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Mit Tracy Plester, Willi Welp und Heiko Stang hat das Staatstheater Ensuite-erfahrene Solisten engagiert. Genutzt hat es nichts: Die Show langweilt in der Kombination aus schwacher Vorlage und blasser Umsetzung.
Bleiben wir fair. Dass Evita auf der Bühne regelmäßig enttäuscht (Kennen Sie jemanden, der schon mal eine packende Inszenierung gesehen hat?), liegt nicht (nur) an den Kreativen vor Ort. Denn die haben mit einer wenig dankbaren Vorlage zu kämpfen. Das Buch ist für Nicht-Kenner oft kaum nachvollziehbar und ebenso voller unerklärter Brüche wie die Musik. Diese lässt wichtige Texte gerne im hohen, schnellen Stakkato singen – unabhängig von Interpretation und Tontechnik hat der Zuschauer kaum eine Chance, diese im ersten Anlauf zu verstehen. Meistens ist das auch besser, denn die Übersetzung ist dermaßen hölzern („Eva, geh nicht in die Großstadt“) und unsingbar („Spendengelder fließen“, „Auslandskapital“), dass man nicht glauben möchte, dass es sich dabei tatsächlich um einen frühen Michael Kunze handelt. Hätte die Show nicht ihren Hitsong, der das Marketing trägt, und gäbe es nicht die gelungene Verfilmung – wahrscheinlich wäre das Musical längst vergessen.
Steht das Stück trotzdem auf dem Spielplan, bedarf es schon einer außergewöhnlichen Leistung, um daraus einen gelungenen Musicalabend zu machen. In Braunschweig bleibt diese leider aus. Zwar hat das Theater erfahrene Solisten engagiert – Tracey Plester spielte in Duisburg Cosette, Eponine und Madame Thénadier, Willi Welp steht für tragende Parts von My Fair Lady über Rocky Horror bis König der Löwen, Heiko Stang war u. a. Tod und Krolock in Wien – doch alle drei bleiben hinter den Erwartungen zurück. Ob es an ihnen, an der schwachen Vorlage oder an der Regie (Thomas Wünsch) liegt, lässt sich aus dem Zuschauerraum nicht erschließen.
Das Beste vorweg: Der Schluss. Für die finale Montage gönnt Wünsch seiner Evita einen langen intimen Moment, dicht am Publikum auf einer leeren, in bläuliches Licht getauchten Bühne. Che hält sich pietätvoll zurück, Evita ist allein mit ihren (eingespielten) Erinnerungen, zweifelnd, vielleicht sogar bereuend. Dann passiert das einzig Richtige: Der Vorhang geht zu. Die Reprise der Totenfeier fällt aus, sie würde die beklemmende Stimmung zerstören.
Die Szene ist der stärkste Auftritt von Tracey Plester. Im ersten Akt nimmt man ihr auch das leicht naive Landmädel und den knallhart kalkulierten Aufstieg ab. In den großen Glamour-Nummern lässt sie dagegen den letzten Schuss Ausstrahlung vermissen.
Das könnte die Produktion aber auffangen. Was der Show aber den emotionalen Todesstoß geben muss, ist ein schwacher Juan Perón. Heiko Stang spielt die Rolle irgendwo zwischen brav und dümmlich, im zweiten Akt darf er auch mal ernst gucken. Den faschistischen Diktator, der bewundert und gefürchtet wird, glaubt man ihm in keiner Sekunde. Damit geht dem Stück aber der Reiz verloren – besteht der doch gerade darin, dass man nie genau weiß, ob Evita Ausnutzerin oder Ausgenutzte ist. Dass mit Evitas Hilfe ein gewaltätiges Regime gestützt wird, bekommt man von Che erzählt. Sehen kann man es nicht.
Willi Welp als Che gewinnt erst im zweiten Akt die für die Rolle nötige Bissigkeit. In der ersten Hälfte wirkt er blass, wie ein Versager, der in der Kneipe von früher erzählt. Dass dieser Mann Widerstand organisieren könnte, den Evita fürchten muss – kaum vorstellbar.
Karen Antje Vogel (Geliebte Peróns) und Mike Garling (Magaldi), beide Mitglieder des Chores, machen ihre Sache ordentlich. Ebenso das Orchester (Leitung: Georg Menskes), das allerdings an manchen Stellen mit weniger Blech noch besser klingen würde. Die Bühne (Heiko Mönnich) besteht abstrakt aus überdimensionalen schwarz-weißen Evita-Portraits. Das sieht zwar im Modell stimmungsvoller aus als auf der großen Bühne, wäre aber in Ordnung, wenn die Beziehungen zwischen den drei Hauptfiguren mitreißen würden. So bleibt das Highlight das „Descamisados“-Tänzer-Quartett, dass in verschiedenen Rollen, vorzugsweise als tuntiges Militärballet, über die Bühne albert – einen erkennbaren inhaltlichen Grund gibt es dafür nicht, aber wenigstens lockert es den sonst oft drögen Erzählfluss auf.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Georg Menskes |
Inszenierung | Thomas Wünsch |
Bühnenbild / Kostüme | Heiko Mönnich |
Choreographie | Katja Buhl |
Chor | Georg Menskes |
Kinderchor Leitung | Margit Kröber-Cherkeh |
Kinderchor Einstudierung | Tadeusz Nowakowski |
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CAST (AKTUELL) |
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Che | Willi Welp | |||
Eva Péron | Tracy Plester | |||
Juan Perón | Heiko Stang Thomas Christ | |||
Pérons Geliebte | Doris S. Langara Karen Antje Vogel | |||
Augustin Magladi | Mike Garling | |||
Descamisados | Christian Burkhardt Raphael Dörr Stefan Reil Thomas Peters Oliver Polenz | |||
Chor- und Kinderchor | ||||
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Statisterie |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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