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Songstreichungen, neue Dialoge, geänderte Szenen, dazu ein minimalistisches Bühnenbild – bei „Sunset Boulevard“ in Bad Vilbel geht man neue Wege. Dies funktioniert leider nur bedingt und hinterlässt zumindest bei Kennern des Stücks einen unausgereiften Gesamteindruck.
Die Starqualitäten und das Charisma der Hauptdarstellerin sind zweifelsohne einer der Dreh- und Angelpunkte von Andrew Lloyd Webbers Hollywood-Drama. In Bad Vilbel steht April Hailer als Stummfilm-Diva Norma Desmond auf der Bühne und weiß weitestgehend zu gefallen. Sie spielt sehr überdreht, mit viel Gestik und Armeschwenken – teilweise etwas zu viel, doch generell passt diese Art des „Übertreibens“ zur Überdrehtheit der an ihrem vergangenen Ruhm zerbrechenden Norma. Ihre stimmlichen Qualitäten sind gut, man muss jedoch sagen, dass der Fokus ihrer Darstellung eher auf der schauspielerischen Seite liegt.
Ihr gegenüber steht Robert D. Marx als Normas junger Liebhaber Joe Gillis, der seinen Part rollendeckend und überzeugend verkörpert, gesanglich jedoch keine besonderen Akzente setzt.
Gleiches gilt für Andrea Matthias Pagani als Max von Mayerling. Er agiert und singt ordentlich, wirkt jedoch ungewöhnlich jung in der Rolle des erhabenen Ex-Mannes.
Janne Marie Peters als Betty Schaefer sticht aus dem Hauptdarsteller-Quartett positiv heraus. Ihre Darstellung der Betty überzeugt auf der ganzen Linie durch natürliches Schauspiel und eine wunderbare Gesangsstimme.
Was bis zum Ende fragwürdig bleibt, ist die Regiearbeit von Benedikt Borrmann.
Gleich zu Beginn der Show – wenn Joe beginnt, seine eigene Geschichte aufzurollen – wundert man sich, warum er nicht mit dem sonst üblichen „Es war etwa fünf Uhr früh…“ den Gesangspart startet, sondern das Intro in etwas ausgedehnter Form lediglich erzählt. Der Gesang setzt dann erst bei den Paramount Studios ein.
Anfangs scheint der Regieeinfall, Lieder und Liedteile durch Sprechtexte zu ersetzen, noch eventuell zur Klarstellung der Handlung zu dienen. Doch nachdem immer wieder Gesangsparts dem Rotstift zum Opfer fallen, bleibt dann doch die Frage: Warum wurde die Show so arg „verstümmelt“ (um mit Normas Worten zu sprechen)? Besonders ärgerlich fällt das beispielsweise bei Joes Ankunft in der Villa am Sunset ins Gewicht, wo die Autoverfolgungsjagd und Joes anschließender Gesang einfach komplett gestrichen wurden. Diese Vorgehensweise zieht sich durch die komplette Show und der Sinn erschließt sich nicht, denn oft sind die Kürzungen eher verwirrend als erklärend.
Aber es werden nicht nur Songs gestrichen und ersetzt, Borrmann schreibt stellenweise das Skript auch komplett um. Manfred in „Die Rechnung zahlt die Dame“ wurde z. B. in ein Zwillingspaar aufgespalten, welches den Song dialogisch singt. Das fällt mal weniger schwer ins Gewicht, mal heftiger – besonders das Finale ist zweifelhaft: Norma erklärt Joe auf der Treppe der Villa in einem zusätzlich eingeführten Dialog, dass sie sich eine Waffe gekauft habe, ob er diese sehen möchte und dass sie sich bisher nicht getraut habe, sich das Leben zu nehmen. Sie kommt mit der Pistole zurück auf die Bühne, fuchtelt damit herum und erschießt Joe dann letztendlich. Damit geht leider der Schock-Effekt der Szene komplett verloren. Besonders ärgerlich, da die Show ja gerade auf diese Szene – die bereits beim Opening gezeigt wird – besonderes Gewicht legt. Rätselhaft ist auch das Ende des ersten Aktes, wenn sich Joe und Norma umarmen, dann jedoch der musikalische Abspann gestrichen und die Drehbühne bei absoluter Stille um 90 Grad gedreht wird. Ungemein lange Sekunden, bei denen das Publikum nicht weiß, wie es reagieren soll. Erst als das Licht angeht, wird klar: Der Akt ist vorbei.
Am Ende sei noch die Bühne erwähnt, die der Show leider nicht gut tut. Sie besteht aus einer schwarz-weißen Filmrolle, die im Mittelbereich durch eine Drehbühne ergänzt wird. Diese dreht sich eifrig und mit ständigem knallendem Geräusch, wenn die Sicherungen einrasten, bewegt dabei aber letztlich nur ein Sofa (welches die Villa darstellen soll) und ein paar Türen, durch die die Akteure unaufhaltsam hindurchlaufen. Auf den Seitenbühnen werden ein Kinosaal und die Paramount Studios angedeutet. Das hat man – ebenfalls mit einfachen Mitteln – schon wesentlich effektvoller gesehen. So gerät die Szenerie schnell zur langweiligen Routine.
Alles in allem schafft es die Inszenierung von Benedikt Borrmann nicht, dem Stück gerecht zu werden. Zu viele Änderungen am Originalskript sorgen am Ende mehr für Verwirrung, als dass sie dem Publikum zu Nutzen werden.
Vielleicht unterhält die Inszenierung diejenigen, die die Show noch nicht kennen. Für Kenner von „Sunset Boulevard“ ist das Ganze nur bedingt empfehlenswert.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Benedikt Borrmann |
Musikalische Leitung | Markus Höller |
Choreografie | Myriam Lifka |
Bühnenbild | Pia Oertel |
Kostümbild | Anja Müller |
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CAST (AKTUELL) |
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Norma Desmond | April Hailer |
Joe Gillis | Robert D. Marx |
Betty Schaefer | Janne Marie Peters |
Max von Mayerling | Andrea Matthias Pagani |
Celil B. De Mille | Kai Möller |
Artie Green | Stefan Reil |
Sheldrake / Polizeichef | Matthias Graf |
Ensemble | Janice Rudelsberger Stefanie Smailes Thorin Kuhn |
Tanzensemble | Marlou Düster Janina Maria Wilhalm Rachele Pedrocchi Eric Vilhelmsson Janis Masino |
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GALERIE |
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