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Tanz der Vampire (2006 - 2008)
Theater des Westens, Berlin

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Das sieht man in Ensuites immer seltener: richtiges Musiktheater. Polanskis Grusical ist sichtlich gereift und war noch nie so überzeugend wie in Berlin.

Musikalisch und inhaltlich hat sich seit der Uraufführung 1997 am „Tanz der Vampire“ nicht viel verändert – von einer neuen Nummer im ersten Akt mal abgesehen. Auch optisch ist fast alles beim Alten geblieben, die Anpassungen an die Bühne im Theater des Westens fallen kaum ins Gewicht. Dass die Show inzwischen trotzdem erwachsener wirkt, liegt an Details. Es wird nicht mehr der schnellen Lacher wegen gerülpst, die Szenen um den schwulen Herbert sind weniger albern, mancher Gesichtsausdruck ist weniger übertrieben. Die Show nimmt sich und ihre Geschichte ernster, und gewinnt dadurch auch in den vielen komischen Momenten.

In der Vergangenheit konnte man dem Musical von Michael Kunze und Jim Steinman vorwerfen, dass es überwiegend von Komik lebte und damit die musikalisch starken dramatischen Momente entwertete. In Berlin schließt sich diese Kluft (was neben dem weitgehenden Verzicht auf Albernheiten auch an der im Vergleich zu Hamburg überzeugenderen Besetzung liegen mag): Die Figuren sind in sich glaubwürdiger und erleben ihre persönlichen Dramen, kommen dabei aber in Situationen, die zum Schreien komisch sind.

„Tanz der Vampire“ ist eines der wenigen echten Musiktheaterstücke, die derzeit auf deutschen Musicalbühnen zu sehen sind. Anders als etwa bei den „3 Musketieren“ und „Dirty Dancing“ (und übrigens auch in Kunzes neuem Werk „Rebecca“) treibt jede Szene, jeder Song, jeder Tanz die Handlung oder die Entwicklung der Figuren voran. Besonders deutlich wird das bei den (beeindruckenden) Tanzszenen: Sie wirken nicht wie der Publikumserwartung zuliebe eingeschoben. Sie setzen das Gefühlsleben der Figuren in Bilder um. Das Tanzensemble agiert schon am Premierenwochenende perfekt eingespielt und verdient sich Szenenapplaus.

Auch die Soloparts sind durch die Bank ordentlich bis hervorragend besetzt. Thomas Borchert verleiht dem Grafen von Krolock eine diabolische Ruhe und berührt in den Momenten, in denen das Publikum einen Einblick in die trauernde Seele des Vampirfürsten bekommt. Ob von Krolock stimmlich gerne zehn Jahre älter klingen dürfte, ist Geschmackssache, aber gesanglich und darstellerisch ist Borchert top. Lucy Scherer legt die Sarah rollengerecht zwischen kokett und verwöhnt an und verzichtet auf alles Liebliche, was ihr vielleicht mehr Beifall eingebracht, der Show aber nicht weitergeholfen hätte. Veit Schäfermeier widersteht der Versuchung, den Professor Abronsius ins Absurde zu überziehen und räumt mit „Wahrheit“ beim Publikum ab. Katja Berg als Magda begeistert mit ihrer kraftvollen und sicher geführten Stimme.

Gespannt waren viele Zuschauer, wie sich Alexander Klaws als Alfred schlägt. Sein Sieg bei der ersten „Deutschland sucht den Superstar“-Staffel hatte ihm nicht nur eine gewisse Prominenz, sondern auch etliche negative Vorurteile eingebracht. Die kann er in Berlin größtenteils entkräften. Sein Alfred ist eben nicht der verliebte Trottel, sondern ein zutiefst unsicherer junger Mann. Schauspielerisch ist Klaws stark, gesanglich stößt er einmal an seine Grenzen: Dem Solo „Für Sarah“ fehlt es an Kraft, zudem atmet Klaws in diesem Song vor fast jeder Textzeile hörbar laut ein.

Berlin ist für Ensuite-Musicalproduktionen ein schwieriges Pflaster. Nicht nur, weil die Konkurrenz im Kulturbereich enorm ist, sondern auch, weil die meisten der in den vergangenen Jahren gespielten Shows zu schwach waren, um das Publikum zu überzeugen und Berlin als Musicalstandort zu etablieren. Wenn diese Show ein Erfolg wird, könnte das die Musical-Vorbehalte der Hauptstädter abbauen helfen. Und dem bei Produzenten verbreiteten Trend entgegenwirken, Musical nicht als Theater, sondern als seichte Zerstreuung zu verstehen.
(Text: rj)

Nachtrag zur Neubesetzung ab 27.09.2007 (besuchte Vorstellung: 5.10.2007)
Die Show hat auch weiterhin Biss. Jens Janke (Professor Abronsius) stellt einen schrulligen Wissenschaftler auf die Bühne, der mehr als nur einmal die Lacher auf seiner Seite hat. Er trägt im Spiel nie zu dick auf, arbeit mit kleinen Gesten und verfällt nie ins Klamottige. Stark auch die stimmliche Leistung. Gleiches gilt für Jerzy Jeszke (Chagal): Sein Wirt ist keine deftige Knall-Charge, sondern ein Mann, der seine Tochter beschützen will und Liebe und Wärme außerhalb des eigenen Ehebetts sucht. Christina Ogink gibt die Sarah stimmlich sicher, aber auch etwas verhalten im Spiel. Ihre Stimme harmoniert sehr gut in den Duetten mit Alfred. Alexander Klaws – seit der Premiere als Erstbesetzung dabei – gibt ein schauspielerisches Kabinettstücken und überzeugt trotz Schwächen in den tiereren Lagen auch stimmlich. Thomas Borchert (Graf von Krolock) ist ein eleganter Gentleman-Obervampir mit stimmlichem Format.
(Text: kw)

 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
[27/09/2007-]
Graf von KrolockThomas Borchert,
(Mathias Edenborn
Philipp Hägeli)

SarahKatrin Taylor,
(Anne Hoth
Christina Maria Ogink)

Professor AbronsiusJens Janke,
(Sven Prüwer
Jakub Wocial)

AlfredAlexander Klaws,
(Andrea Casati
Andrew Chadwick)

HerbertHaldor Laegreid,
(Vanni Viscusi
Jakub Wocial)

MagdaKatja Berg,
(Eva Maria Bender
Stephanie Sturm)

ChagalJerzy Jerzke,
(Philipp Hägeli
Christopher Morandi)

RebeccaMaike Katrin Merkel,
(Eva Maria Bender
Svenja Kühl)

KoukolStefan Büdenbender,
(Philipp Hägeli
Christopher Morandi)

Tanz- und GesangsensembleMilena Alaze
Eva Maria Bender
Kym Boyson
Hannah Carter
Andrew Chadwick
Tiziana Doneda
Mathias Edenborn
Sven Fliege
Nina Janke
Phillip Kempster
Svenja Kühl
Anne Hoth
Kevin Hudson
Silvia Lambertoni
Silvano Marraffa
Christopher Morandi
Christina Maria Ogink
Akos Tihanyi
Christopher Tölle
Vanni Viscusi
Sven Prüwer
Swings / Cross SwingsAlice van den Beucken
Sanne Buskermolen
Andrea Casati
Fanny Drenthe
Philipp Hägeli
Stephanie Sturm
Florian Theiler
Jakub Wocial
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
So, 10.12.2006 17:00Theater des Westens, BerlinPremiere
Di, 12.12.2006 19:30Theater des Westens, Berlin
Mi, 13.12.2006 18:30Theater des Westens, Berlin
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