Wild, wilder, am wildesten: Die Inszenierung der Off-Broadway Version von Andrew Lippa unter der Regie von Gil Mehmert strotzt vor Energie. Leider können die Absolventen der Folkwang Hochschule kaum den Anforderungen des Stückes gerecht werden.
Andrew Lippa hat mit „The Wild Party“ ein grandioses Stück Musiktheater geschaffen, dass mit seinen jazzigen Rhythmen, vom Orchester unter der Leitung von Patricia Martin mit Druck und Schwung wiedergegeben, einen pulsierenden, kaum zur Ruhe kommenden Abend garantiert. Das Musical wird von den treibenden, nicht unbedingt eingängigen und erst recht nicht leicht zu singenden Kompositionen dominiert.
Gil Mehmert passt sich der treibenden Grundstruktur des Stückes an, sodass man besonders zu Beginn eher verwirrt und leicht überfordert ist, was dann bis zu einer annähernden Reizüberflutung gesteigert wird. Gekonnt inszeniert er diese nicht nur im Titel genannte, sondern auch auf der Bühne mitzuerlebende wilde Party. Warum man allerdings das Musical aus den 20ern in die 80ern verlegt hat, bleibt rätselhaft, denn schon allein der musikalische Stil der Kompositionen erinnert an die Roaring Twenties. Außerdem ist der Wechsel zwischen englischen und deutschen Texten etwas nervend und trägt zur schlechten Textverständlichkeit des Stückes bei.
Der mutigen Wahl der Absolventen der Folkwang Hochschule soll Anerkennung gezollt werden, doch vollständig zufrieden stellen kann kaum jemand aus dem Ensemble. Besonders die beiden Hauptdarstellerinnen Schirin Kazemi als Queenie und Ico Benayga als Kate bleiben schauspielerisch hinter den Erwartungen zurück. Vieles wirkt aufgesetzt und einstudiert, nicht zu vergessen die zeitweise eingeschränkte Mimik, die sich auf scheinbar wenige Gesichtsausdrücke beschränkt. Stimmlich haben sie mit den Kompositionen zu kämpfen, was zur Folge hat, dass vieles gepresst, quietschend und nicht gerade schön klingt. Ihre männlichen Pendants Lars Kemter als Burrs und Artur Molin als Black können da schon mehr überzeugen. Während ersterer seine Sache souverän macht, kann man Artur Molin nur lobend eine große Zukunft im Musiktheater wünschen. Als einziger wirklich herausragender Darsteller begeistert er mit einer schönen und kraftvollen Stimme, einer starken Bühnenpräsenz und einem guten Schauspiel. Das restliche homogene Ensemble präsentiert sich grundsolide, erwähnenswert ist noch Kathrin Osterode als Madelaine True, die einen der komischen Höhepunkte gut umsetzt. In ihrem Solo sinniert sie über ihre Chancen als Lesbe, eine Frau auf der Party abzuschleppen.
Das Einheitsbühnenbild von Steffi Bruhn ist zweckdienlich und vielseitig einsetzbar, leider hat man aber mit mehreren verstellbaren Paravents dem Zuschauer in manchen Szenen jegliche Sicht auf das Geschehen auf der Bühne versperrt. Das ist ärgerlich und nervt auf die Dauer. Die Kostüme, ebenfalls von Bruhn, deuten mehrere Moderichtungen an, sind nicht sehr ansehnlich und lassen manche Darsteller schlecht aussehen.
Trotz alledem: „The Wild Party“ ist ein starkes Musical, das die Schwächen der Essener Inszenierung teilweise wettmacht und was man allein wegen des unheimlich intensiven, spannenden Finales gesehen haben sollte.
Fr, 01.07.2005 20:15 | Weststadthalle, Essen | Preview |
Sa, 02.07.2005 20:15 | Weststadthalle, Essen | Premiere |
So, 03.07.2005 15:00 | Weststadthalle, Essen | |
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Di, 05.07.2005 20:15 | Weststadthalle, Essen | |
Mi, 06.07.2005 20:15 | Weststadthalle, Essen | |
Do, 07.07.2005 20:15 | Weststadthalle, Essen | |
Fr, 08.07.2005 20:15 | Weststadthalle, Essen | |
Sa, 09.07.2005 20:15 | Weststadthalle, Essen | |
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