Winnetouch (André Haedicke) und Hombe (Julian Looman) nehmen ein Schönheitsbad. © Freilichtspiele
Winnetouch (André Haedicke) und Hombe (Julian Looman) nehmen ein Schönheitsbad. © Freilichtspiele

Der Schuh des Manitu (2013)
Freilichtspiele, Tecklenburg

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Wo die Schoschonen schön wohnen: Mit dem Bully-Herbig-typischen Humor und zugänglichen Songs von Martin Lingnau parodiert das Musical die Karl-May-Filme. Ein witziger, indianerfederleichter Abend, dem an einigen Stellen aber etwas mehr Tiefe gutgetan hätte.

Das Ziel war offenkundig: Mit dem „Schuh des Manitu“ wollte Stage Entertainment die deutsche Antwort auf „Spamalot“ geben. Schräg, manchmal albern, respektlos, voller Parodien und Brüchen mit den gewohnten Formen. Wirtschaftlich hat das als Ensuiteproduktion in Berlin überhaupt nicht funktioniert, künstlerisch gingen die Meinungen auseinander. Tecklenburg eröffnet nun den zu erwartenden Reigen der Neuinszenierungen – und beweist, dass die Show mit ihrer hohen Gagdichte und ihrer leicht zugänglichen Musik im eher legeren Ambiente der Freilichtbühne gut funktioniert.

Das dankbare Publikum klatscht in der Premiere schon bei der ersten Nummer mit, feiert die Produktion mit Jubelstürmen zwischendurch und Standing Ovations unmittelbar nach dem letzten Ton. Klare Empfehlung: Wer sich amüsieren möchte, ist hier richtig. Man sollte aber nicht allergisch reagieren, wenn es mal ein bisschen klamaukig wird.

Regisseur Ulrich Wiggers lässt die Gags ausspielen und betont die Klischees. Das ist oft witzig, manchmal aber auch etwas sehr dick aufgetragen. Etwa wenn die Beauty-Farm von Winnetouch (André Haedicke) komplett in knalligem Pink-Lila gehalten ist. Haedicke spielt dann auch sehr tuntig, und die Liebe zum toughen Banditen Hombre (Julian Looman) muss ja wohl schon deshalb komisch sein, weil beides Männer sind. Bully Herbig hatte dem Winnetouch in der Filmvorlage bei aller Überdrehtheit auch eine tragische Note gegeben. Bei Haedicke kommt diese Farbe zu kurz.

Ebenfalls eher eindimensional gerät der Oberbandit Santa Maria. Reinhard Brussmann knarzt zwar ordentlich mit der Stimme, aber der charmante Schelm an der Grenze zum Wahnsinn, den Sky du Mont aus dem Film-Santa gemacht hat, findet sich in der Figur nicht wieder. So wird der Hit „Superperforator“ vom Publikum zwar herbeigesehnt und gefeiert, aber gerät nicht so witzig, wie er sein könnte.

Andere Rollenportraits gelingen da besser, allen voran die beiden Hauptfiguren. Wenn Ranger (Alexander Klaws) und Abahachi (Werner Bauer) sich in den gefährlichsten Situationen anzicken wie zwei kleine Mädchen („Du Tarzan für Arme!“) ist das nicht nur eine herrliche Parodie auf die stets edlen Karl-May-Helden, sondern kommt auch niedlich über die Rampe. Die Bühnenchemie zwischen den beiden stimmt, die Dialoge sind gut getimt. Bauer trifft den von Bully Herbig vorgegebenen Grundton der Figur zwischen bayerischer Gemütlichkeit und tapsiger Hilflosigkeit. Klaws Ranger ist stimmig ausbalanciert zwischen Genervtheit und Zuneigung zu Abahachi.

Erklärter Publikumsliebling ist Thomas Hohler als griechischer Tavernenwirt Dimitri. Wo nimmt Hohler eigentlich die Luft her, bei „Ich trinke Ouzo“ auch noch zu singen? Wie aufgedreht tobt und tanzt er über die große Bühne. Später ist er in den Zuschauerreihen unterwegs („Bitte machen Sie den frei Gang“). Eine Energieleistung.

Femke Soetenga versucht gar nicht erst, aus der im Buch ziemlich uneinheitlich angelegten Uschi einen einheitlichen Charakter zu machen – das wäre wohl aussichtslos. Sie spielt je nach Szene die Uschi, die gerade gebraucht wird: die Femme fatale (in Gestik, Stimme und Kostüm mit Anspielung an die Jekyll-Lucy), die quietischige Freundin, die gutmenschelnde Therapeutin. Mit ihrer warmen, kraftvollen Stimme schafft sie es sogar, aus dem gesanglich durch die Bank sehr guten Ensemble noch ein Stück herauszuragen.

Überhaupt ist die Produktion musikalisch rund. Die Songs sind sicher nicht übermäßig anspruchsvoll, klingen beim (erfreulich großen) Orchester unter Leitung von Klaus Hillebrecht aber frisch und, wo nötig, nach opulenter Filmmusik.

Im zweiten Akt ist die Gagdichte nicht mehr ganz so groß wie im ersten, dafür gibt es mehr Handlung – und es rächt sich, dass die Figuren anfangs nicht genügend Tiefe bekommen haben, um sich mit ihnen zu identifizieren. Bei allem Witz und aller Parodie: Da fehlt der Show ein wenig das Herz. Vielleicht war das der Grund, dass „Manitu“ in Berlin nicht an den Erfolg von „Spamalot“ am Broadway anknüpfen konnte. Für einen unterhaltsamen Abend reicht es jedoch allemal.

 
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KREATIVTEAM
RegieUlrich Wiggers
ChoreografieKati Heidebrecht
Musikalische LeitungKlaus Hillebrecht
KostümeKarin Alberti
BühnenbildSusanna Buller
 
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CAST (AKTUELL)
AbahachiWerner Bauer
RangerAlexander Klaws
UschiFemke Soetenga
Santa MariaReinhard Brussmann
WinnetouchAndré Haedicke
HombreJulian Looman
DimitriThomas Hohler
Listiger LurchEric Minsk
Falscher HaseSebastian Brandmeir
Karl MayKristian Gajaszek
EnsembleJan Altenbockum
Hakan T. Aslan
Alexander Bellinkx
Marius Hatt
Andrew Hill
Stefan Lehmann
Siegmar Tonk
Sophie Blümel
Miena Hagedorn
Anke Merz
Marthe Römer
Silja Schenk
Stéphanie Signer
Céline Vogt
Elena Zvirbulis
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 22.06.2013 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
Fr, 28.06.2013 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
Sa, 29.06.2013 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
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