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Werthers Leiden (2005)
Ballhaus Naunystraße, Berlin

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Goethes Briefroman in szenischer Form als Musical für einen Sänger, eine Schauspielerin und ein Kammermusik-Quartett. Durch eine nicht immer nachvollziehbare Symbolsprache des Kreativteams leidet der Gesamteindruck.

„Liebt Werther Lotte?”. Wie beim Treffen eines literarischen Zirkels konfrontiert eine Schauspielerin mitten im ersten Akt das Publikum mit dieser zentralen Frage. Hierfür hat sie sich zu den Zuschauern gesetzt und bittet die Umsitzenden um deren Meinung. Mit einem „ich glaube nicht, dass er sie liebt” verlässt sie den Rang – und weiter geht’s mit der für die Musicalbühne dramatisierten Fassung von Goethes Briefroman.
Dies ist nur eine der Ideen, mit der Regisseur Thomas Schmidt-Ehrenberg die literarische Vorlage umsetzt. Die Inszenierung konzentriert sich dabei auf den Seelenzustand des unsterblich in Lotte verliebten Werther: seine erste Schwärmerei steigert sich zu euphorischer Liebe, die bitter enttäuscht wird als sich die Angebetete für einen Anderen entscheidet. Zur eigenen Erlösung wählt der Verschmähte nach der Pause schließlich den Freitod. Schmidt-Ehrenberg illustriert Werthers aufgewühlte Gefühlswelt mit relativ kurzen, in einander übergehende Bildsequenzen und versucht, sie bis zur finalen Katastrophe für den Zuschauer erlebbar zu machen. Begleitet wird diese Konzeption vom Ausstatter Anton Lukas, der das vorgegebene, antikisierende Interieur des Theatersaals geschickt um einige weiße Säulen und zum Teil drehbare schräge Wände ergänzt. Zu sehen sind außerdem ein Haufen Briefe, zwei Stühle und ein länglicher Tisch. Eine mit jeder Szene wechselnde, sehr stimmungsvolle Ausleuchtung erzeugt dabei immer wieder neue Räume.
In diese Bühnenwelt Werthers dringt die bereits genannte Frauenfigur ein. Anja Linke agiert zum Einen stumm als Lotte, darf aber auch die Zuschauer belehren. Zunächst erläutert sie den formalen Aufbau eines Walzers, später leiert sie wie beim Auswendiglernen Phrasen über Friedrich Gottlieb Klopstock herunter.
Mit zunehmender Stückdauer wird auch die Bildersprache des Kreativteams immer verworrener: wer ist die nackte Frau, die über die Bühne schleicht, als Werther sich in seinem Schlafsack einmummelt? Warum faltet er aus Verzweifelung Papiertaschentücher zu undefinierbaren Gebilden und legt sie auf Lottes Sonnenblumentischdecke? Soll all dies andeuten, dass Werther ein Psychopath ist? Ein bisschen weniger Symbol-Schnickschnack hätte beim Publikum sicherlich zu einem besseren Verständnis beigetragen.
Die Produktion hat aber auch ihre Stärken: Zum Einen ist dies die Musik, für die Nepomuk Nitschke verantwortlich ist. Wenn das aus Flügel, Querflöte und Cello gebildete Kammerensemble aufspielt, dann grüßen das ein oder andere Mal die Herren Bach, Haydn und Mozart aus der Ferne: Nitschke hat seine ganz der Klassik verpflichteten Kompositionen, die mal säuselnd nachdenklich, mal aufwühlend dramatisch und dann wieder entspannend melodisch daherkommen, ganz auf den Text Goethes ausgerichtet.
Der zweite große Pluspunkt der Produktion heißt Oliver Koch. Über zwei Stunden steht er als Werther auf der Bühne und durchlebt die Leiden dieses berühmten unglücklich Verliebten. Der Sänger gestaltet seine Bühnenpersönlichkeit mit anrührender Dramatik und umschifft gekonnt manch musikalische Klippe, die ihm der Komponist in die nicht immer einfache Partitur geschrieben hat. Hervorzuheben ist außerdem seine gute Textverständlichkeit.
Am Ende der Vorstellung stirbt Werther für die Zuschauer unsichtbar hinter einer Wand. Lotte kommt aufgeregt in den Raum und findet das Diktiergerät, mit dem er zu Beginn seine Liebesgedanken an sie aufgezeichnet hat. Noch einmal erklingen scheppernd seine sehnsuchtsvollen Worte, nur begleitet durch das Cello. Spätestens jetzt dürfte es allen klar sein: Werther hat Lotte tatsächlich geliebt.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Bühne & KostümeAnton Lukas
RegieThomas Schmidt-Ehrenberg
Musikalische LeitungNepomuk Nitschke
 
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CAST (AKTUELL)
MitOliver Koch
Antje Linke
PianoUwe Streibel
QuerflöteAnna Schreiber
CelloGábor Drescher
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 22.07.2005 20:00Ballhaus Naunystraße, BerlinWiederaufnahme
Sa, 23.07.2005 20:00Ballhaus Naunystraße, Berlin
So, 24.07.2005 20:00Ballhaus Naunystraße, Berlin
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