Mrs. Doubtfire London Cast © Manuel Harlan
Mrs. Doubtfire London Cast © Manuel Harlan

Mrs. Doubtfire (seit 05/2023)
Shaftesbury Theatre, London

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Mit dem 1993er-Kinohit „Mrs. Doubtfire“ hat sich Comedian Robin Williams in die Herzen von Jung und Alt gespielt. Dass der Stoff ohne den beliebten Schauspieler funktionieren kann, beweist das gerade in London im Ensuite spielende Musical und entkräftet viele kritische Meinungen, die im Vorfeld zur Bühnenadaption laut wurden.

Jerry Zeks kreiert als Regisseur eine Hommage an den Originalfilm, den böse Zungen auch als 1:1 Abklatsch beschreiben könnten: Karey Kirkpatricks und John O’Farrells Buch orientiert sich ausschließlich am Drehbuch des Films und kopiert viele Monolog- und Dialogpassagen komplett. Catherine Zubers Kostümdesign emuliert die Kinofilm-Kostüme beinahe bis ins kleinste Detail, vor allem was die Kleidung der Hauptfigur und ihres Alter Egos angeht. Beeindruckend sind dabei die haarsträubend schnellen Quick-Changes von Daniel zu Mrs. Doubftire inklusive Gesichtsmaske mit Prothesen und Provisorium, die zum Großteil auf der Bühne passieren und ein ausgereiftes Kostümdesign erfordern. David Korins wuchtiges und trotzdem dynamisch ein- und ausfahrendes Bühnendesign mimt mit erstaunlicher Ähnlichkeit einige der prägnantesten Filmschauplätze, allen voran das Wohn- und Esszimmer der Familie Hillard und Daniels Junggesellenwohnung, in denen der Großteil der Comedy-Action passiert. Zeks lässt seine Figuren, vor allem Daniel aka Mrs. Doubtfire, nicht nur alle ikonischen Zitate von „Carpe dentum!“ über „I am job“ und „You wicked, wicked monkey“ bis zu den emotionalen Monologen von Daniel über seine Kinder aufsagen, sondern stellt jede lustige Doubtfire-Szene des Films nach: Mit dem Staubsauger Tango tanzend, ihre ausgestopften, Feuer gefangenen Brüste mit Topfdeckeln löschend, sich Torte ins Gesicht klatschend um nicht entlarvt zu werden, mit den Kindern zusammen auf dem Besen E-Gitarre spielend – Mrs. Doubtfire ist in Zeks Regie alles, was ein Fan des Films erwartet – auch in den ruhigen und emotionalen Szenen!

Änderungen am Buch gibt es zwar nur wenige, aber diese sind besonders erinnerungswürdig und holen auch ein jüngeres Publikum gut ab: Einige Szenen wurden im Vergleich zum Film etwas ausgeweitet, um die Story auf leicht mehr als zwei Stunden zu strecken. So wird die Handlung durch die Etablierung technischer Errungenschaften wie das Smartphone ins Hier und Jetzt befördert, was Mrs. Doubtfire komödiantische neue Szenen ermöglicht, in denen sie sich aus erzieherischen Maßnahmen des Internet-Anschlusses ermächtigt und der frischen Single-Mutter Miranda vermeintlich mit den Dating-Apps weiterhilft. Eine Albtraumszene, in der die Bühne bzw. das gemimte Hillard-Anwesen von Mrs. Doubtfires übersäht wird, eröffnet den zweiten Akt – und als Daniel in der Verkleidung des stacheligen Kindermädchens versucht, über YouTube-Koch-Tutorials die Herdarbeit zu erlernen und die Foodfluencer heiter tanzend in Daniels Fantasie erscheinen, um ihm bei seinem Unterfangen zu helfen, bleibt kein Auge trocken.

Natürlich sind die Songs im Vergleich zum Film das größte Novum, und tatsächlich schaffen es Karey und Wayne Kirkpatrick, gefällige und eingängige, deutlich im Mainstream-Musical befindliche Melodien zu liefern, die manchmal Teile des Filmskriptes in Gesang umwandeln, wie Daniels Gerichtsplädoyer bei „I Want to Be There“, seine Verwandlung durch seinen Bruder Frank und Schwager Andre zu „Make Me a Woman“ oder sein Streitgespräch als Doubtfire mit Stu, dem neuen Partner seiner Frau zu „Big Fat No“, und manchmal ganz neue Szenen zu schaffen, die den Charakteren etwas mehr Tiefe geben als im Kinostreifen, wie Daniel bei „It’s About Time“, Miranda bei „Let Go“ oder Lydia bei „Just Pretend“. Ganz besonders unterhaltsam ist die Endszene im Restaurant, in der Daniel blitzschnell zwischen seinen Verabredungen mit Familie Hillard als Kindermädchen und der TV-Produzentin in seiner zivilen Gestalt wechseln muss, das durch das Flamenco-Lied „He Lied to Me“ von einer überemotionalen Barsängerin untermalt wird und so zum Chaos der Situation beiträgt. Brian Ronans perfektes Sounddesign und die fantastische 10-köpfige Band heizen gut ein und bringen den Score, auch in den ruhigen Passagen, zum Leben. Lorin Latarros Choreographie füttert die vielen Ensemblenummern mit Schwung und modernen Tanzelementen.

Laura Tebbutt gibt Miranda eine etwas egozentrische Note, die ihr Filmvorbild Sally Field bereits an den Tag gelegt hatte und so verhindert, dass das Publikum mit ihrer Seite der Geschichte mitfühlt. Dafür gelingt es Tebbutt mit „Let Go“, ihre Miranda davor zu bewahren, dass die Zuschauer die Rolle als Antagonistin wahrnehmen. Charlotte Flemming zeichnet Tochter Lydia temperamentvoll und zerrissen, was in „Just Pretend“ zu Tränen rührt. Joshua Dever hat in seiner Rolle des Frank Hillard viele Lacher auf seiner Seite: Daniels Bruder gelingt es nicht zu lügen, ohne anzufangen zu schreien, was in dieser Verwechslungskomödie häufig vorkommt. Marcus Collins als Daniels Schwager Andre ist das gesangliche Highlight der Inszenierung. Mit unglaublicher Technik und Präzision singt er sich gospelhaft und „sassy“ durch seine Solostellen und bildet auch energetisch den perfekten Gegenpol zu Collins, dessen Gatten er gibt. Auch Micha Richardson als Wanda, die gefürchtete Dame vom Jugendamt, beeindruckt in den Ensembleparts durch eine große Stimme und die Bühne bestimmendes Auftreten. Nicole Carlisle gibt Janet Lundy, die TV-Produzentin, überbetont trocken und gefühlskalt, was im Kontrast zu Rhys Owens Darbietung besonders viel komödiantisches Potenzial entfaltet. Ellie Mitchell, die neben der von sich selbst überwältigten, dramatischen Flamencosängerin auch noch die überambitionierte YouTube-Food-Influencerin interpretiert, kann durch ihr plakatives Spiel für viele Lacher sorgen, während Ross Dawes seinen TV-Moderator Mr. Jolly und Adam Lyons seinen muskelbepackten Playboy Stuart jeweils grundsympathisch darstellen, was von den eher nervigen Filmversionen bemerkenswert abweicht.

Rhys Owen als Daniel und Mrs. Doubtfire zeigt wieder einmal, dass Zweitbesetzungen, Alternates und Stand-Bys ihren Erstbesetzungen ins nichts nachstehen. In Duktus, Stimmfarbe, Mimik und Gestik versprüht Owen wahre Robin-Williams-Magie. Wie es nur einem guten Schauspieler gelingen kann, schafft er glaubwürdig den Spagat zwischen hochemotionalem, verzweifeltem Vater, Funken sprühendem Entertainer und dem ikonischen, schottischen Kindermädchen. Die fliegenden Wechsel zwischen Doubtfire und Daniel schafft er nicht nur mit beeindruckender körperlicher Kondition, sondern auch mit faszinierend schnellem Wechsel zwischen zwei komplett unterschiedlichen stimmlichen wie körpersprachlichen Registern. Er erweckt die bekannte Doppelrolle mit großer, merklicher Liebe und Leidenschaft zu neuen Höhen, was zu erleben allein schon den Besuch von „Mrs. Doubtfire“ lohnenswert macht. So glatt und kommerziell produziert, könnte das Musical mit der allseits geliebten Story auch in Deutschland potenziell erfolgreich sein!

 
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KREATIVTEAM
Musik, TextKarey Kirkpatrick
Wayne Kirkpatrick
BuchKarey Kirkpatrick
John O`Farrell
InszenierungJerry Zaks
ChoreographieLorin Latarro
Musical Supervision / ArrangementsEthan Popp
BühnenbildDavid Korins
KostümeCatherine Zuber
Licht DesignPhilip S. Rosenberg
Sound DesignBrian Ronan
Musikal. LeitungElliott Ware
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Daniel HillardGabriel Vick
Rhys Owen
Miranda HillardLaura Tebbutt
Lydia HillardCharlotte Fleming
Frank HillardCameron Blakely
AndreMarcus Collins
Mr. JollyRoss Dawes
Wanda SellnerMicha Richardson
Stuart DunmireMatthew Goodgame
Christopher HillardThommy Bailey Vine
Herbie Byers
Parker Newman
Natalie HillardRachelle Viola Bonfield-Bell
Ellemie Shivers
Felicity Walton
Janet Lundy / EnsembleNicole Carlisle
Flamenco Singer / EnsembleLisa Mathieson
EnsembleMichael Afemaré
Joshua Dever
Autumn Draper
Maria Garrett
Cristina Hoey
Ryan Lay
Adam Lyons
Ellie Mitchell
Perry O'Dea
Bleu Woodward
SwingsAlex Bowen
Joseph Dockree
Peter Houston
Jodie Knight
Tom Woollaston
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
Daniel HillardGabriel Vick [12.05.23-]
Miranda HillardLaura Tebbutt [12.05.23-]
Lydia HillardCarla Dixon-Fernandez [12.05.23-12.05.24]
Charlotte Fleming [14.05.24-]
Frank HillardCameron Blakely [12.05.23-]
AndreMarcus Collins [12.05.23-]
Mr. JollyIan Talbot [12.05.23-12.05.24]
Ross Dawes [14.05.24-]
Wanda SellnerKelly Agbowu [12.05.23-12.05.24]
Micha Richardson [14.05.24-]
Stuart DunmireSamuel Edwards [12.05.23-12.05.24]
Matthew Goodgame [14.05.24-]
Janet Lundy / EnsembleMicha Richardson [12.05.23-12.05.24]
Nicole Carlisle [14.05.24-]
Flamenco Singer / EnsembleLisa Mathieson [12.05.23-]
Christopher HillardMax Bispham [2023]
Elliot Mugume [2023]
Frankie Treadaway [2023]
Herbie Byers [2023/24]
Benjamin Dalton [2023/24]
Parker Newman [2023/24]
Thommy Bailey Vine [2024]
Natalie HillardScarlett Davies [2023]
Angelica-Pearl Scott [2023]
Ava Posniak [2023]
Rachelle Viola Bonfield-Bell [2023/24]
Ellemie Shivers [2023/24]
Felicity Walton [2023/24]
Ensemble 2023/24Rhys Owen
(Standby Daniel Hillard)
Joshua Dever
Maria Garrett
Kiera Haynes
Adam Lyons
Corey Mitchell
Ellie Mitchell
Matt Overfield
Tom Scanlon
Vicki Lee Taylor
Samuel Wilson-Freeman
Swings 2023/24Nicole Carlisle
Joseph Dockree
Rebecca Donnelly
Amy Everett
Christopher Parkinson
Paulo Teixeira
Ensemble 2024/25Rhys Owen
(Standby Daniel Hillard)
Michael Afemaré
Joshua Dever
Autumn Draper
Maria Garrett
Cristina Hoey
Ryan Lay
Adam Lyons
Ellie Mitchell
Perry O'Dea
Bleu Woodward
Swings 2024/25Alex Bowen
Joseph Dockree
Peter Houston
Jodie Knight
Tom Woollaston
  
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
Do, 21.11.2024 14:30Shaftesbury Theatre, London
Do, 21.11.2024 19:30Shaftesbury Theatre, London
Fr, 22.11.2024 19:30Shaftesbury Theatre, London
Sa, 23.11.2024 14:30Shaftesbury Theatre, London
Sa, 23.11.2024 19:30Shaftesbury Theatre, London
So, 24.11.2024 15:30Shaftesbury Theatre, London
Di, 26.11.2024 19:30Shaftesbury Theatre, London
Mi, 27.11.2024 19:30Shaftesbury Theatre, London
Do, 28.11.2024 14:30Shaftesbury Theatre, London
Do, 28.11.2024 19:30Shaftesbury Theatre, London
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 12.05.2023 19:30Shaftesbury Theatre, LondonPreview
Sa, 13.05.2023 19:30Shaftesbury Theatre, LondonPreview
Di, 16.05.2023 19:30Shaftesbury Theatre, LondonPreview
▼ 630 weitere Termine einblenden (bis 20.11.2024) ▼
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