Ideologische Grabenkämpfe bei der Bürgermeisterwahl? Heuchlerische Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken? Private Verstrickungen von politischen Kandidaten? Im Super-Wahljahr versucht die neue Musical-Satire aus der Feder von Peter Lund (Text) und Thomas Zaufke (Komposition) das alles - überspitzt und mit einem Augenzwinkern - auf die Bühne zu bringen. Ein Wagnis, das mit Einschränkungen gelingt.
Macht, Ehre, Treue, Freundschaft, Loyalität, Respekt – darum kreisen die Gedanken und Taten der Protagonisten in "Drachenherz", einer Neuinterpretation des "Nibelungenlieds". Das Musical von Wolfgang Böhmer und Peter Lund wirft die Frage auf, in welcher Form diese Werte heutzutage noch von Belang sind – und ob es heute noch Platz für echte Helden gibt. In der dynamischen Inszenierung an der Neuköllner Oper werden die Charaktere gnadenlos mit dieser Fragestellung konfrontiert. Das neunköpfige, hochkarätige Ensemble um Denis Riffel überzeugt dabei gesanglich, schauspielerisch und tänzerisch vollends.
Es müssen nicht immer fiktionale oder historische Stoffe sein, die für ein Musical adaptiert werden. Dass auch die Realität unserer Zeit gute Vorlagen liefert, zeigt "Welcome to Hell" (Text: Peter Lund, Musik: Peter Michael von der Nahmer). In Lunds Inszenierung beweist ein grandioser Cast, dass unterhaltendes Musiktheater auch politisch und brandaktuell sein kann.
Ein düsterer Teil deutscher Geschichte in einem ungewöhnlichen Raumkonzept packend inszeniert (Regie: Martin G. Berger). Tolle Darsteller, allen voran Frederike Haas in der Titelrolle, garantieren einen ungewöhnlichen Musiktheaterabend.
Ganz großes Kino gibt es nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf der Musical-Bühne. Zum Beispiel beim turbulenten "Kopfkino" in der Neuköllner Oper, in dem eine tolle Darsteller-Riege in der Inszenierung von Peter Lund brilliert.
GRIMM! Die wahre Geschichte von Rotkäppchen und ihrem Wolf (2015 - 2017)
Neuköllner Oper, Berlin
Es war einmal... So beginnt auch das Märchen von der großartigen Besetzung, die in minimalistischer Ausstattung (Ulrike Reinhard) eine vorhersehbare, aber leicht überdrehte Variante des Rotkäppchen-und-der-böse-Wolf-Stoffes grandios rettet. Ein Abend nicht nur für Wald-Dorf-Schüler und Waldmeistertee-Trinker. Alle Grammatik-Freaks ignorieren das falscher Deutsch-Grammatik. Schließlich geht es um DAS Rotkäppchen und SEINEN Wolf...
Am 21. Juni 2005 wurde an der Neuköllner Oper "Erwin Kannes" die Lund/Zaufke Musical-Modernisierung von Shakespeares "Die Lustigen Weiber von Windsor" uraufgeführt. Auf der Bühne standen vor zehn Jahren Studenten der Berliner Universität der Künste, die heute aus vielen Long Run- und Stadttheater-Produktionen nicht mehr wegzudenken sind: Lucy Scherer, Helena Blöcker, Anne Hoth, Filipina Henoch. Zehn Jahre nach der Uraufführung kehrt das Stück in einer konzertanten Fassung an die Neuköllner Oper zurück...
Wie emanzipiert waren Frauen vor über 165 Jahren? Lotte, Aydin und Milly aus dem Hier und Jetzt erfahren es von den drei Brontë-Schwestern Charlotte, Emily und Anne, die unter männlichen Pseudonymen als Autoren in die Weltliteratur eingegangen sind.
Wünsch dir ein Musical. Auf Anregung von zwei Zuschauern haben Peter Lund (Texte) und Wolfgang Böhmer (Musik) das Thema psychische Erkrankungen vermusicalt. Die Schwächen des Stücks spielen, singen und tanzen die tollen Darsteller mühelos fort. Unterm Strich eine vergnügliche, zum Nachdenken anregende Aufführung auf hohem Niveau.
Peter Lund (Text und Inszenierung), Wolfgang Böhmer (Musik) und ein fantastischer Abschlusslehrgang Show/Musical an der Berliner Universität der Künste transferieren Grimms Knusperhexe als Frau Zucker ins Jahr 2011. Das Ergebnis, eine witzig-überdrehte wie bitterböse Satire, ist jeglicher Hinsicht ein Knaller.