Tommy (2004)
WiV Entertainment, Tournee

2001 – “Miracle Musics” und WiV Entertainment produzieren “Tommy” zum ersten Mal als Tourneeproduktion für den europäischen Kontinent. Stark am 69er Album von “The Who” und am Lebensgefühl der 60er und 70er orientiert, greift Miracle Musics die ursprüngliche Intension der Rockoper auf. Die Interpretation spiegelt – nicht zuletzt aufgrund der Rock’n’Roll-mäßigen Instrumentierung, bei weitem authentischer die Story von “Tommy” wieder, als es die Musicalversionen in New York und London taten.

„Tommy, kannst du mich hören?” Man ist versucht, diese im Stück dutzende Male wiederholte Frage seinem Sitznachbarn zu stellen, nachdem einem die Tontechnik die zweieinhalbstündige Show in voller, gleichbleibender Lautstärke um die Ohren gehauen hat. „Tommy” ist einfach viel mehr Rockkonzert als Theater, wie auch Autor Pete Townshend („The Who”) zugegeben hat. Gut, dass das Publikum im Hamburger Congresscentrum darauf vorbereitet war. Trotz etlicher inhaltlicher Schwächen und spärlicher Ausstattung gab es am Ende stehende Ovationen: für die stimmgewaltigen Sänger, die kraftvolle Band und den gnadenlosen Tontechniker – wie es sich halt für ein Rockkonzert gehört.
Ein kleiner Junge beobachtet im Spiegel, wie sein Vater einen Nebenbuhler umbringt. Seine Eltern reden ihm ein, es sei nichts geschehen. Tommy wird blind, stumm und taub. Sein Cousin misshandelt, sein Onkel vergewaltigt den wehrlosen Jungen. Tommy bleibt stumm. Die einzige Möglichkeit, sich auszudrücken: Er kann hervorragend Flipper spielen.
Das Problem liegt in der Vorlage: „Tommy” ist von Musikern, nicht von Theatermachern geschrieben. Eigentlich bedeutungsschwere, bewegende Szenen wechseln sich ab mit belanglosen Shownummern und verlieren dadurch ihre Wirkung. Für den Broadway hat Townshend die Musik verfeinert, Streicher und ruhige Stellen eingebaut. Die „Miracle Musics” gehen den Schritt wieder zurück: eine klassische, gitarrenlastige Bandbesetzung, viel Hall auf den Stimmen und volle Kraft voraus. Im zweiten Akt gibt sich die Handlung völlig der Plattheit hin. Der Show schadete das nicht. Das Ensemble konnte das tun, was es sowieso am besten kann: Es bei buntem Licht richtig krachen lassen. Das Publikum war betäubt, aber zufrieden.

 
Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
So, 21.03.2004 20:00Graf-Zeppelin-Haus, Friedrichshafen
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay