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„Willkommen in Hollywood“! Wer einen Funken Walk of Fame in heimischen Gefilden vermisst, der kann jetzt im Ruhrgebiet auf den Geschmack kommen: Der Tourauftakt der deutschsprachigen Version von „Pretty Woman“ verwandelt das Metronom-Theater in Oberhausen ins Los Angeles der 80er. Der Romcom-Hit kann zwar nicht ganz mit der Ensuite-Produktion vom West End mithalten, garantiert aber durchweg gute Unterhaltung – vor allem für Fans des Kultifilms!
Die Tourversion des Erfolgsmusicals wird als Non-Replica-Produktion von Carline Brouwer inszeniert. Im Vergleich zur sehr zügig erzählten UK-Version lässt sich Brouwer mehr Zeit für die Entwicklung der Hauptcharaktere Vivian und Edward und gönnt auch Vivians Freundin Kit de Luca mehr Raum zur Darstellung. Mit etwas mehr Routine in der Umsetzung seitens der BühnenakteurInnen ist vorstellbar, dass dieser unaufgeregte Ansatz dem Stück zugutekommen könnte; aktuell zieht sich so manche Szene aber noch etwas in die Länge.
Das Bühnenbild von Carla Janssen Höfelt orientiert sich vom Flair her sowohl an der Ensuite-Produktion als auch an der neueren, englischsprachigen Tourversion, findet aber im Detail eine eigene Handschrift. Mit einem gelungenen Mix aus hochwertiger Optik und tourbedingter logistischer Handhabbarkeit punktet Höfelts Konzept. Eine Turmkonstruktion, die mittels Vorhängen oder anderen Versatzteilen eine erstaunliche Variabilität erweist, verwandelt sich immer wieder in neue Spielräume, die allesamt überzeugen: Von Vivians heruntergekommener Wohngegend am Walk of Fame über den glamourösen Rodeo Drive bis hin zum eleganten Beverly Wilshire Hotel mit seinen Suiten, Restaurant und Poolbereich wird durch einfaches Verändern einzelner aufklappbarer Bühnenelemente und einer passenden Lichtstimmung jeder Schauplatz in seinen Grundzügen nachvollziehbar dargestellt. Das nuancierte und zuweilen cineastisches Lichtdesign von Marc Heinz und Jordy Veenstra wird in dieser Inszenierung sehr verlässlich genutzt, um Stimmungen von Party bis knisternder Erotik zu erzeugen. Große Projektionen im Hintergrund helfen dem reduzierten Bühnenbild zusätzlich, das passende Setting zu etablieren.
Die Kostüme und Perücken von Cocky van Huijkelom und Karine Brachner erfüllen alle Erwartungen der „Pretty Woman“-Fans: Wenn sich die aus dem Film bekannten und mittlerweile fast schon ikonischen Kleider und Frisuren von Hauptfigur Vivian auf der Bühne wiederfinden, sorgen sie für Szenenapplaus: Ob das zeigefreudige Hooker-Outfit, das schwarze Cocktailkleid beim ersten Date, das glamouröse Shopping-Ergebnis von den Boutiquen des Rodeo Drives oder das rote Ballkleid für den Opernbesuch – alles erinnert an Julia Roberts und weiß zu gefallen. Auch die Kostüme des Ensembles passen in die jeweilige Szenenstimmung und hebt die Charaktere optisch voneinander ab – Damen der Haute-Couture, Hotelpagen, Bettler, Businessmänner und Bordsteinschwalben geben sich ein Stelldichein und werden visuell einwandfrei repräsentiert, sodass sich stellenweise für ganze Szenenbilder Flashbacks zum Originalfilm einstellen.
Zwar strotzt das Musical nicht vor Tänzen, doch sind Eline Vroons Choreographien allesamt ansehnlich, energetisch und stimmungsvoll. Wenn Vivian bei „Tanz dich einfach frei“ vom Hotelpersonal den Paartanz erlernt oder Partys auf den Straßen von Hollywood und den noblen Hotelräumlichkeiten entstehen, punkten die Tanzabläufe mit elaborierten Ensembletänzen. Auch die choreographische Inszenierung des Ausschnitts von „La Traviata“, den Vivian und Edward von einer Loge aus beobachten, ist ein szenisch starker Moment, den Vroon wunderbar gestellt hat.
Die sechsköpfige Band unter Dan Tomkinson spielt beschwingt die von den 80ern inspirierte Musik und brilliert in den vielen rockigen Teilen der Partitur. Ramon van Stee und Gareth Owen beweisen in ihrem Sounddesign Mut zur Lautstärke, sodass musikalisch kraftvolle Szenen in der Überzahl sind. Leider sind am Premierenabend wiederholt Mikrofonprobleme zu verzeichnen: Oft werden die Ports zu spät angeschaltet, in einer Gesangsszene wird der Solist von Anfang bis Ende seines Liedes gar nicht erst in den Soundmix zugespielt, sodass sein Gesang nur für die vorderen Reihen zu hören ist. Wiederholte Knack- und Popsounds zeigen, dass auch die Kopfmikrofone nicht optimal austariert sind – hier muss noch nachgebessert werden.
Die Darstellerriege besteht aus 14 Ensemble-Mitgliedern und fünf HauptdarstellerInnen. Das Ensemble wirkt nach den Previews bereits erfreulich homogen, während des bei den Hauptrollen noch nicht durchweg zutrifft. Tanzstark – zum Teil sogar akrobatisch – sowie energetisch und sehr gut bei Stimme präsentiert sich die 14-köpfige Gruppe über das gesamte Stück hinweg, während dem sie in zahlreiche Rollen schlüpft. Herausragend ist dabei die gesangliche Leistung von Steffi Regner als Operndiva Violetta bei „Du und ich“ – ein absoluter Höhepunkt der gesamten Show. Auch Paul Fruh als Page Giulio weiß zu gefallen: Aufgedreht, ulkig, aber immer mit Herz und Empathie zeichnet er seine Figur, von der jeder Auftritt vom Publikum erfreut aufgenommen wird.
Benjamin Plautz gibt den im Laufe der Handlung zum Antagonisten werdenden Philip Stuckey mit Prägnanz und souveränem Schauspiel. Besonders stark ist sein Schauspiel in der Szene nach seiner finanziellen Niederlage, als er fast schon wahnhaft rachsüchtig in Edwards Hotelsuite eindringt und sich an Vivian vergreifen will. Benedikt Ivo verkörpert die Doppelrolle des Happy Man und des Hotelmanagers Thompson mit Star-Qualität. Als Entertainer zieht er das Publikum mit in die Geschichte und fungiert als omnipräsenter Anleiter, der Vivian, Edward und auch Kit immer wieder einen Schubs in die richtige Richtung gibt. Gerade als Hotelleiter mit Süffisanz, Autorität und Charme strahlt Ivo, so beispielsweise im Song „In einer Nacht wie heut‘ Nacht“ – und dies gelingt ihm, obwohl die Rolle für deutlich ältere Darsteller konzipiert ist!
Im Duett „Gib deinen Traum nicht auf“ mit Sophie Reinicke können beide auftrumpfen. Reinicke spielt die dankbare Rolle von Kit de Luca und spielt sich so in die Herzen des Publikums. Mit starkem Belt und rockigem Gesang ist ihr „Rodeo Drive“ ein gesanglicher Höhepunkt des Abends, und auch ihr langer „Oh mein Gott“-Riff am Anfang vom Lied „Mir gefällt’s hier“, wenn Kit völlig perplex und dann euphorisch realisiert, in welchem Luxus Vivian gerade schwelgt, wird mit Szenenapplaus honoriert. Ihre quirlige, temperamentvolle Kit spickt Reinicke mit Herzlichkeit und Wärme im Zusammenspiel mit ihrer besten Freundin Vivian.
Die beiden Hauptrollen werden von Mathias Edenborn und Shanna Slaap verkörpert. Während ihr Zusammenspiel im ersten Akt noch zurückhaltend und leicht stockend ist, kauft man ihnen im zweiten Teil in den mal vor Erotik übersprühenden und mal schrullig-niedlichen Szenen, die sich während der Annäherung von Vivian und Edward abspielen, die immer inniger werdende Zuneigung gerne ab. Ihrem offensichtlichen Schauspieltalent, das beide differenziert präsentieren können, läuft allerdings zuweilen die sprachliche Barriere entgegen: Dieses dialogintensive und auf verbales Schauspiel abzielende Stück auf Deutsch zu spielen, scheint für beide eine Hürde zu sein – so wirken die Dialoge leider zum Teil hölzern und unnatürlich gestelzt. Dafür können Edenborn und Slaap mit begnadeten Gesangstalent in den Liedern zeigen, was ihre Figuren wirklich fühlen und was gesanglich in ihnen steckt. Ruhig und verträumt singt Edenborn „Sie hat was Besonderes“ und brilliert mit Dringlichkeit zu „Freiheit“ im ersten Akt, während sein großes Solo zu „Du und ich“ im zweiten Teil verzaubert und für wohlige Gänsehaut sorgt. Auch das Duett mit Slaap „Jetzt wird der Heimweg lang“ berührt und lässt die ZuschauerInnen in der Liebe von Vivian und Edward mitschwelgen. Slaap singt kraft- und hoffnungsvoll ihr Solo „Alles nur nicht hier“, überzeugt aber auch ruhig und verletzlich zu „Sieh mich an“, wenn Vivian ihre Vergangenheit offenbart. Ihr großer gesanglicher Moment kommt mit dem Powersong „Kein Weg zurück“ gegen Ende des Stücks, bei dem Slaap alle stimmlichen Register zieht und den wohl größten, von Jubelrufen begleiteten Szenenapplaus des Abends erntet – und das wohlverdient!
Als nach dem erwarteten Happy End alle den heiß erwarteten Hit „Oh, Pretty Woman“ anstimmen, hält es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen. Ein Funken Hollywood ist auf die ZuschauerInnen übergesprungen, und so entlässt „Pretty Woman“ das Oberhausener Publikum beschwingt in die Nacht.
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| KREATIVTEAM | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Regie | Carline Brouwer |
| Choreographie | Eline Vroon |
| Szenendesign | Clara Janssen-Höfelt |
| Lichtdesign | Marc Heinz Jordy Veenstra |
| Sounddesign | Gareth Owen Ramon van Stee |
| Kostümdesign | Cocky van Huijkelom |
| Perücken- und Makeupdesign | Karina Brachner |
| Musikalischer Leiter | Dan Tomkinson |
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| CAST (AKTUELL) | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Vivian | Shanna Slaap (Sofie de Schryver) |
| Edward | Mathias Edenborn (Máté Gyenei) (Sascha Luder) |
| Kit de Luca | Sophie Reinicke (Lena-Sophie Pudenz) |
| Philip Stuckey | Benjamin Plautz (Manuel Nobis) |
| Happy Man, Tompson, Hollister | Benedikt Ivo (Paul Fruh) |
| Scarlett | Sofie Schryver |
| Senator Adams | Máté Gyenei |
| Digby | Manuel Nobis |
| Giulio | Paul Fruh (Tjesse Bleijenberg) |
| Landlord | Leopold Lachnit |
| David Morse | Sascha Luder |
| Six Strings | Valerio Croce |
| Alfredo, Carlos | Ivan Persson (Alessandro Ripamonti) |
| Violetta, Erika | Steffi Regner |
| Rachel | Martina Peruzzi |
| Susan, Amanda | Amber Quint |
| Ensemble | Sascha Luder Lena-Sophie Pudenz Noeï Lee Aniek Mommers Katharina Meissner Molly Hunt Tjesse Bleijenberg Alessandro Ripamonti Sam Rondeel |
| Dance Captain | Katharina Meissner |
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| GALERIE | |||||||||
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| TERMINE | |||||||||
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| TERMINE (HISTORY) | |||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Di, 28.10.2025 19:30 | Metronom Theater, Oberhausen | Premiere |
| Do, 30.10.2025 19:30 | Metronom Theater, Oberhausen | |
| Fr, 31.10.2025 19:30 | Metronom Theater, Oberhausen |

