Das Ende 2010 in Amsterdam uraufgeführte Musical von Rory Six und Kai Hüsgen dreht sich um das sensible Thema Sterbehilfe. Auf der Bühne stehen Carin Filipcic („Rudolf – Affaire Mayerling“), Jana Stelley („Frühlingserwachen“) und Dirk Johnston („Mein Avatar und ich“).
Ein Frauen-Gemälde in Tills Studentenbude wird während der Ouvertüre lebendig. Sehr schnell wird klar, dass die Frau, Tills Mutter, nicht wirklich bei ihm ist, sondern nur in seinen Gedanken, dort dafür umso präsenter. Rose hatte Krebs, und im Lauf des Abends kristallisiert sich heraus, dass Till seine Mutter auf ihren Wunsch hin getötet hat. Da seine Nachbarin Iris Till oft an seine Mutter erinnert, erlebt der Zuschauer parallel bzw. abwechselnd Szenen, in denen sich in der Gegenwart Till und Iris näher kommen bzw. in der Vergangenheit einprägsame Episoden mit Rose wieder lebendig werden. Am Ende kann Rose ihrem Sohn „Leinen los“ zurufen, so dass er sich Iris öffnen kann und mit ihr gemeinsam die leidvolle Erfahrung hinter sich lässt. Diese Szenen sind von Dirk Schaffner meist sensibel inszeniert. Nur was die unwahrscheinlich vielen Gemeinsamkeiten zwischen Rose und Iris angeht, wird geradezu mit der Holzhammermethode gearbeitet. Hier wäre weniger mehr gewesen, momentan wirkt es fast schon, als sollte Roses Geist in Iris weiterleben.
Gerade im zweiten Akt des mit weniger als 90 Minuten reiner Spielzeit kurz geratenen Musicals passiert dann alles sehr schnell. Wollte das Kreativ-Team bloß nicht zu viele kitschige Momente auf der Bühne zulassen? Das erste Ansprechen des Themas Sterbehilfe, Roses Übergabe des Medikaments an Till und letztendlich die aktive Sterbehilfe – all das geschieht erstaunlich zügig. Und so positiv es auch zu bewerten ist, dass dadurch der Kitsch nie die Oberhand gewinnt, bleiben doch Fragen offen, die eine intensivere Reflexion verdient hätten. Es wird im Musical so dargestellt, dass Rose bewusst wahrnimmt, was Till ihr am Ende verabreicht, und sie ist sehr wohl dazu in der Lage, den vergifteten Marshmallow selbst in den Mund zu stecken. Hätte sie dann nicht auch selbst die Tabletten nehmen können anstatt ihrem Sohn diese extreme Bürde aufzuladen? Auch für Tills inneren Kampf, ob er es tun soll oder nicht, bleibt wenig Raum. Von den Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen, als er vor dieser Entscheidung steht, bekommt der Zuschauer kaum etwas mit.
Die Musik von Rory Six ist zweckdienlich, gibt die Stimmungen der Situationen angemessen wieder, bleibt jedoch kaum im Ohr. Wie zu erwarten war, gibt es viele Balladen, aber auch die Uptempo-Nummern kommen in dieser Instrumentierung – das feinfühlige Musiker-Ensemble spielt auf Klavier, Gitarre, Cello und Violine – sehr sanft daher. Unterstützung durch Instrumente aus dem Rock-/Pop-Bereich könnten dem Score gut tun.
Der größte Pluspunkt der Produktion ist das Ensemble. Dirk Johnston glänzt geradezu als in sich gekehrter Till. In jeder Szene merkt das Publikum, wie es unter dieser ruhigen Oberfläche gärt und wie da etwas raus will, was sich erst am Ende des Stückes ansatzweise entlädt. Auch Carin Filipčić liefert eine Meisterleistung ab. Insbesondere im zweiten Akt gelingt es ihr vorzüglich darzustellen, wie die Krankheit Rose mehr und mehr schwächt, Die Rolle der Iris hat deutlich weniger Potential, über sie persönlich erfährt der Zuschauer so gut wie nichts. Jana Stelley punktet mit quirligem Temperament als Gegenpol zu dem zurückhaltenden Till.
Do, 29.09.2011 19:30 | KATiELLi Theater, Datteln | Preview |
Fr, 30.09.2011 19:30 | KATiELLi Theater, Datteln | Preview |
Sa, 01.10.2011 19:30 | KATiELLi Theater, Datteln | Preview |
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Mi, 05.10.2011 19:30 | Kehrwieder, Hamburg | Preview |
Do, 06.10.2011 19:30 | Kehrwieder, Hamburg | Premiere |
Fr, 07.10.2011 19:30 | Kehrwieder, Hamburg | |
Sa, 08.10.2011 19:30 | Kehrwieder, Hamburg | |
So, 09.10.2011 14:00 | Kehrwieder, Hamburg | |
So, 09.10.2011 18:00 | Kehrwieder, Hamburg | |
Mo, 10.10.2011 19:30 | Kehrwieder, Hamburg | |
Mi, 19.10.2011 19:30 | KATiELLi Theater, Datteln | |
Do, 20.10.2011 19:30 | KATiELLi Theater, Datteln | |
Mo, 24.10.2011 20:00 | Capitol, Mannheim | |
Sa, 29.10.2011 19:30 | Theater Akzent, Wien | |
So, 30.10.2011 15:00 | Theater Akzent, Wien | |
So, 30.10.2011 19:30 | Theater Akzent, Wien | |
Mo, 31.10.2011 19:30 | Theater Akzent, Wien | |
Di, 01.11.2011 19:30 | Theater Akzent, Wien | |
Mi, 02.11.2011 19:30 | Theater Akzent, Wien | |
Do, 03.11.2011 19:30 | Theater Akzent, Wien | |
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