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Das Herman/Fierstein-Musical in einer kurzweiligen Inszenierung (Reinhardt Friese) als unterhaltsames Plädoyer für Toleranz gegenüber Lebensformen, die nicht der Norm entsprechen. Verschwenderisches Kostümbild (Diana Pähler) und auf den Punkt besetzte Hauptdarsteller (Robert Merwald, Christian Venzke). In der Saison 2013/14 ist die Produktion am Theater Hof zu sehen.
Routine kann fatale Folgen haben. Als Zaza versehentlich aus Gewohnheit nach Verklingen des letzten Tons durch das Herunterreißen ihrer Perücke wieder zu Albin wird, hagelt es statt der üblichen Beifallsstürme Proteste. „Perverse“, „Schwule“ brüllt der sittenstrenge Rechtspopulist Edouard Dindon, als er mit dem Fall der falschen Haarpracht erkennen muss, dass die Schwägerin in spe gar keine Frau ist.
In seiner geschmackvollen Regiearbeit, die gekonnt zwischen Komödie und Klamotte austariert ist, setzt Reinhardt Friese mit dieser Szene kurz vor dem Finale bewusst einen Kontrapunkt und führt dem Publikum vor Augen, welchen Anfeindungen Menschen, die jenseits der gesellschaftlichen Norm leben, ausgesetzt sein können. „Seid tolerant“ ist dann auch seine Botschaft, indem er dem Publikum vor Augen führt, dass es egal ist, wer wen liebt. Sobald Georges und Albin sich nicht dem Publikum ihres Travestie-Cabarets zeigen und ohne Fächer oder Makeup sind, stehen zwei sympathische Männer auf der Bühne, bei denen es zugeht wie in jeder Beziehung: Da fliegen im Streit die Fetzen, da schwärmen beide umrahmt von einem riesigen roten Herz von der Liebe oder haben Angst vorm Altern. Friese zeigt hier bewusst Alltagsleben, wie es jeder im Publikum aus eigenem Erleben kennt. Mit Robert Merwald (Georges) und Christian Venzke (Albin) stehen ihm in den beiden Hauptpartien ausdrucksstarke, bewegliche Schauspieler und exzellente Sänger zur Verfügung. Bei diesem Duo stimmt einfach alles.
Die Inszenierung bedient allerdings auch die gängigen Tunten-Klischees: Nicht nur, wenn Christian Venzke mit großen Gesten als Zaza die Diva gibt, sondern vor allem in Person des Hausangestellten Jacob, der als schrille Zofe in atemberaubend hohen Stöckelschuhen über die Bühne trippelt. Mit immensem körperlichen Einsatz kostet Stephan Brauer seine Episoden-Auftritte aus, wirkt dabei aber nie peinlich. Ganz liebenswerte Herren-Damen sind vor und hinter der Cabaret-Bühne auch Sängerin Chantal (Stefan Burmester) und die sieben Tänzer der Deutschen Tanzkompanie Neustrelitz, denen Stephan Brauer raffiniert-laszive Revue-Choreografien auf den Leib geschrieben hat.
Während die „Cagelles“ über die Bühne wirbeln, singt der Opernchor des Landestheaters zunächst geschmeidig aus dem Off. Später stehen die Choristen als elegante Restaurantgäste und im turbulenten Finale mit auf der Bühne. Dabei beweisen sie, dass Choristen musicaltauglich sein können, leitet man sie nur richtig an. Gleiches gilt für die unter dem Dirigat von Frank Obermair spielenden Damen und Herren der Neubrandenburger Philharmonie, die sich mit manchmal zu viel Verve in die quirlige wie oft auch gefühlsduselige Partitur von Jerry Herman schmeißen.
Richtig problematisch sind die Auftritte von Andrés Felipe Orozco (Jean-Michel), der rein optisch nicht wie Georges Sohn, sondern wie dessen gleichaltriger Bruder wirkt. Sein großer, klassisch geschulter Tenor verleiht dem Song „Anne“ Operettenschmelz, was allerdings nicht recht zu seinem unterschwellig-bösartigen Auftreten passt, das erst durch die Hasstiraden seines Schwiegervaters gegenüber Albin verschwindet.
Maßgeblich zum Erfolg trägt Ausstatterin Diana Pähler bei. Dabei wirkt ihr schnell wandelbares Bühnenbild zunächst nur spartanisch: Auf der schwarzen Bühne rotiert für das Cabaret ein goldenes Bühnenportal, während das Wohnzimmer von Georges und Albin nur durch zwei seitlich stehende, üppig dekorierte Türen und ein die Bühnenmitte dominierendes XXL-Sofa mit Tigerpolster angedeutet wird. Über dem Möbel wird noch ein in Öl gemalter Muskelmann herabgelassen, der sich bei Bedarf in einen röhrenden Hirsch verwandeln lässt. In diesem nüchternen Ambiente entfalten sich die aus einem Rausch von Federn und Pailletten bestehenden, raffiniert geschnittenen Kostüme nebst abenteuerlichem Kopfschmuck in voller Pracht. In den Revue-Szenen wechseln manchmal Outfit und Haarprachten innerhalb weniger Augenblicke. Hier wurde an nichts gespart!
„Ich bin, was ich bin“. Der wohl bekannteste Song aus „La Cage aux Folles“ steht leitmotivisch für den gesamten Abend in Neustrelitz. Hier ist das Musical richtig gut gemachtes Musical. Das Publikum feiert die Premiere zu Recht minutenlang mit stehenden Ovationen.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung in Neustrelitz | Frank Obermair |
Musikalische Leitung in Hof | Ivo Hentschel |
Inszenierung | Reinhardt Friese |
Ausstattung | Diana Pähler Annette Mahlendorf |
Choreografie | Stephan Brauer |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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