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Historical

Der Traum von Freiheit

Tjede, Heldin des Nordens


Ein unstimmiger Mix zwischen Pathos, Klamauk und Kindermusical: Das engagierte Ensemble kommt gegen das miserable Showkonzept nicht an. Dazu kommt der Auftritt des Gaststars Pierre Brice, mit dem weder er noch die Produktion sich einen Gefallen tun.

(Text: Robin Jantos)

Premiere:15.07.2010
Rezensierte Vorstellung:16.07.2010
Letzte bekannte Aufführung:08.08.2010


Die im Mittelalter immer wieder gemeuchelten Friesen werden von der 17-jährigen Tjede Peckes in den Kampf gegen den Bischof von Bremen geführt - chancenlos, auch die Heldin stirbt. Ein starker Stoff für ein Historiendrama mit Lokalbezug. Doch wofür entscheiden sich die Autoren Christian Berg und Melanie Herzig? Sie trimmen den Stoff auf Kindermusical, verzichten auf jede logische Entwicklung der Geschichte und setzen stattdessen auf klamaukige Conferéncen, Pathos an der Grenze zur Peinlichkeit und ganz viel Interaktivität.

Spätestens, wenn der böse Bischof entscheidet, das Volk zu fragen, ob Tjede in den Kerker soll (und das Publikum nach mehrmaligem Üben "Nein" rufen muss), ist klar: Hier geht es nicht darum, Musiktheater zu machen. Hier vertraut man einfach auf die vielfach bewährten Mittel des Kindertheaters. Dabei richten sich weder die Werbung noch die Anfangszeiten (überwiegend Abendshows) an Familien, und entsprechend waren in der besuchten Vorstellung kaum Kinder anwesend.

Schon nach zehn Minuten haben sich drei verschiedene Darsteller an das Publikum gewandt und die Handlungszeit (um 1500) verlassen. Viele aktuelle Anspielungen (etwa auf die Cuxhavener Pensionsbetreiber, den kirchlichen Missbrauchsskandal und die Fußball-WM) sorgen für Lacher, aber auch dafür, dass die historische Handlung kaum mehr durchdringt. Textschnitzer wie "dass sich der Erdball nicht nur um sie dreht" (Galilei kam erst 100 Jahre später) unterstreichen das noch.

Das mag noch Geschmackssache sein, viele Zuschauer amüsieren sich dankbar über die Witze. Aber spätestens bei der Dramaturgie hört der Spaß auf. Ständig werden neue Felder aufgemacht und dann einfach nicht weiterverfolgt - etwa wenn Tjedes Mutter zum Bischof sagt: "Dein Blut fließt in ihren Adern." Oder wenn Tjede sich an ihren toten Vater wendet ("Was ich nicht versteh', warum bist Du so fern und nicht in meiner Näh'?"). Oder wenn Autor Berg, der den Erzähler gibt, mit einigem Tamtam in ein Drachenkostüm gestiegen ist, Tjede verspricht, immer als Freund für sie da zu sein und ein Lied über Drachen und Freunde singt. Dabei hat Tjede eigentlich schon genügend Freunde. Dem Drachen begegnet sie jedenfalls nie wieder.

Aber vielleicht war der Song auch einfach gerade da. Man hat den Eindruck, dass hier einfach einige Nummern aus der Schublade der Kindermusicalmacher Konstantin Wecker und Christian Berg in die Handlung gedrückt werden. Extrem ist das im Einstieg zum zweiten Akt. Gerade hat man von den unterdrückten Friesen gehört, denen fast alle Männer getötet wurden. Dann stellt sich Berg vor das Publikum und singt ein fröhliches Lied darüber, dass im Leben nicht immer alles wie gewünscht läuft: "Drum pfeiff drauf".

Als Star der Produktion wird Ex-"Winnetou" Pierre Brice (81) beworben. Seine Auftritte sind eher bitter. Als "Wanderer zwischen den Welten" von Berg eingeführt, soll er die Geschichte erzählen - was tatsächlich dann aber Berg übernimmt. Brice muss schwülstige Texte über "die liebe Mutter Erde" und "die letzte Chance der Menschheit" vorlesen, in denen mehrfach "Ich habe einen Traum gehabt" vorkommt und die in einem finalen "Nie wieder Krieg" gipfeln. Dabei liegt seine Betonung oft so daneben, als würde er die Texte zum ersten Mal sehen.

Positiv hat die Produktion die wacker kämpfenden Solisten um Tjede-Darstellerin Nicole Behnke und das engagierte Laienensemble zu bieten. Szenisch gut gelöst ist die Schlachtenszene: Der Kampf findet hinter der Schlossmauer statt, sodass nur die Waffen zu sehen sind. Auf der Bühne singt derweil der Bischof gegen die Schlachtengeräusche an. Das funktioniert gut. Wer aber mit der Erwartung nach Cuxhaven kommt, Musiktheater zu sehen, den wird das allein wohl nicht trösten.



(Text: Robin Jantos)



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News: PdW: Der Traum von Freiheit (12.07.2010)



Besetzung

Erzähler
Wanderer zwischen den Welten
Pierre Brice
Tjede PeckesNicole Behnke
Krischan der KnappeChristian Berg
Habert, Tjedes FreundGianmarco Rostetter
Dedo, der PriesterJoachim Quirin
Farnke, Tjedes FreundinEva Danner
Beke, Tjedes SchwesterSandra Beckmann
Feeke, Tjedes FreundinTamara Bauer
Bischof Christopher von BremenJames B. Wood




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Zuschauer-Rezensionen

Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.


3 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:


28585
Eine schöne Sommertheatervorstellung

27.07.2010 - Wir waren am 18.7. in der 20-Uhr Vorstellung "Tjede Peckes-Der Traum von Freiheit" und hatten einen wunderbaren Abend.Wir kamen nicht mit mit der Erwartung tiefgründige historische Erkenntnisse mit nach Hause zu nehmen und ein dramaturgisch ausgefeiltes Theaterstück in Musicalform präsentiert zu bekommen.Wir haben uns an den einfachen Requisiten, den hübschen Kostümen, der Nähe zu den Darstellern und ihres lebendigen Spiels erfreut. Und dass der sympathische Pierre Brice keine schauspielerische Höchstleistung vollbringen musste, tat unserer Freude beim Zusehen keinen Abbruch.
Sommertheaterstücke dürfen meiner Meinung nach einfach sein. Solange die Freude am Spielen rüber kommt, ist doch alles in Ordnung.

cuxhaven (erste Bewertung)


28584
Schade, was soll das!?

27.07.2010 - Als Jugendliche war ich begeistert von den Karl-May-Festspielen und ich finde nach wie vor Pierre Brice umwerfend. Diese Rolle hätte er sich aber sparen sollen, weil er verheizt wird. Nicole Behnke spielt auch mitreißend. Eigentlich sind alle auf ihre Art toll, aber Christian Berg nervt. Mein Eintrittsgeld war mir trotzdem zu schade, immerhin sind die Preise nun auf 15,- € reduziert worden. Das ist es wert.

paulakatze (erste Bewertung)


28579
Peinlich

25.07.2010 - Ich sah die Vorstellung am 24. Juli und war peinlich berührt, wie Pierre Brice hier im wahrsten Sionne des Wortes lächerlich gemacht wurde. So etwas musss ich ein 81-jähriger mit dem Renomee nicht antun. Dies war kein Musical, sondern ein Mischmasch aus Kinder- und Laientheater, ohne wirkliches Script, dafür aber mit peinlichen Einlagen wie Kinderinterviews und Zuschauersingen. Es waren maximal 80 Zuschauer und selbst die hätten für dieses Machwerk Schadenersatz verdient gehabt. Die Tonanlage muss aus der Steinzeit stammen, kaum ein Wort war klar und akzentfrei zu verstehen, phasenweise hatte man das Gefühl, dass alle Künstler lispeln würden. Die dramatsiche Handlung wurde durch vermeintlich kindes-konforme Aktionen an den Rand der Peinlichkeit gezurrt. Und Herr Berg mochte sich wohl so gerne reden hören, dass er zu allem seinen Senf hinzu gab...obwohl der Erzähler doch eigentlich Pierre Brice sein sollte, der statt dessen mit Sonnenbrille (Das Stück spiel im frühen 16. Jahrhundert) herumsitzen und -stehen durfte und sich lauthals ein Taxi nach Bremen bestellen durfte. Hätte er es mal beser gleich bis Paris fahren lassen... Au weia.

NordlichtHB (32 Bewertungen, ∅ 3 Sterne)


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Inszenierung

Musik

Besetzung

Ausstattung

Eine Geschichte von Elend, Revolution und Tod, mit der Brechstange auf Kindermusical getrimmt.

19.07.2010

 Leserbewertung
(3 Leser)


Ø 2.00 Sterne

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