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Evita (2010)
Theater, Magdeburg

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Aufwendig ausgestattete und prominent besetzte Open-Air-Produktion des Biographicals, die aber nicht mitreißt und inhaltlich nur soliden Durchschnitt erreicht – vor allem, weil die Titelfigur sehr eindimensional gezeichnet ist.

Es ist kein übermäßiges Lob für eine Produktion, wenn man vor allem über die Ausstattung spricht. Aber was von dieser “Evita” wohl am ehesten in Erinnerung bleiben wird, ist nun mal das abstrakte Bühnenbild von Knut Hetzer in Verbindung mit den aufwendigen und detailreichen, realistischen Kostümen von Judith Peter.

Hetzer hat für das Theater Magdeburg eine riesige, dreieckige Bühne auf den Domplatz stellen lassen, an einer Seite dazu 14 mehrere Meter hohe Stelen – alles in lila. In der Mitte der Bühne findet sich ein kleineres, parallel zum Publikum kippbares Dreieck, dessen lange Seite zum Publikum sowohl im Boden versinken (um Darsteller und Requisiten abzuräumen) als auch hochgekippt und bespielt werden kann (beispielsweise für die Balkonszene). Bei Tageslicht wirkt die Bühne sehr leer, wenn es nach der Pause aber dunkel ist, entfaltet sie ihre Wirkung. Denn dann nutzen Hetzer und Regisseur Matthias Davids die große Bühne als Projektionsfläche für ebenfalls abstrahierende Motive (etwa Textzeilen, einen Fingerabdruck und Ché-Bilder) und nutzen auch die Stelen für stimmungsvolle Lichteffekte.

Abgesehen davon ist die Inszenierung aber nur solide. Davids findet im Detail stimmige Lösungen (etwa das Volk an Evas leerem Bett trauern zu lassen), der große Entwurf, um die Emotionalität des Stückes über die Rampe zu bringen, fehlt aber. Das liegt vor allem an Simone Geyers eindimensionaler Evita. Diese Figur ist von Anfang an eiskalt und arrogant. Es gibt kein Zweifeln, keine Regung von Menschlichkeit. Geyer spielt die Figur genau so, wie Ché (Drew Sarich) sie beschreibt. Da ist keine Widerspruch, kein Geheimnis. Beispielhaft die Szene, in der Eva die bisherige Geliebte Pérons vor die Tür setzt. Ohne Gnade knallt sie ihr die Koffer vor die Füße, wirft sie harsch heraus. Die Chance, bei Eva hier zumindest Gefühle anzudeuten, wird nicht genutzt.

Sarich ist in seinem Rollendebüt sehens- und hörenswert. Er ist ständig auf der riesigen Bühne unterwegs und schafft es mit seiner hohen Bühnenpräsenz, immer wieder die Blicke auf sich zu ziehen. Musikalisch kann er vor allem in “The Lady’s Got Potential” überzeugen, das in dieser Produktion erfreulicherweise nicht gestrichen wurde. Allerdings ist auch sein Ché recht eindimensional als aggressiver Zyniker gezeichnet. Etwas mehr Subtilität hätte die Rolle aufgewertet.

Ethan Freeman zeigt Juan Péron als charismatischen, für seine Funktion eigentlich zu netten Mann, der Evas eiskaltes Streben nach Macht aber nicht sehen will und (erfolglos) darauf setzt, sie mit Worten zu überzeugen. Iago Ramos stattet den Magaldi mit einem derart dümmlichen Grinsen aus, dass sofort klar ist, dass Eva ihn nur für ihre Zwecke ausnutzt. Stimmlich macht der Brasilianer seine Sache gut, spricht aber mit starkem Akzent – eine gute Idee, ihn seinen (textlich sowieso bedeutungslosen) Song auf Spanisch singen zu lassen. Bei den darstellerischen Leistungen in Chor, Statisterie und Ballett gibt es eine große Spannbreite, aber allein die Tatsache, dass das Theater derart viele Menschen auffährt, gibt den Massenszenen auf der großen Bühne einen Kick.

Wer “Evita” noch nicht kennt, bekommt in Magdeburg eine ordentliche Einführung in das Stück. Was die emotionalen Möglichkeiten angeht, steht – und damit wäre man wieder beim Anfang – die Bühne aber sinnbildlich für die gesamte Produktion: Zwischen Publikumstribüne und Bühnenkante ist ein etliche Meter breiter, ungenutzter Raum. Das mag funktional sein, schafft aber auch Distanz.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungRainer Roos
RegieMatthias Davids
BühneKnut Hetzer
KostümeJudith Peter
DramaturgieMichael Otto
 
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CAST (AKTUELL)
EvitaSimone Geyer
ChéDrew Sarich
Juan PerónEthan Freeman
MagaldiIago Ramos
MistressHeide Kalisch
Jenny Stark
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 04.06.2010 21:00Domplatz, MagdeburgPremiere
Sa, 05.06.2010 21:00Domplatz, Magdeburg
So, 06.06.2010 21:00Domplatz, Magdeburg
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