeans und schwarzem Hoodie gekleidet, dient er mal als direkter Ansprechpartner für Camillo, mal ist er irgendwo auf der Bühne, wenn der Geistliche beim Gebet ist. Albers ist es auch, der der alten Gina stets zur Seite steht. Als ihr Begleiter führt er sie über die Treppen und durch die Gänge. Offen bleibt, ob er dabei auch göttlich ist und Gina sich vielleicht sogar aus dem Jenseits an ihre Jungend erinnert. Barbara Tartaglia ist eine bezaubernde Gina, liebevoll und irgendwie gütig. Ihre musikalischen Nummern sind anrührend, ihre Attitüde mild und warmherzig.

Wer die Filme der 1950er und 60er Jahre mit Fernandel und Gino Cervi mochte, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen. Auch 2019 lohnt sich ein Besuch bei den Freilichtspielen Tecklenburg, denen es erneut gelingt, ihr Publikum auf hohem Niveau mit tollen Darstellern zu unterhalten.

 
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KREATIVTEAM
Buch / TexteMichael Kunze
MusikDario Farino
RegieAndreas Gergen
Musikal. LeitungGiorgio Radoja
ChoreographieTill Nau
KostümeKarin Alberti
BühnnbildJens Janke
 
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CAST (AKTUELL)
Don CamilloThomas Borchert
PepponePatrick Stanke
die alte GinaBarbara Tartaglia
GinaMilica Jovanovic
MariolinoDominik Hees
Laura CastelliFemke Soetenga
FilottiKevin Tarte
NonnoSebastian Brandmeir
BruscoJörg Neubauer
DottoreJan Altenbockum
Ginas Begleiter/JesusFlorian Albers
EnsembleDominique Aref
Alexandra Hoffmann
Eva Kewer
Jennifer Kohl
Esther-Larissa Lach
Janina Niehus
Celena Pieper
Tamara Peters
Zoltán Fekete
David Hammann
Andrew Hill
Mathias Meffert
Wolfgang Postlbauer
Nicolai Schwab
Julian Schier
Michael Thurner
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 21.06.2019 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
Sa, 22.06.2019 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
Fr, 28.06.2019 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
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