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 Compilation
Bat Out Of Hell Rebellious Youth and Passionate Love
© Specular
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Jim Steinmans Songs, die in erster Linie durch den Rocksänger Meat Loaf bekannt wurden, zeichnen sich durch eine theatralische Dramatik aus, die geradezu nach einer Umsetzung auf der Musical-Bühne verlangt. Nachdem er zu "Tanz der Vampire" bereits die Musik beisteuerte und bei "Whistle Down the Wind" für die Texte verantwortlich war, rockt im Sommer 2017 ein komplett von Steinman geschriebenes Werk die altehrwürdige Bühne der English National Opera. 2018 zieht es ins Dominion Theatre.
(Text: Michael Rieper) Premiere: | | 20.06.2017 | Letzte bekannte Aufführung: | | 05.01.2019 |
Zeit: 2100, Ort: Obsidian – ein post-apokalyptisches Manhattan, das von dem Diktator Falco beherrscht wird. Mit diesen Grundinformationen wird das Publikum bereits vor Beginn der Show über die Projektionsleinwände versorgt. Doch eigentlich ist das schon fast überflüssig. Das Thema Apokalypse wird im Stück in keiner Weise näher ausgeführt. Es gibt eine im Untergrund lebende Gruppe junger Rebellen, genannt "The Lost", die sich gegen Falco und seine Scharfschützen zur Wehr setzen. Doch weder kommen irgendwelche anderen Bewohner Obsidians vor – es gibt nur die Rebellen auf der einen und Falco, seine Familie sowie seine Bediensteten auf der anderen Seite – noch wird thematisiert, wofür Falco eigentlich steht, was also das Ziel seiner Diktatur ist.
Wichtig für die Show ist eigentlich nur der Geist der Revolution, famos ausgedrückt durch bombastische Rock-Musik. Strat, Anführer der "Lost", verliebt sich in Falcos Tochter Raven. Es gibt die eine oder andere Komplikation, da Papa Falco selbstverständlich nicht amüsiert ist über diese Verbindung, aber letztendlich ist klar, worauf es hinausläuft... So heißt es im Laufe des Abends also immer wieder: Gedanken an die Story ausblenden und die Musik sowie die Show genießen!
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Die besten Momente gibt es, wenn richtig losgerockt wird. Die Lautstärkeregler sind gefühlt bis zum Anschlag aufgedreht, auf den Leinwänden flimmern bunte Bilder und das große Ensemble verströmt dank der effektvollen Choreografien von Emma Portner eine unbändige Energie. Dazu rocken die tolle Band und der Cast, in dem ausnahmslos alle Solisten großartige Stimmen haben, so dass es die Zuschauer kaum noch auf ihren Sitzen hält.
Musikalisch und tänzerisch bewegt sich der Abend auf hohem Niveau, schauspielerisch müssen allerdings einige Abstriche gemacht werden. Sicher ist es kein Musical, das nach subtiler Schauspielkunst verlangt – dazu sind die meisten Charaktere viel zu flach gezeichnet. Hauptfigur Strat zeigt abwechselnd immer wieder zwei Gesichter: den rockenden Rebell und den hingebungsvollen Lover. Beides stellt Zweitbesetzung Ruben van Keer, der in der besuchten Vorstellung spielte, tadellos dar. Christina Bennington, die mit ihrem voluminösen Rock-Sopran mächtig beeindrucken kann, zeigt als Raven allerdings erschreckend wenig mimische Ausdruckskraft.
Mit Ravens Eltern hat es Jim Steinman, der für Musik, Text und auch das Buch verantwortlich zeichnet, ein wenig besser gemeint, und aus Falco und seiner frustierten Ehefrau Sloane halbwegs mehrdimensionale Charaktere geformt. Rob Fowler und Sharon Sexton bringen die beiden mit viel Spaß am übertriebenen Spiel auf die Bühne.
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Besonderen Bekanntheitsgrad haben Jim Steinmans opulente Rockballaden wie "I'd Do Anything For Love", "Heaven Can Wait" oder "Objects in the Rear View Mirror", von denen es auch an diesem Abend einige zu hören gibt. Musikalisch sind sie wie alle anderen Nummern hervorragend dargeboten. Doch an zündenden Ideen mangelt es Regisseur Jay Scheib für diese Songs, in denen zumeist nur ein oder zwei Protagonisten über ihre Gefühle lamentieren. Und so bleibt trotz Hintergrund-Projektionen und Lichtspielen im Fußboden eine gewisse Eintönigkeit nicht aus.
In diesen bzw. den Revolutions-Szenen wird mit vielen ernsthaften Worten voller Pathos die große Liebe bzw. der große Kampf beschworen. Im Gegensatz dazu stehen einige Szenen aus Falcos Familienleben, die bewusst lustig-ironisch gehalten wurden, z.B. eine sexuell aufgeladene Spritztour von Falco und Sloane, an dessen Ende das Auto über die Klippen – also in den Orchestergraben – geschoben wird, woraufhin hier einige empört schimpfende Herren mit zerstörten Musikinstrumenten bzw. Dirigentenstab herausklettern.
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Die riesige Bühne des Coliseum wird beeindruckend genutzt: Hinten links dient ein riesiger angedeuteter Abwasserkanal den Lost-Boys und -Girls als Auf- und Abtrittsmöglichkeit. Hinten rechts befindet sich der Falco-Tower mit Ravens Zimmer im ersten Stock. Aus dem Erdgeschoss fahren immer wieder Stellwände nach vorne, um weitere Räume anzudeuten. Dabei werden alle zur Verfügung stehenden Wände für Projektionen genutzt. Die Szenen in Ravens Zimmer – von den seitlichen Plätzen kaum einzusehen – werden live von einer Kamerafrau gefilmt und auf eine oder mehrere der Projektionsflächen übertragen.
Das alles ergibt ein mitreißendes Rock-Spektakel, bei dem man nicht zu sehr auf die Story schauen sollte. Muss man auch nicht, denn es gibt auch so genug Beeindruckendes auf der Bühne zu sehen und zu hören.
(Text: Michael Rieper)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken Strat -
Andrew Polec (02.04.18 - 01.09.18)
Jordan Luke Cage (seit 03.09.18)
Raven -
Christina Bennington (seit 02.04.18)
Falco -
Rob Fowler (seit 02.04.18)
Sloane -
Sharon Sexton (seit 02.04.18)
Tink -
Alex Thomas-Smith (seit 02.04.18)
Zahara -
Danielle Steers (seit 02.04.18)
Jagwire -
Wayne Robinson (seit 02.04.18)
Ledoux -
Giovanni Spano (seit 02.04.18)
Blade -
Patrick Sullivan (02.04.18 - 01.09.18)
Ryan Anderson (seit 03.09.18)
Ensemble 18/19 - Kyle Anthony, Emily Benjamin, Christopher Cameron, Georgia Carling, Natalie Chua, Rob Copeland, Hannah Ducharme, Isaac Edwards, Simon Gordon, Eric Hallengren, Rhianne-Louise McCaulsky, Aston Newman Hannington, Eve Norris, Joseph Peacock, Craig Ryder, Dawnita Smith, Julie Stark, Charlotte Anne Steen, Barney Wilkonson
Swings 18/19 - Jonathan Cordin, Collette Guitart, Vicki Manser, Kyle Roberts, Courtney Stapleton, Sam Toland
[05.06.-22.08.17] im London Coliseum
Strat - Andrew Polec
Raven - Christina Bennington
Falco - Rob Fowler
Sloane - Sharon Sexton
Tink - Aran MacRae
Zahara - Danielle Steers
Jagwire - Dom Hartley-Harris
Ledoux - Giovanni Spano
Blade - Patrick Sullivan
Ensemble - Jemma Alexander, Emily Benjamin, Stuart Boother, Georgia Carling, Natalie Chua, Jonathan Cordin, Amy Di Bartolomeo, Jordan Lee Davies, Olly Dobson, Hannah Ducharme, Phoebe Hart, Rosalind James, Michael Naylor, Eve Norris, Tim Oxbrow, Andrew Patrick-Walker, Benjamin Purkiss, Anthony Selwyn, Courtney Stapleton, Ruben Van Keer
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 4 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    31927 Musik und optisch top
23.11.2018 - Hat die Vorstellung in London sehr gut gefallen. Die Musik ist top, entweder kannte ich die Lieder schon oder gingen schnell ins Ohr. Negativ war nur die Lautstärke, teilweise war ich kurz davor mir die Ohren zu zu halten anstelle einfach die Musik geniesen zu können.
Die optische Umsetzung ist der zweite große Pluspunkt. Sowohl Bühnenbild als auch das Spiel mit der Kamera fand ich extrem geil. Teilweise kommt dies verstörend rüber, bzw, wird dies über die Kamerabilder noch unterstützt was ich so Klasse fand. Überhaupt hat mir hier der düstere Grundton gut gefallen und die Darstellung der Raven dazu sowie ihrer Mutter.

steff79 (11 Bewertungen, ∅ 4.4 Sterne)
    31895 DAS kann Musical auch sein
22.10.2018 - Man weiß eigentlich nicht genau sagen, was an BooH das Beste ist: die Musik als solche, die Darsteller (die durch die Bank durch zu dem Bestem gehören, was ich je gehört habe), das Bühnenbild, die Showeffekte (in der Show sind mir mehrmals die Worte „was für ein kranker Sch...“ rausgerutscht) oder die Stimmung im Saal... gut die Story ist oberflächlich (vorsichtig ausgedrückt), aber das stört überhaupt nicht, man ist vom Rest so geflasht...
Jetzt bin ich auf Oberhausem gespannt, wobei ich mit mir noch nicht im Reinen bin, ob ich mir meine Eindrücke aus London damit überdecken will...

Tika87 (7 Bewertungen, ∅ 4.4 Sterne)
    31819 Großes Entertainment
26.05.2018 - Ein stimmlich großartiges Ensemble. Hervorheben mag ich hier Rob Fowler. Generell waren die Eltern super.
Bühnenbil - habe noch nie so ein hohes Bühnenbild gesehen. Saß in der ersten Reihe.
Hoffe es läuft noch einige Zeit, ich mag hier nochmal rein.

TazMA (33 Bewertungen, ∅ 3.8 Sterne)
    31479 Stimmlich und optisch eine Sensation - Buch schmerzlich vermisst
19.07.2017 - Was einem stimmlich und optisch in diesem Spektakel geboten wird, ist schlichtweg fantastisch. Ich liebe es ja, wenn auf der Bühne Effekte gezeigt werden, von denen ich sagen kann, "so etwas habe ich noch nie gesehen". Diese Momente hatte ich tatsächlich zwei bis dreimal.
Hier wird nur geklotzt und zu keinem Zeitpunkt gekleckert.
Allerdings, und das gilt eben gerade für den ersten Akt, wirkt das Ganze oft leider wie ein steriles Gesamtkunstwerk.
Es fehlt ein Herzschlag.
Manchmal hat man gar das Gefühl, in einer Kunstinstallation im Museum zu sitzen.
Wäre, ja wäre da nicht der geile Rockscore von Jim Steinman und die noch geileren Performances der Darsteller:
Es ist tatsächlich unmöglich, irgend jemanden besonders hervorzuheben, weil alle Gesangsleistungen dieses Abends sicher zum Besten gehören, was man derzeit am West End sehen kann. Da gibt es keinerlei Ausreißer nach unten. Auch hier: klotzen, nicht kleckern.
Sei es Rob Fowler in seinem wohlverdienten und brachial guten West End Debüt, Christina Bennington, die in der weiblichen Hauptrolle ihre innere Rocksau auspackt oder eben die Entdeckung, Andrew Polec, der die Meatloaf-Hits abgefahrener performt, als Meat es selbst je getan hat.
Also, alles schick?
Ja, schick und perfekt ist das.
Aber es hat, im Gegensatz zu anderen Rock-Compilation-Shows, wie z.B. "We will rock you", eben kein Herz. Alles wirkt wie ein überlanger, perfekt produzierter Videoclip.
Man kann nichtmal von einem schlechten Buch sprechen, denn es gibt gar keines.
Da wird ein Meatloaf-Albumzitat nach dem anderen aneinander gehängt, dazu wird wunderbar hübsch ausgesehen, leicht eckig getanzt und wie bereits erwähnt absolut sensationell gesungen.
Wenn gleich zu Anfang der Show eine Figur Auftritt, von der ich in der Sekunde
eben dieses Auftritts weiß, dass sie den zweiten Akt nicht überleben wird, dann hat sich die Person, die sich hier "Autor" schimpft, keinerlei Mühe gegeben.
Sehr schade, denn wie gesagt hat dieses Kunstwerk unheimliches Potenzial, gerade was die außergewöhnlich fantastischen Darsteller angeht.

AdamPascal (67 Bewertungen, ∅ 4.2 Sterne)

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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