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Junges, intelligentes Landei aus Kansas sucht im Big Apple nach einem reichen Mr. Right zwecks Vernunftehe. Völlig unerwartet verliebt sie sich in einen charmanten Filou und taumelt unentschlossen zwischen Liebe und Vernunft. Unterwegs findet Millie in einem Barbie-Verschnitt eine beste Freundin und in einer mondänen Diva eine mütterliche Gönnerin. Ganz nebenbei entwickelt sich die Landpomeranze zu einer emanzipierten Frau und zerschlägt einen Mädchenhändler-Ring.
Die Vorlage zum Musical liefert ein Musikfilm von 1967 mit beeindruckenden Auszeichnungen: einem Oscar, einem Golden Globe und einem Laurel Award. Richard Morris und Dick Scanlan formten daraus ein Musical und Jeanine Tesori ergänzte das musikalische Konglomerat verschiedener Komponisten. Der Uraufführung 2002 am Broadway folgten etwa 900 Vorstellungen und sechs Tony Awards.
Der Plot selbst ist eine Satire auf die Roaring Twenties in den USA und die Emanzipation der modernen Frau. Im Zentrum steht Millie, die unter allen Umständen „modern“ sein will: „ich muss doch mehr sein, als ein Zeitvertreib für ’nen groben Kerl vom Land.“ Liebe und Ehe sind zwei Paar Stiefel, so Ihre Überzeugung. Natürlich kommt es ganz anders: Ihr Chef Trevor will einfach nicht anbeißen und bandelt zu Millies Überdruss auch noch mit Freundin Miss Dorothy an. Der charmante aber vorgeblich arme Filou Jimmy erobert stattdessen ihr Herz. Die chinesische Herbergsdame von Millies Hotel entpuppt sich als gesuchter und ganz und gar nicht chinesischer Kopf einer Bande, die Mädchen nach Hongkong in die Prostitution verschleppt.
Das Musical bietet viel Potenzial für das Kreativteam des Landestheaters. Glamour, Klamauk und Krimi sind die Grundlagen. Glamourös sind die üppigen Goldglitzer-Kostüme der Revuenummern und die fransig-poppigen Charleston-Kleidchen von Annette Mahlendorf. Herrlich witzig und comichaft überzeichnet ist die ‚Liebe auf den ersten Blick‘-Begegnung von Miss Dorothy und Trevor: Die Bühne wird plötzlich dunkel; beide sind in sphärisches Licht getaucht. Christian Venzke als Trevor hebt buchstäblich ab und vollführt liebestrunken eine Art Spitzentanz. Birgit Reutter als Miss Dorothy schwebt entrückt auf Wolke sieben. Fast in Zeitlupe umschwirren sich die buchstäblich von Amors Pfeil abgeschossenen Liebenden. Die Musiker schwelgen dazu in schmalzigem Kitsch. Die Krimikomponente ist der Mädchenhändler-Ring, der unerkannt sein schändliches Spiel treibt. Doch Millie setzt die Fakten zusammen, stellt den Kidnappern eine Falle und zerschlägt mit Ihren Freunden die Bande.
Genau darin liegt aber auch das Problem der Inszenierung: Stephan Brauer kann sich nicht entscheiden, was sein Musical sein soll: Revue, Krimi, Operette oder Klamauk. Doppeldeutigkeit und Tiefgang reichen nicht für eine verspielte Satire. Das Bühnenbild von Anette Mahlendorf mit goldenen Art-Déco-Bordüren ist sehr schlicht und trotz vieler Glühlampen nur mäßig glamourös. Einen Hotelflur bilden lediglich 4 nackte Türen, die vom Schnürboden abgesenkt werden. Für Revuenummern mit Stepptanz kooperiert das Landestheater mit den Stepptänzern von „THE ARTS Company“. Doch bleibt die Stepp-Choreografie von Tamás Master banal und der Stepptanz unspektakulär.
Ein echtes „Wow!“ verdient dagegen Julia Harneit als mondäne Diva Muzzy van Hossmere. Die junge Darstellerin spielt einfach nicht – sie ist eine Art Norma Desmond auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere. Sinnlich verrucht mit rauchiger Stimme intoniert sie Jazz. Glockenhell brilliert ihr Sopran beim Swing. Ihre strahlende Mimik schlägt das Publikum nur mit einem Blick in ihren Bann.
Mit Julia Leinweber steht eine Millie auf der Bühne, die der Filmbesetzung Julie Andrews nahe kommt. Bemerkenswert ist Leinwebers Vielseitigkeit: Tanzen, Steppen, sogar ein Spagat gelingen ihr mühelos. Mal komisch witzig, mal ernst und nachdenklich spielt sie das Wechselbad der Gefühle glaubhaft: Millie taumelt unentschlossen zwischen falsch verstandener Emanzipation und echter Liebe. Körperbetont, frech, kommentierend und immer in Bewegung, kommt Leinwebers Stimme jedoch etwas zurückhaltend im Zuschauerraum an. Das dürfte aber in erster Linie der kränkelnden Tontechnik am Premierenabend geschuldet sein.
Jannik Harneit verleiht dem Filou Jimmy viel Charme und Charisma. Aus dem arroganten Schürzenjäger wird ein liebeskranker Romantiker. Beide Extreme spielt Harneit überzeugend. Je nach Situation nutzt er in der Höhe seine weiche Kopfstimme oder beltet aggressiv.
Stefanie Rhaue als Herbergsdame Mrs. Meers ist eher komische Figur, denn ernsthafte Verbrecherin. Wenn sie ganz klischeehaft chinesisch mit Kopfstimme und „lollendem L“ splicht, blingt sie die Zuschauel immel wiedel zum Schmunzeln. Als abgebrühte Verbrecherin mit tiefer Stimmlage und Gaunerjargon organisiert sie eiskalt Menschenhandel. Die abrupten Wechsel zwischen den beiden Persönlichkeiten meistert Stefanie Rhaue gekonnt und sorgt dabei für viel Situationskomik.
Die Partitur ist unentschlossen: Ist sie für Big Band, Jazz Combo oder Symphonieorchester geschrieben? Die Hofer Symphoniker unter Michael Falk fühlen sich in allen Rollen zu Hause. Ein Blick in den Orchestergraben lässt die Bandbreite erahnen. Celesta und Harfe finden sich ebenso wie Baritonsaxofon, Bassklarinette und ein breit gefächertes Percussion-Arsenal. Und so gelingen opulente Soundtracks wie auch gefühlvoller Jazz. Soundeffekte wie bei „Tom und Jerry“, Zitate aus Offenbachs „Can Can“ und Tschaikowskys „Nussknackersuite“ sind zusätzliche Herausforderungen, die der ca. 30-köpfige Klangkörper souverän meistert. Einziger Wermutstropfen: Der Trompetensatz ist so dominant, dass er immer wieder den wingenden Saxofonsatz und auch die Sänger übertönt.
Das Landestheater Hof hat sich wieder an einen musikalisch und dramaturgisch sehr anspruchsvollen Stoff gewagt. Von der ein oder anderen Unentschlossenheit der Inszenierung, leichten Schwächen und kleinen Premierenpatzern abgesehen, ist das Stück ein vergnüglicher Ausflug in die „Wilden Zwanziger“.
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KREATIVTEAM |
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Musik | Jeanine Tesori |
Liedtexte | Dick Scanlan |
Buch | Richard Morris Dick Scanlan |
Musikalische Leitung | Michael Falk |
Inszenierung und Choreografie | Stephan Brauer |
Stepp-Choreografie | Tamás Mester |
Ausstattung | Annette Mahlendorf |
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CAST (AKTUELL) |
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Millie Dillmount | Julia Leinweber | |||
Jimmy Smith | Jannik Harneit | |||
Mrs. Meers | Stefanie Rhaue | |||
Miss Dorothy Brown | Birgit Reutter | |||
Ching Ho | Markus Gruber Karsten Jesgarz | |||
Bun Fo | Thilo Andersson | |||
Miss Flannery | Cornelia Löhr | |||
Trevor Graydon | Christian Venzke | |||
Muzzy van Hossmere, Ethel | Julia Harneit | |||
Gloria | Bärbel Kubicek | |||
Alice | Malgorzata Kusmierz | |||
Ruth | Annett Tsoungui | |||
Dorothy Parker | Zene Kruzikaite | |||
Opernchor Theater Hof | ||||
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The Arts | ||||
Hofer Symphoniker |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Fr, 26.10.2018 19:30 | Theater, Hof | Premiere | |||||||
So, 28.10.2018 18:00 | Theater, Hof | ||||||||
Mi, 14.11.2018 19:30 | Theater, Hof | ||||||||
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Sa, 17.11.2018 19:30 | Theater, Hof | ||||||||
So, 18.11.2018 19:30 | Theater, Hof | ||||||||
Sa, 24.11.2018 19:30 | Theater, Hof | ||||||||
So, 25.11.2018 19:30 | Theater, Hof | ||||||||
Fr, 07.12.2018 11:00 | Theater, Hof | ||||||||
Fr, 07.12.2018 19:30 | Theater, Hof | ||||||||
Fr, 28.12.2018 19:30 | Stadthalle am Schloss, Aschaffenburg | ||||||||
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