Werner Sobotka inszeniert den Musicalklassiker von John Kander und Fred Ebb. Die Show über die Spaßgesellschaft der 20er Jahre erhielt bereits neun Tony Awards und auch der 1972 erschienene Film mit Liza Minella konnte acht Oscars absahnen. Auf der Bühne der Kammerspiele teilen sich Ruth Brauer-Kvam und Eva Meyer die Hauptrolle der Sally Bowles.
Das Reich der Unterhaltung, Berlin in den 20er Jahren. Wenn es einen Bereich gab, in dem ökonomisches Kalkül vor künstlerischer Überlegung stand, kurz Geld vor Kunst – dann war es das weite Feld der Unterhaltung zwischen Revue und Tingeltangel, Operette und Kabarett, Sportpalastball und Transvestitenbar. Eine mächtige Unterhaltungsindustrie beherrschte die Berliner Szene. Über allem stand die Schlagerproduktion, die mit dem ungestüm hereinbrechenden Jazzfieber bereits seit Anfang der zwanziger Jahre immer neue Tänze kreierte. Die neuen Rhythmen passten haargenau zu einem Lebensgefühl, das sich nun nach Krieg, Nachkriegswirren und Inflation ab 1923 mit Macht verbreitete: eine hektische, maßlose Gier nach Unterhaltung, Zerstreuung, ja Ausschweifung. Lange Zeit erzwungene Prüderie machte nun einer nie gekannten sexuellen Freizügigkeit Platz, beginnend in den Schlagertexten, sich fortsetzend in den Nacktrevuen und endend in den schmutzigen Lokalen der Verirrten, wo auch Kokain zum täglichen Handel gehörte.
Das Theater entdeckte die Ausstattungsrevue. Was seinen Ursprung in den USA hatte, kam nun in Gestalt zahlreicher Girltruppen auf Berlin hernieder. Hundert nackte Mädchen auf der Bühne des Metropoltheaters – wann hatte es das jemals gegeben? Berlin strömte in die Vorstellungen und staunte. Der Rummel um Revuen, Operettenpremieren und rauschende Ballfeste verlief vor dem Hintergrund sich zuspitzender Klassenkämpfe. Berlin sang und tanzte, als existierten jene SA-Trupps nicht, die seit 1926 auf den Straßen marschierten. Die Revuestars trällerten ihre Lieder, als hätte Goebbels nicht 1927 zum „Kampf um Berlin“ aufgerufen. Im Gegenteil, Unternehmer der Branche unterstützen mit nationalistisch tendenziösen Operetten noch den Weg in die Katastrophe. Die Berliner Unterhaltungsindustrie und ihr Publikum taumelten mit dem Schlagermotto „Heute Nacht oder nie“ in ein Vergessen, aus dem sie erst 1933 schmerzhaft zu erwachen begannen. Man tanzte auf einem Vulkan, starrte auf die nackten Mädchen – draußen aber verfinsterte sich der politische Horizont mehr und mehr.
So, 12.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | Preview |
Mo, 13.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | Preview |
Di, 14.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | Preview |
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Mi, 15.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | Preview |
Do, 16.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | Premiere |
Fr, 17.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
So, 19.09.2010 15:30 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
So, 19.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Mo, 20.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Di, 21.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Di, 28.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Mi, 29.09.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
So, 03.10.2010 15:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Mo, 11.10.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Mi, 13.10.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Do, 14.10.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Fr, 15.10.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Mo, 18.10.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Sa, 23.10.2010 15:30 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Sa, 23.10.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
Do, 28.10.2010 20:00 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
So, 31.10.2010 15:30 | Kammerspiele der Josefstadt, Wien | |
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