Der Musical-Klassiker über das Berlin zwischen den wilden Zwanzigern und dem heraufziehenden Schatten des Faschismus. Übernahme der Produktion der Volksoper Wien, die dort im September 2019 Premiere hatte.
In den "goldenen Zwanzigern" gilt Berlin als Sündenbabel und das zügellose Amüsement treibt die Amüsierwilligen in Bars und Cabarets. Der junge Schriftsteller Christopher Isherwood porträtiert das Nachtleben in zahlreichen Erzählungen, aus denen das Buch für den Musical-Welterfolg "Cabaret" entsteht. Regisseur Gil Mehmert erzählt mit "Berlin Skandalös" die Vorgeschichte, in der musikalische Gassenhauer der 1920er Jahre erklingen.
Baltimore, in den 1960ern: Teenager Tracy Turnblad wehrt sich dagegen, beim Casting für eine Fernseh-Show diskriminiert zu werden, nur weil sie nicht dem gängigen Schönheits-Ideal entspricht. Die Konzertdirektion Landgraf schickt den Broadway-Erfolg aus dem Jahr 2002 mit Andrea Matthias Pagani, Beatrice Reece u.a. auf Tour. Ab Februar 2018 sind Uwe Kröger und Isabel Varell dabei.
Gil Mehmerts Inszenierung ist schon weit herumgekommen: Nach Bad Hersfeld 2011 und der Tournee 2014 fand die Show in der letzten Saison in Kooperation mit der Oper Dortmund ihren Weg auf die dortige Bühne. Nun in Bonn angekommen, setzt das Team auf die fast gleiche Besetzung in Haupt- und Nebenrollen und sorgt für einen nachhaltigen Theaterabend.
Eine solide, sehenswerte Inszenierung mit großem Staraufgebot und einigen Schwächen – das ist "Sunset Boulevard" in Dortmund. Betrachtet man den frenetischen Jubel und die minutenlangen Standing Ovations des Premierenpublikums, so kommt die Adaption der Bad Hersfelder Fassung von Regisseur Gil Mehmert äußerst gut an. Zweifelsfrei ein großer Gewinn für die Produktion ist die Entscheidung für die "symphonic version". Unter der Leitung von Ingo Stadtmüller bringen die Dortmunder Symphoniker einen in heutigen Zeiten fast schon vergessenen, großen Musical Sound ins Opernhaus.
"Draußen ist es kalt, aber hier drinnen ist es heiß" singt der Conférencier zu Beginn des bekannten Musicals um den Kit-Kat-Club in Berlin zur Zeit der ausklingenden Weimarer Republik. Bei der Premiere an einem kühlen Sommerabend erscheinen die Besetzung wunderschön, die Bühne wunderschön und das Orchester wunderschön. Die Qualität der Inszenierung von Gil Mehmert haucht dem frierenden Publikum trotz des aufkeimenden Nationalsozialismus auf der Bühne Wärme ein.
"Träume aus Licht" - das Mantra der Hollywood Diva Norma Desmond findet sich nicht nur im Libretto, sondern auch auf der Bühne der Fürther "Sunset Boulevard"-Inszenierung immer wieder.
Dabei machen ein geschicktes Bühnenbild, tolle Musik und starke Darsteller diesen Ausflug in das Haifischbecken Hollywoods tourneetauglich.
Überzeugende Inszenierung von Gil Mehmert, die das Werk von 1947 tagesaktuell erscheinen lässt. Es scheint, als würde jegliche technische Weiterentwicklung keine Einfluss auf die menschliche Entwicklung (zumindest die der letzten gut 65 Jahre) haben.
Der neue Intendant Jens-Daniel Herzog bringt frischen Wind in die Oper Dortmund, denn nach fast zehn Jahren überwiegend durchschnittlicher Produktionen kann man sich endlich über eine sehenswerte, witzig-unterhaltsame Inszenierung freuen. Die Wahl des Stückes und des Kreativteams unterstützen diesen Eindruck.