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Eine grandiose Angelika Milster plaudert als Doris Day aus deren Leben. In der Uraufführung der Musical-Biografie von Rainer Lewandwoski (bearbeitet von Regisseur Holger Hauer) singt Milster, begleitet von einer agilen Combo, die schönsten Songs aus dem Day-Repertoire.
Doris Kappelhoff bezeichnet die Melodie als ein „banales Kinderlied“. Unter ihrem Künstlernamen Doris Day ersingt sie sich mit „Que Sera, Sera (Whatever Will Be, Will Be)“ jedoch 1956 ihren kommerziell größten Plattenerfolg. Seitdem ist dieser Millionen-Seller untrennbar mit ihr verbunden.
Das ist auch in Rainer Lewandowskis Musical-Biografie zu spüren. Kaum erklingen weit nach der Pause die ersten Töne des Hit-Songs, jubelt der Saal und das Publikum schunkelt summend oder leise singend mit. Im Zuschauerraum sitzen allerdings in der Mehrzahl Menschen, die Doris Days Blütezeit als Sängerin und Schauspielerin noch miterlebt und verfolgt haben dürften.
Mit Blick auf diese Zielgruppe zerlegen Lewandowski und Regisseur Holger Hauer in ihrer gemeinsamen, speziell für das Berliner Schlosspark Theater bearbeiteten Fassung die Day-Biografie in kleine, leicht verdauliche Info-Häppchen. Als Rahmenhandlung empfängt die seit den 1980er Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwundene Künstlerin das Theaterpublikum auf ihrer Farm, wo sie sich ganz dem Schutz herrenloser Hunde verschrieben hat. Auf der von Bühnenbildnerin Saskia Wunsch mit weißen Holzlatten angedeuteten Veranda am linken Rand sitzend, plaudert Doris aus ihrem Leben und leitet zu kleinen, sketchartig inszenierten Rückblenden im Zentrum der Bühne über. Hier deuten drei schnell verschiebbare, weiße Würfel abstrakt die diversen Spielorte an. Im Hintergrund sitzt unter einem gerafften Showvorhang mit einer Disco-Kugel im Zentrum eine Vier-Mann-Band auf einer leicht erhöhten Fläche. Hier singt Day im Rahmen von Konzerten viele bekannte Songs aus ihrem breiten Repertoire. Musikalischer Erfolgsbereiter ist Ferdinand von Seebach, von dem nicht nur die luftigen, sehr jazzigen Arrangements der Songs stammen. Er leitet auch die erwähnte, sehr agile Combo vom Flügel aus.
Durch die musikalische Dominanz fokussiert sich der Abend auf Doris Day als Entertainerin. Ihre internationale Karriere als Hollywoods biedere Vorzeigehausfrau, ihr beruflicher Absturz nebst finanziellem Ruin und ihre TV-Misserfolge bleiben eher Randnotizen. Auch Days vier zum Großteil gewalttätig-skrupellosen Ehemännern, dem Motorrad-Unfall ihres Adoptivsohns, der ihn zum Pflegefall werden lässt, oder ihren eigenen gesundheitlichen Problemen durch die Mitgliedschaft in einer sektenähnlichen Kirche schenken Lewandowski und Hauer nur wenig Beachtung. Ein Blick über den Tellerrand hätte dem Musical, das zu oft durch die rosarote Brille blickt, mehr dramaturgische Tiefe gegeben.
Ein Coup gelingt dem Schlosspark Theater mit der Besetzung der Titelrolle. Schon für ihr bloßes Erscheinen brandet für Angelika Milster Szenenapplaus auf. Die Vorschusslorbeeren sind durchaus berechtigt, denn als Doris Day ist sie rundum grandios. Als souveräne Gastgeberin plaudert sich Milster sofort in die Herzen der Zuschauer und skizziert ihre Rolle zwar auch – aber bei weitem nicht nur – als Everybody’s Darling. So zum Beispiel in der Szene über den Film „Julie – Mord in den Wolken“, in dem Day ihre beiden ersten, unglücklichen Ehen thematisiert sieht: Hier gibt sie Doris als verletzliche, ängstliche Frau. Die Milster darf an diesem Abend aber auch ganz Diva sein, was sie vor allem musikalisch genüsslich auskostet. Ihr Sopran klingt bis in die Höhen voll, mühelos und ohne Vibrato. Höhepunkt ist dabei im Finale der bewegende Song „Mein Herz“, Holger Hauers deutsche Übertragung von „My Heart“ aus Doris Days 2011 erschienenen, bisher letzten Album.
Bei so viel, auch vorlagenbedingter Dominanz, haben es Nini Stadlmann, Sascha Rotermund und Marco A. Billep (alternierend mit Tobias Licht) natürlich schwer, in ihren vielen kleinen Rollen als bloße Stichwortgeber aus Milsters Schatten zu treten. Doch das gelingt dem Trio mit viel Verve und es kann sowohl mit kleinen Rollenportraits, sowie auch gesanglich glänzen. So zum Beispiel Billep mit schönem runden Bariton als Milsters Duettpartner im gefühlvollen „Let’s Take An Old Fashioned Walk“. Ein furios-komischer Auftritt ist Stadlmann als Patty Andrews vergönnt. Zum Song „Bei mir bist du schön“ mimt sie mit zwei Papp-Schwestern in quietschgelben Polkakleidchen (Kostüme: Saskia Wunsch) im Arm gleich alle drei Andrew Sisters.
Zu Recht feiert das Publikum alle Beteiligten beim Schlussapplaus. Zur „Que Sera“-Reprise dirigiert eine Zuschauerin spontan von der ersten Reihe aus den großen, glückseeligen Publikums-Chor. Für die meisten im Saal ist Doris Day an diesem Abend das geblieben, was sie schon immer war: eine fast makellose Ikone des amerikanischen Show-Bizz.
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KREATIVTEAM |
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Buch | Rainer Lewandowski |
Fassung für das Schlosspark Theater Berlin | Rainer Lewandowski Holger Hauer |
Inszenierung | Holger Hauer |
Musikalische Leitung und Arrangements | Ferdinand von Seebach |
Choreografie | Christopher Tölle |
Ausstattung | Saskia Wunsch |
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CAST (AKTUELL) |
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Doris Day | Angelika Milster |
Betty, Alma Kappelhoff, Grace Raine, Partysängerin, Patty Andrews, Ärztin, Radiosprecherin | Nini Stadlmann Kathleen Bauer |
Barney Rapp, Al Jordan, Sänger, Marty Melcher, Michael Curtiz | Sascha Rotermund |
William von Kappelhoff, Arzt, Andy Williams, Al Levy, George Weidler, Alfred Hitchcock, Terry Melcher | Tobias Licht Marco A. Billep Sven Prüwer |
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GALERIE |
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