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Es ist eine spannende Inszenierung, die das Theater Lübeck auf die Bühne bringt. Der Regisseur Michael Wallner und der musikalische Leiter Ludwig Pflanz sorgen mit zahlreichen kleinen aber feinen Einfällen dafür, dass das inzwischen zum Standard-Repertoire deutscher Stadttheater gehörende Musical-Drama in der Hansestadt frisch daher kommt und mit Überraschungen aufwartet.
Das liegt auch an der besonderen Leading Lady: Die bekannte Sängerin Gitte Hænning gibt eine sehr eigene Norma Desmond: Gerade im ersten Akt ist sie oft ganz Gitte Hænning und nur wenig gespielte Figur. Dieser Eindruck wird unterstützt durch die Entscheidung, sie von Anfang bis Ende mit ihrer üblichen Frisur und in für Desmond-Verhältnisse relativ neutralen Kostümen auftreten zu lassen. Hænning ist keine große Schauspielerin und es gibt von ihr auch keine lang ausgesungenen Töne, wie sie ausgebildete Musical-Darstellerinnen in dieser Rolle en masse präsentieren. Ihr Gesangsstil könnte manchmal schon fast als ‚Norma Goes Jazz‘ bezeichnet werden. Doch sie hat eine ausdrucksstarke Persönlichkeit und beherrscht die großen Gesten, die ihre Norma gerade auch im (gekürzten) Finale glaubhaft und überzeugend erscheinen lassen.
In den großen, emotional intensiven Nummern der Norma fehlt dann allerdings doch das subtile Spiel, das ihre Gefühle greifbar macht. Insbesondere bei „Als hätten wir uns nie Goodbye gesagt“ bleibt ihre innerliche Erregung darüber, ihren Lebenstraum wieder aufnehmen zu können, auf der Strecke.
In der „Salome“-Nummer erscheinen mehrere Damen und Herren aus dem Ensemble und stellen die von Norma besungenen Film-Szenen nach. Wenn Norma singt „Jede Szene seh ich klar vor mir“, werden diese somit auch für die Zuschauer sichtbar. Eine schöne und in diesem Fall auch noch sehr hilfreiche Idee, da sie den Fokus von der reinen Ausdruckskraft der Hauptdarstellerin ablenkt.
Mit Rasmus Borkowski als Joe Gillis steht Hænning ein großartiger Partner zur Seite. Er springt nahtlos von einer Emotion in die andere: Zynismus, Ärger, Besorgnis. Borkowski ist smart, immer voll engagiert und trägt das Stück mühelos.
Die Lübecker Musical-Allzweckwaffe Steffen Kubach gefällt als Max von Mayerling. Die Tragik dieser Figur wird hier unterstützt durch ein übertriebenes Make-up und einen Frack mit hochgezogenen Schultern, die ihn wie aus einem Gruselkabinett entsprungen scheinen lassen. Seine herrisch gesprochenen Befehle Joe Gillis gegenüber stehen im krassen Gegensatz zum warmen, vollen Bariton, in dem er über Norma singt.
Das Hauptdarsteller-Quartett wird komplettiert durch Katrin Hauptmann, die die Rolle der Betty Schaefer ohne besonders nachhaltigen Eindruck ausfüllt.
Sehenswert ist Till Kuhnerts fast schon minimalistisches Bühnenbild. Im Grunde genommen ist es nur ein riesiges, mittig auf der Drehbühne platziertes Element, das von der Seite wie eine Sprungschanze aussieht. Es ist von allen Seiten nutzbar; von vorne gesehen ist es eine überdimensionale Treppe, die selbstverständlich Norma für ihre großen Auftritte dient, aber z.B. auch von Joe und Betty in ihrem Liebesduett im zweiten Akt bespielt wird. Beide Seiten der Treppe dienen als Hintergründe, beispielsweise für die Szenen im Filmstudio oder die Silvester-Party in Arties Wohnung. Drumherum gibt es nur sehr wenige Requisiten. Normas in anderen Theatern oft feudal ausgestattete Villa bietet hier kaum Mobiliar oder Dekoration. Wenn Norma Joe befiehlt sich zu setzen, er ihr Drehbuch bearbeitet oder sie nach ihrem Selbstmordversuch theatralisch niederliegt – für all das wird immer nur die Treppe genutzt.
Rund um dieses große Element sind dünne Seile in verschiedenen Richtungen über die Bühne gespannt, die vorerst funktionslos wirken. Doch zum Ende hin entsteht beim Drehen des Treppenelements darüber ein Knoten, Norma hängt sich in diese Fäden ein und erscheint wie eine Marionette, die sich in ihrem eigenen Spiel verfangen hat, während Joe und Betty ihren Disput in der Villa austragen. In erregtem Zustand kann sie sich aus diesem Wirrwarr nicht mehr befreien. Erst als sie zum Revolver greift und Joe erschießt, kommt sie von den Fäden los und kann davonlaufen.
Wallner hat das Stück um mehrere kurze nebensächliche Passagen gekürzt und einige der Dialoge, die im Original gesungen wurden, hier als reine Sprechszenen inszeniert, wie z.B. die Unterhaltung zwischen Sheldrake, Betty und Joe oder das letzte Gespräch zwischen Norma und Joe vor dem Schuss. Das funktioniert bestens – Kennern fällt der Unterschied auf, doch wer es nicht weiß, vermisst nichts.
Ludwig Pflanz und sein Philharmonisches Orchester lassen die Partitur üppig erklingen und bieten dabei immer wieder spannende und ungewöhnliche Arrangements. Das zeigt sich beispielsweise in der Silvester-Szene bei Artie. Hier wird ein Klavier auf die Bühne geschoben, an dem einer der Schauspieler Platz nimmt und prompt erklingt ein Teil des Songs „Nur noch ein Jahr“ exakt so als würde es nur an diesem Klavier gespielt werden.
Alles in allem also eine sehens- und hörenswerte Produktion – gerade auch für diejenigen, die das Musical bereits kennen und gespannt auf neue Aspekte sind.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Ludwig Pflanz |
Inszenierung | Michael Wallner |
Bühne | Till Kuhnert |
Kostüme | Aleksandra Kica |
Choreographie | Lillian Stillwell |
Chor | Jan-Michael Krüger |
Dramaturgie | Doris Fischer |
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CAST (AKTUELL) |
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Norma Desmond | Gitte Hænning | |||
Joe Gillis | Philippe Hall | |||
Betty Schaefer | Katrin Hauptmann Anne-Catrin Märzke | |||
Max von Mayerling | Steffen Kubach | |||
Cecil B. De Mille | Michael Wallner | |||
Sheldrake | Rudolf Katzer | |||
Artie Green | Grzegorz Sobczak Florian Neubauer | |||
Myron / Manfred | Guillermo Valdés | |||
Mary / Astrologin | Elena Otten Judith Urban | |||
Joanna / Ärztin | Elisa Pape | |||
Anita / Masseuse | Rachele Pedrocchi | |||
1. Schuldeneintreiber / Cliff | Arvid Johansson | |||
2. Schuldeneintreiber / Sammy | Tobias Brönner | |||
Morino, Gillis’ Agent | Yong-Ho Choi | |||
Sandy / Jane | Therese Meinig | |||
Larissa / Lisa | Simone Tschöke | |||
Katherine / Kellnerin | Imke Looft | |||
Älterer Pförtner | Lucas Kurt Kunze | |||
Masseusen / Ärztinnen | Birgit Macziey Ulrike Hiller Gisela Prusek Andrea Alexander Stella Seung-Yeon Rosa Dongeun Kim Rebecca Ji-Eun Kwon | |||
Silvestergäste / Filmstars / Komparsen / Kommissar / Polizisten / Kameraleute | Elena Otten Judith Urban Elisa Pape Rachele Pedrocchi Tobias Brönner Arvid Johansson | |||
Chor des Theater Lübeck | ||||
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Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck |
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CAST (HISTORY) |
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Joe Gillis | Rasmus Borkowski |
Betty Schaefer | Anne-Catrin Märzke Janne Marie Peters |
Mary / Astrologin | Noluyanda Mqulwana |
Anita / Masseuse | Corina Zurbuchen Janne Marie Peters |
1. Schuldeneintreiber / Cliff | Michael Zakall |
2. Schuldeneintreiber / Sammy | Dominik Müller |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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