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Sind Partner aus dem Internet liebenswert, wie real ist die virtuelle Welt und warum sind die Looser von nebenan im Netz als Retter der Welt unterwegs? Eine hervorragende, bewegliche und stimmstarke Darsteller-Riege beantwortet genau diese Fragen und rettet ganz nebenbei das nach bewährtem Muster zusammengebastelte Internet-Musical von Thomas Lund (Text) und Peter Zaufke (Musik) vor dem Daten-Schmiss in den virtuellen Papierkorb.
Kampfmaschine Baze (Stefan Rüh) ist verzweifelt. Wie hat es seine Erzfeindin Alice Magenta (Lea Schaaf) nur angestellt, ihn aus der umkämpften Spiel-Öde „Age of Survival“ ins quietschige „Pinkyville“ zu verfrachten? Entsetzen auch bei Fritz (Dominik Bopp) und Joschi (Benjamin Sommerfeld). In der mit blökenden Schäfchen bevölkerten rosaroten Mädchenwelt stellt sich dem muskelbepackten Recken in Rambo-Optik statt der säbelschwingenden Kampf-Amazone Bee Cruel (Maja Sikora) eine andere Gegnerin in den Weg. Ganz so, als sei er ein ungezogener Bengel, der zur Strafe auf sein liebstes Spielzeug verzichten muss, greift eine resolute, kittelbeschürzte Mutti nach der Pumpgun.
Das Durcheinander in der Online-Spielwelt hat Gretchen (Anja Backus) verursacht. Mit einem Programmiertrick verbannt sie den Baller-Avataren ihrer heimlichen Liebe auf die bunte Barbie-Farm, um Joschi weg vom Bildschirm und hinein in ihre Arme zu locken. Im nur einen Klick entfernten „Loveland“ werden parallel dazu die Ideal-Avatare Gentle John (Rupert Markthaler) und Beautiful Helen (Johanna Spantzel) aktiv, um das verkorkste Liebes-Geplänkel ihrer Erschaffer Rupert (Maximilian Mann) und Anne (Karen Helbing) zu einem realen Happy End zu führen. Bevor es jedoch soweit ist, wird auch noch der fiese Gordon (Dirk Johnston) enttarnt, der sowohl in der Gamer-Community als in der Chat-Gemeinde falsch gespielt hat.
Wirklich originell ist diese etwas konstruiert wirkende, vorhersehbare Geschichte um virtuelle Freunde, Chat-Lügen, Cyber-Mobbing und Internet-Spielsucht immer nur dann, wenn Autor und Regisseur Peter Lund die Zuschauer in die Welt der von ihren Usern geschaffenen Kunstfiguren mitnimmt. Sind deren Spieler und Chatter offline, haben die Avatare als ihre Arbeitnehmer Freizeit. Dann legen sie ihre roboterhaften Bewegungen ab, lästern über ihre Bosse, haben Angst, ihre Kollegen durchs Löschen zu verlieren oder hadern mit der dauerhaften Kriegsführung im Baller-Spiel. Dabei ist „Mein Avatar und ich“ vom Text her weniger kritisch und boshaft als Vorgänger-Stücke, die Peter Lund für den Abschlussjahrgang seiner Musical-Studenten geschrieben hat.
Wer diese Musicals kennt, hat nicht nur bei einigen der Charaktere ein Déjà-vu, ihm kommt auch die eingängige Musik von Thomas Zaufke bekannt vor. Nicht wirklich originell ist die bewährte Mischung aus gefälligen Up-Tempo-Nummern, Balladen und Showstoppern, die für die „Age of Survival“-Szenen etwas rockiger arrangiert ist und in Solo-Songs, Duetten, Terzetten, Quartetten und Ensemble-Nummern jedem der Darsteller die Gelegenheit gibt, sich gesanglich im besten Licht zu zeigen. Für die darstellerische Profilierung sorgt Peter Lunds temporeiche Inszenierung, für ausgiebige, abwechslungsreiche Tanzszenen von klassischen Hebefiguren bis Showtanz Choreografin Neva Howard. Bei den hochklassigen und mitreißenden Darbietungen der elf Darsteller ist es allerdings ungerecht, einzelne Leistungen würdigend herauszustellen.
Zum Erfolg der Show trägt auch die umsichtige musikalische Begleitung bei. Die sechsköpfige Band unter Hans Peter Kirchbergs Leitung sitzt wie in einem Schaufenster links im Erdgeschoss des schlichten, weißen Bühnenaufbaus, den Ulrike Reinhard (auch Kostüme) entworfen hat. Auch in weiteren quadratischen Öffnungen stehen PC-Tower, die als Sitzmöbel für die Chatter und Gamer dienen. Zwei weitere dieser PC-Plätze werden rechts und links der breiten Bühne bespielt, können bei Bedarf aber auch bis in die Mitte gefahren werden. René von der Waar schafft auf den weißen Flächen mit seinen Videos und Projektionen im Stile von Internetseiten und Spielen die stimmungsvolle Illusion einer künstlich erschaffenen Rechner-Welt .
Die auch bei der Wiederaufnahme-Premiere frenetisch gefeierte Produktion verdient einen „Gefällt mir“-Klick – und das nicht nur bei Facebook auf den Seiten von „Mein Avatar und ich“ und der „Neuköllner Oper“.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Hans-Peter Kirchberg Tobias Bartholmeß |
Inszenierung | Peter Lund |
Choreografie | Neva Howard |
Ausstattung | Ulrike Reinhard |
Video / Metaversum Design | René von der Waar |
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CAST (AKTUELL) |
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Fritz | Dominik Bopp | |||
Joschi | Benjamin Sommerfeld | |||
Gretchen | Anja Backus | |||
Gordon | Dirk Johnston | |||
Anne | Karen Helbing | |||
Rupert | Maximilian Mann | |||
Baze, King of the Road | Stefan Rüh | |||
Alice Magenta | Lea Isabel Schaaf | |||
Bee Cruel | Maja Sikora | |||
Beautiful Helen | Johanna Spantzel | |||
Gentle John | Jörn-Felix Alt Rupert Markthaler | |||
Band | ||||
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Gitarre I | Hossein Yacery Manesh | |||
Gitarre II | Johannes Gehlmann/Michael Brandt | |||
Bass | Sebastian Vogel/ Carsten Schmelzer | |||
Keyboard | Peer Neumann Andreas Weise | |||
Klavier | Hans-Peter Kirchberg Tobias Bartholmeß | |||
Schlagzeug | Philipp Schmitt Stefan Genze |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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