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Mit seiner diesjährigen Open-Air-Inszenierung stellt das Theater Plauen – Zwickau zum wiederholten Male seine Musical-Tauglichkeit unter Beweis: Mit einem neuen Blickwinkel auf den Zauberer Merlin, einer phantasievollen Inszenierung und einer durchweg überzeugenden Besetzung präsentiert sich „Artus – Excalibur“ als Geheimtipp im Musical-Sommer 2023.
Die mythisch-keltische Sagenfigur Artus, der im 6. Jahrhundert König von Britannien wurde, indem er das Schwert Excalibur aus einem Stein zog und damit die Prophezeiung des Zauberers Merlins erfüllte, hat seit jeher die Phantasie von unzähligen Autoren, Regisseuren und auch Komponisten beflügelt. So auch die von Frank Wildhorn, dessen „Artus – Excalibur“ im Jahr 2014 im Theater St. Gallen das ‚Bühnenlicht‘ der Welt erblickte. Nach Inszenierungen unter anderem in Seoul, aber auch hierzulande in Tecklenburg liegt Wildhorns Camelot in diesem Jahr direkt im Stadtpark Plauen und am Schwanenteich in Zwickau.
In ihrer Inszenierung wagen das Regie-Duo Horst Kupich und Chris Murray einen neuen Blick auf „Artus – Excalibur“ in dem sie vor allem der Magie – vielmehr als in den bisherigen Inszenierungen – Raum geben. Das beginnt bereits, wenn Merlin bei „Der Heiler“ über die beinahe leere Bühne geht und an einer Stelle, an der er kurz verweilte, hinter ihm plötzlich das Schwert Excalibur im Bühnenboden steckt. Oder wenn Artus Excalibur dann schließlich aus dem Stein zieht und plötzlich nicht mehr er das Schwert führt, sondern das Schwert ihn kreuz und quer über die Bühne zieht. Durch den Fokus auf die übernatürlichen Elemente rückt auch die Figur des Merlins deutlich mehr in den Mittelpunkt der Geschichte als derjenige, der alles steuert und alles bereits vorhergesehen hat. Interessant ist, dass es der Regie in der Personenzeichnung dabei trotzdem gelungen ist, Merlin eine sehr menschliche Seite zu geben: Wenn Morgana mit einer Explosion auftritt, kommentiert Merlin das anerkennend, aber mit ironischem Unterton. Wenn Lanzelot – in einem doppelten Zitat ganz in Monty-Python-Manier – während eines Ritts zwei Steine im Takt der Hufe zusammenschlägt schaut Merlin ihn genervt ermahnend an, damit er dies unterlässt.
Die Inszenierung gewinnt insgesamt überaus damit, dass sie mit viel Liebe zum Detail erarbeitet ist. Wie gut durchdacht die Szenen sind, zeigt sich beispielsweise, als Guinevere einen Pfeil auf einen verfeindeten Krieger schießt und Lancelot diesen, kurz bevor er sein Ziel trifft, abfängt und ihn der Hand hält. Die Blicke der Zuschauer werden in dieser kurzen Sequenz so klug gelenkt, dass der dahinterstehende Bühnentrick für einen Großteil des Publikums unentdeckt bleibt. Auch die von Rainer Wolke erarbeiteten Kampfchoreographien, von denen es in „Artus – Excalibur“ natürlich jede Menge gibt, wirken sowohl beim Ensemble als auch bei den Hauptdarstellern der Show extrem mühelos und flüssig.
Das Bühnenbild besteht aus einem großen steinernen Element mit keltisch anmutenden Symbolen in der Mitte der Bühne, das sich nach oben und unten bewegen kann und so als Tafel für die Ritter der Tafelrunde dient oder auch als landschaftliches Element die Bühne in verschiedene Ebenen teilt. Links und rechts wird die Bühne durch übermannsgroße Kreuze begrenzt, die an die vielen Gefallenen der Kriege um die Vorherrschaft Britanniens erinnern. Bühnenbild und Kostüme werden verbunden durch ein Lichtdesign, bei dem deutlich auffällt, dass die drei Elemente – Bühne, Kostüme, Licht – von Ausstatter Christopher Melching aus einem Guss erarbeitet wurden. Die geschickt eingesetzte Beleuchtung greift die Farbsymbolik der Inszenierung auf: Die linke Bühnenhälfte ist überwiegend in blaues Licht – der Farbe, die auch das Kostüm von Artus dominiert – getaucht. Die rechte Bühnenhälfte leuchtet im kräftigen Rot, der Farbe Morganas, Artus Gegenspielerin. Die Kostüme sind fantasievoll und aufwendig gearbeitet. Besonders bei Merlin entsteht der Eindruck, dass Melching seiner Fantasie komplett freien Lauf lassen konnte: Mit langem weißem Bart und Haaren sowie strahlend blauen Kontaktlinsen ist Chris Murray hinter seinem Kostüm beinahe nicht wiederzuerkennen.
Eine der größten Stärken Frank Wildhorns ist es, sehr prägnante und mitreißende Opening-Nummern für seine Shows zu schreiben. Während es bei „Der Graf von Monte Christo“ die Zuschauer beinahe in den Sessel drückt, hat er sich für „Artus – Excalibur“ mit „Feld der Ehre“ einen fast schon meditativen Einstieg in seine Show gewählt. Hier darf der stimmgewaltige Chor des Theaters Plauen-Zwickau sein Können beweisen und widerlegt die These, dass Opernchöre in Musicals fehlbesetzt sind: „Feld der Ehre“ entwickelt einen dermaßen starken Sog, dass sich das Publikum seiner Anziehungskraft kaum entziehen kann. Die Clara-Schumann-Philharmoniker sind hinter der Bühne versteckt. Sie spielen die Partitur Wildhorns schwungvoll und mit vollem Orchestersound. Sehr gelungen sind auch die Choreographien von Sergei Vanaev in die Inszenierung eingebunden. Wenn Merlin die Geschichte von Artus und Morganas Vater erzählt, wird diese auf einer oben liegenden Bühnenebene von zwei Tänzern dargestellt, ebenso der Kampf zwischen Merlin und Morgana zum Ende der Show bei „Begehren“.
Auch die durchweg hervorragende Besetzung trägt dazu bei, dass „Artus – Excalibur“ im Plauen einen so starken Eindruck hinterlässt. Elisabeth Birgmeier ist eine ganz bezaubernde, im Buch der Show leider etwas vernachlässigte Guinevere. Sie überzeugt mit ihren beiden Solos, aber auch mit ihrem Schwertkampf, bei dem sie schließlich Morgana tötet. Arvid Faggerfjall adelt seine Figur des Lanzelot mit seinem sanften, opernhaften Bariton und seinem feinen Spiel. Wenn sich Guinevere an seine Schulter lehnt, um sich darüber auszuweinen, dass Artus nur noch den Kampf gegen Loth von Orkney im Sinn hat, dann macht Faggerfjall es spürbar, wie in diesem Moment Lanzelots Herz bricht.
Großartig ist auch Melanie Gebhard als Morgana. Durfte sie in der vorherigen Spielzeit bei der „Addams Family“ noch dem Wahnsinn eine witzige Komponente geben, ist ihre Figur im diesjährigen Open-Air-Musical selbst vom Wahn getrieben: Als verstoßenen Schwester Artus, die über Jahre im Kloster versteckt wurde, ist sie dermaßen Hass und Eifersucht zerfressen, dass sie alles tun würde, um ihren Bruder vom Thron zu stoßen und so „ihre“ Vision von Gerechtigkeit durchzusetzen. Dem Publikum bereitet sie damit ein wahres Wechselbad der Gefühle: Erinnert ihr Auftritt bei „Sünden der Väter“ noch dem einer Rachegöttin, ist sie bei „Die Rose“ plötzlich klein und verletzlich. Auch stimmlich vermag Gebhard es, jeden Aspekt ihrer Rolle auszufüllen.
Für die Titelrolle hat das Theater Plauen-Zwickau Friedrich Rau engagiert. Rau entwickelt seinen Artus im Laufe des Stücks überzeugend vom jugendlichen Träumer, der daran zweifelt, ein Reich führen zu können, über einen vom Krieg beseelten Feldherrn zum König von Britannien. Stimmlich ist Wildhorns Partitur wie geschaffen für Rau. Mit seiner poppigen Stimme trifft er genau den Ton, den Wildhorns Songs brauchen, um sich zu entfalten.
Neben dem Regiestuhl hat sich Chris Murray bei „Artus – Excalibur“ auch einen Platz auf der Bühne gesichert. Er lässt dabei keine Zweifel daran, dass sein Merlin eine wahre Naturgewalt ist. Im Duett „Begehren“ mit Morgana leistet er sich ein beeindruckendes stimmliches Duell mit Melanie Gebhard und spätestens sein „Der Kreis der Menschheit“ entwickelt sich zum absoluten Show-Stopper mit schier nicht enden wollendem Applaus.
Im Interview mit der musicalzentrale äußerte Chris Murray den Wunsch, dass seine Version der Artus-Legende zu einer Reise wird, bei der Zauberer Merlin als Reiseführer dafür sorgt, dass das Publikum den Zauberer in sich entdeckt. Dem Premierenapplaus zufolge ist Chris Murray und allen Beteiligten dieser Inszenierung dies auf ganzer Linie gelungen.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Leo Siberski |
Regie | Horst Kupich |
Co-Regie | Chris Murray |
Choreographie | Sergei Vanaev |
Kampfchoreographie | Rainer Wolke |
Bühne / Kostüme | Christopher Melching |
Dramaturgie | Christina Schmidt |
Regieassistenz / Abendspielleitung | Marian Hadraba |
Inspizienz | Anca Höppner Stephanie Schweigert |
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CAST (AKTUELL) |
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Artus | Friedrich Rau |
Guinevere | Elisabeth Birgmeier |
Merlin | Chris Murray |
Morgana | Melanie Gebhard |
Lanzelot | Arvid Fagerfjäll |
Ector | Andrey Valiguras |
Lot von Orkney | Marcus Sandmann |
Sir Gareth | André Gass |
Mutter Oberin | Manja Ilgen |
Ein Priester | Alkaios Papanagis |
Lucan | Francesco Riccardi |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Fr, 30.06.2023 20:00 | Parktheater, Plauen | Premiere | |||||||
Sa, 01.07.2023 20:00 | Parktheater, Plauen | ||||||||
So, 02.07.2023 15:00 | Parktheater, Plauen | ||||||||
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Fr, 07.07.2023 20:00 | Parktheater, Plauen | ||||||||
Sa, 08.07.2023 20:30 | Parktheater, Plauen | ||||||||
Sa, 19.08.2023 19:30 | Freilichtbühne am Schwanenteich, Zwickau | ||||||||
So, 20.08.2023 19:30 | Freilichtbühne am Schwanenteich, Zwickau | Dernière | |||||||
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