Eine schöne Erinnerung an die Revue im Friedrichstadtpalast mit starken Revuenummern, aber eher durchschnittlichen Songs.
Mit „Qi“ besann sich der traditionsreiche Friedrichsstadtpalast wieder auf die große Revue. Vorbei die Zeiten, in denen musicalähnliche Mischungen aus Handlung, Solosängern, Akrobatik und Choreografie das Haus füllen sollten. „Qi“ (2008) begeisterte nicht zuletzt deshalb, weil man bühnentechnisch aus dem Vollen schöpft und in Licht und Bühnenbild Neues zeigt.
Nun wird die Musik von Frank Nimsgern als CD nachgeliefert, und sie weckt Erinnerungen. Vielleicht zeigt sich genau darin die Stärke Nimsgerns. Die Musik passte perfekt zu den Shownummern und der Regie. Man sieht förmlich Bewegungen, Licht und Verwandlungen vor dem inneren Auge. Besonders der Magie von „Ouvertüre: The Curtains“ kann man sich nur schwer entziehen. Bei „It’s a Sin / Sin Suite“ erinnert man sich sofort an die synchronen Wasservorhänge, in denen Schrift und Formen zu lesen waren und die spritzenden Wasserakrobaten vom Damen- und Herren Pas-de-deux. Auch der Showhöhepunkt „The Flying Cranes“ wird mit der Suite wieder lebendig. Zu vernachlässigen sind die Songs. Nett zu hören, aber nicht spektakulär und austauschbar. Katja Berg bot mit „Somewhere In Heaven“ eine richtige Gänsehautnummer, wenn sie in einem riesigen silbernen Halbmond schwebend in einem Meer von Discokugeln sang. Das Lied ohne die Optik verliert an Zauber. Der Titelsong „Qi to Life“ ist eine typische Nimsgern-Revuenummer. Die Stimmen von Henrik Wager, Michaela Kovarikova und Aino Laos sind nett anzuhören. Ob in Songs oder nur untermalenden Melodien, immer wieder mischt Nimsgern Eigenkompositionen und Zitate wie aus „Like a Virgin“ und „Schwanensee“ und verfremdet sie geschickt.
Im Großen und Ganzen: Das macht Spaß und funktioniert im Palast zu hundert Prozent. Auf dem heimischen CD-Player ist diese CD eher als durchhörbare Unterlegmusik beim Aufräumen und Putzen von Interesse, weil sie keine große Konzentration verlangt. Wer weiß, vielleicht wird das Talent von Nimsgern zum Untermalen und musikalischen Forcieren auch bei diesen häuslichen Revuen seine Kraft entfalten. In jedem Fall ist es ein Gewinn, dass der Friedrichstadtpalast diese CD produziert hat. Kaufen und hören lohnen sich.