Craig Simmons gelingt es, auf der großen Bühne des TfN eine atmosphärisch dichte Inszenierung zu schaffen. Die Hauptfiguren Francesca Johnson und Robert Kincaid stehen nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch im Mittelpunkt der Handlung.
Marysol Ximénez-Carrillo ist neu im festen Musical-Ensemble des TfN und hat in Jason Robert Browns Liebesdrama die Hauptlast der Texte und Musiknummern auf ihren Schultern. Sie tritt mit der Rolle der Francesca Johnson in die Fußstapfen von Meryl Streep, die in der Film-Version des Stoffes für ihre Interpretation der Rolle für den Oscar und den Golden Globe nominiert war. Ximénez-Carrillo meistert diese Aufgabe mit Bravour: Eine stetig gleichbleibend große Präsenz auf der Bühne, hohe Konzentration und ein erstaunlicher Stimmumfang tragen Francesca Johnson scheinbar fast mühelos durch den Abend.
Mit Gerald Michel ist auch Robert Kincaid mit einem TfN-Neuzugang besetzt. Michel kostet die Hin- und Hergerissenheit seiner Figur zwischen Werten und der Liebe aus, verfällt dabei allerdings immer wieder einem Übermaß an Pathos.
Katharina Schutza (Marge) und Jens Krause (Charlie) geben ein herrlich schrulliges Nachbarspärchen. Besonders wenn Schutza in Lauerstellung mit Fernglas am Fenster steht oder sich die beiden in bester ‚Was wäre wenn?‘-Manier missverstehen, entstehen herrliche Dialoge und Bilder.
Trotzdem bleiben die Nebenrollen teilweise sehr eindimensional gezeichnet und sind so eher als Stichwortgeber angelegt. Das führt dazu, dass das Stück erst in der zweiten Hälfte des ersten Akts an Fahrt aufnehmen kann; vorher plätschert die Handlung belanglos vor sich hin.
Das moderne Bühnenbild von Ester Bätschmann beeindruckt mit einem mächtigen Rückvorhang . Funkelnde Abendstimmungen, schimmernde Sonnenaufgänge, wolkige Himmel und nächtliche Schatten entstehen alleine durch den geschickten Einsatz von Gaze und Licht. Zusammen mit dem Licht gelingt es zudem, sehr intime Szenen auf der großen Bühne des TfN zu fokussieren. Die Roseman Bridge als indirekter Namensgeber des Stücks ist optisch opulent und intelligent in Szene gesetzt.
Unverständlicher hingegen das stetige Gewusel auf der Bühne bei Umbauten für Szenenwechsel. Bätschmann und Simmons entscheiden sich gegen den Einsatz von Bühnenwagen und für einen oft kleinteiligen Umbau. Die z.T. ausstattungsreichen Bühnenbilder werden meist durch gerade nicht eingebundene Schauspieler in ihren Kostümen verschoben. So sind z.B. Francescas Kinder Michael und Carolyn, die eigentlich gerade zu einer weit entfernten Landwirtschaftsmesse abgereist sind, stetig beim Auf- und Abbau auf der Bühne zu sehen.
Anders als der gleichnamige Film verzichtet auch diese Bühnen-Version auf eine zusätzliche Rahmenhandlung, die der Geschichte mehr Tiefgang verleiht. Trotzdem der zweite Akt des Musicals temporeicher ist als sein Auftakt, bleibt die Auflösung der Geschichte letztendlich eher unbefriedigend. Dank einer starken Hauptdarstellerin und seinen insgesamt kraftvollen Bildern gelingt Simmons dennoch eine insgesamt solide – wenn auch nicht seine beste – Inszenierung.
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Mehrere Begriffe ohne Anführungszeichen = Alle Begriffe müssen in beliebiger Reihenfolge vorkommen (Mark Seibert Hamburg findet z.B. auch eine Produktion, in der Mark Müller und Christian Seibert in Hamburg gespielt haben). "Mark Seibert" Wien hingegen findet genau den Namen "Mark Seibert" und Wien. Die Suche ist möglich nach Stücktiteln, Theaternamen, Mitwirkenden, Städten, Bundesländern (DE), Ländern, Aufführungsjahren...