Julia Sturzlbaum, Peter Neustifter, Alexander Grassauer, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Christian POGO Zach
Julia Sturzlbaum, Peter Neustifter, Alexander Grassauer, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Christian POGO Zach

Monty Pythons's Not the Messiah (seit 07/2021)
Staatstheater am Gärtnerplatz, München

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[Anm. d. Red.: Ab der Spielzeit 2024/25 läuft “Monty Pythons’s Das Leben des Brian” unter dem neuen Titel “Monty Python’s Not the Messiah” im Staatstheater am Gärtnerplatz München.]

Am Münchner Gärtnerplatztheater wird in dieser Saison ein Anschlag auf alle Lachmuskeln verübt: Neben “Tootsie” hat sich die deutschsprachige Erstaufführung von “Das Leben des Brian” einen Platz im Programm erhascht. In einer absurd komischen Mischung aus Klassik und Klamauk wird der Einakter als komisches Oratorium üppig orchestriert auf die Bühne gebracht und entlässt ein beflügeltes Publikum am Ende eines leider viel zu kurzen Comedy-Triumphs wieder in den tristen Alltag in der Hoffnung, dass man von der Hymne “Always Look on the Bright Side of Life” etwas für sich selbst mitnimmt.

Der Film Das Leben des Brian, der längst Kultstatus erreicht hat, bedarf keiner langen Einführung: Fast jedem wird die Story um den Messias wider Willen und seine schrägen Kumpanen, die kratzbürstige Mutter Mandy, den römischen Soldaten Schwanzus Longus oder Stan, der lieber eine Frau wäre, ein Begriff sein, wobei sich in der Bühnenversion noch weitere Monty-Python-Figuren wie Mrs. Betty Parkinson oder der Wikinger Erik ein vom Publikum gefeiertes Stelldichein geben. Der Kabarettist Thomas Pigor zeichnet für die exzellente deutschsprachige Übersetzung der Bühnenversion des feuchtfröhlichen Monty-Python-Klassikers verantwortlich, die bereits 2007 von den Gründungsmitgliedern Eric Idle und John du Prez konzipiert worden ist. Seit 2021 wird das von Händel inspirierte Oratorium (um es Musical“ zu nennen, ist es dann doch zu reduziert und kurz) in München aufgeführt. Trotz der geringen Länge des Stücks tummeln sich 25 extrem unterhaltsame Songs in einer straffen Abfolge, dargeboten von fünf diverse Rollen bekleidenden Solisten und dem opulent klingenden klassischen Chor des Staatstheaters. Begleitet wird das Ganze vom grandios tönenden Orchester des Gärtnerplatztheaters, das sich mitsamt des Chores und der Solisten, wie bei Oratorien nicht selten, auf der Bühne befindet. Ein tolles Bild – wenngleich statisch, da es sich über den Abend nicht verändert: Die einzigen, die ab und an auf der Bühne herumlaufen, sind die Solisten. Der Chor steigt immer mal wieder in kleine Choreographien ein oder setzt sich hier und da komödiantisch überaus wirksame, alberne Mützen auf. Auch der Dirigent wird auf ulkige Weise ab und an so in das Geschehen eingebunden. Dieses statische und spießige Opernsetting, das stellenweise durch Komik aufgebrochen wird, unterstützt den auf Absurdität abzielenden Humor von Monty Python ungemein, ganz zu schweigen von der Diskrepanz zwischen stimmgewaltiger und opulenter musikalischer Darbietung und den banalen Inhalten der Gesangstexte. Da bleibt kein Auge trocken!

Die Solisten sind zum Großteil dem klassischen Gesang verschrieben, geben aber durchweg auch schauspielerisch, vor allem durch exzentrische Gestik wie Mimik trotz des statischen Konzert-Settings, eine gute Figur ab. Mit Erwin Windegger und Julia Sturzlbaum ist aber auch das Genre Musical gesanglich gut vertreten. Peter Neustifter komplettiert das Ensemble mit Jump-in-Szenen in den verschiedensten komischen Rollen, die die Songs – eines Monty Python Werkes würdig – weiter ad absurdum führen sollen und das Publikum zu tränenreichem Lachen hinreißen. Dabei gibt er mit den anderen Interpreten zusammen natürlich auch viele kultige Zitate aus dem Originalfilm und anderen Werken der Komikergruppe zum Besten, auf die eingefleischte Fans nur gewartet haben. Einigen davon werden sogar ganze Songs gewidmet, wie der salvenartigen Entgegnung auf die Frage „Was haben die Römer uns schon groß gebracht?“, in der endlose Beispiele antiker Errungenschaften auf die eigentlich rhetorisch gemeinte Frage in gesungener Form erklingen. Auch Brians Sandale, die im Film als Reliquie verehrt wird, bekommt mit Preist die Sandale!“ eine eigene epische Hymne. Dabei sind die meisten Lieder eindeutig opernhafter Klassik zuzuordnen, aber einzelne Eskapaden in Richtung Country oder Broadway runden das musikalische Gesamtpaket ab.

Alle Solisten glänzen durch hervorragende Stimmen und Bühnenpräsenz und bekommen reichlich Raum, ihr Talent in Szene zu setzen: Erwin Windegger brilliert unter anderem in seinem Solo Ich wär gern eine Frau und mit einem unnachahmlichen komödiantischen Timing während der gesamten Show. Julia Sturzlbaum beweist ein unglaubliches stimmliches Register, das sowohl hohen, klassischen Sopran als auch Pop- und Musical-Parts mühelos bedient. Als sie in ihrer Rolle der Judith mit ihrem Duettpartner Matteo Ivan Rašić, der Brian singt, eine In paradisum genannte, ausschließlich aus mal mehr und mal weniger lustvollem Stöhnen bestehende Kopulationsszene klassisch vertont, bleibt dem Publikum vor Lachen die Luft weg. Rašić als vermeintlichen Stereotyp eines süffisanten Opernsängers in seiner Rolle des Brian plötzlich Michael Jacksons patentierten Moonwalk vollziehen zu sehen versetzt nicht minder in Erstaunen wie seine mächtige Präsenz im Tenor. Ein großes Spektakel! Alexander Grassauer bringt den Saal mit seinem volltönenden Gesang im Bass zum Staunen und begeistert ganz nebenbei mit komödiantischem Talent in einer Vielzahl von Rollen, allen voran dem ikonischen römischen Legionär Schwanzus Longus. Anna Agathonos bestreitet einige der anspruchsvollsten Gesangsparts des Stückes als Solistin im Alt und ihrer mal frivolen, mal melodramatischen Rolle der Mandy, einer unverhohlenen Parodie auf Maria, Mutter Jesu. Besonders gefallen ihre Songs Mandys Lamento und das fast schon emotionale Wenn Kinder geh’n. Peter Neustifter hat die dankbare Aufgabe inne, in den ulkigsten Kostümen und Rollen unvermittelt an den groteskesten Momenten über die Bühne zu huschen und sich als riesiges Monster, scharfes Schaf, Wikinger Erik, urbayrischer Lederhosen-Heini oder als Pontius Pilatus mit Sprachfehler vom Publikum verdiente Applaussalven abzuholen. Am Ende wird Brian musikalisch zu Always Look on the Bright Side of Life gekreuzigt und das Publikum hält es nicht mehr auf den Sitzen. Für Fans von Klassik und Klamauk eine große Empfehlung!

 
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KREATIVTEAM
Komisches Oratorium von Eric Idle und John Du Prez nach dem gleichnamigen Film
Deutsch von Thomas Pigor
Musikalische LeitungHoward Arman
RegieNicole Claudia Weber
ChoreografieRita Barão Soares
KostümeCaroline Czaloun-Moore
LichtMichael Heidinger
DramaturgieMichael Alexander Rinz
 
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CAST (AKTUELL)
Evangelist / Stan / Mr. CheekyErwin Windegger
Judith / SopranJulia Sturzlbaum
Mandy / AltAnna Agathonos
Brian / TenorMatteo Ivan Rašić
Reg / Schwanzus Longus / BassAlexander Grassauer
Mrs. Betty Parkinson / Pontius Pilatus / Und der auch nochPeter Neustifter
Chor des Staatstheaters am Gärtnerplaatz
Orchester des Staatstheaters am Grärtnerplatz
 
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CAST (HISTORY)
Brian / TenorMaximilian Mayer
  
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TERMINE
Mi, 18.09.2024 19:30Staatstheater am Gärtnerplatz, MünchenWiederaufnahme
Do, 19.09.2024 19:30Staatstheater am Gärtnerplatz, München
Do, 03.10.2024 18:00Staatstheater am Gärtnerplatz, München
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 15.07.2021 19:30Staatstheater am Gärtnerplatz, MünchenPremiere
Mi, 21.07.2021 19:30Staatstheater am Gärtnerplatz, München
So, 13.03.2022 18:00Staatstheater am Gärtnerplatz, MünchenWiederaufnahme
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