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Die Wiener Inszenierung des Musicals über den österreichisch-ungarischen Kronprinz aus der Feder von Frank Wildhorn (Musik) und Jack Murphy (Buch) hat große Gefühle, ein starkes Ensemble und eine hervorragende optische Verpackung – und ist dennoch nicht so gut, wie sie vielleicht sein könnte und sollte.
Optisch opulent und mit großen Emotionen kommt die deutschsprachige Erstaufführung von Frank Wildhorns „Rudolf“ daher und hält, was der Untertitel „Die Affäre Mayerling“ verspricht: politische Ränkespiele und eine bewegende Love-Story. Doch trotz der Tatsache, dass das Stück bereits vor drei Jahren in Budapest uraufgeführt wurde, wirkt die Wiener Produktion noch nicht völlig ausgereift und kann sowohl musikalisch als auch von der Umsetzung des Buches nicht völlig überzeugen.
Wildhorns Kompositionen sind im Stück nicht wirklich glücklich angeordnet. So weist der erste Akt zwar eine beeindruckende Bandbreite an Musikstilen auf, eingängige Songs (mit Ausnahme des Duettes „So viel mehr“) sucht man jedoch hier vergebens. Stattdessen gibt es etliche Ensemble-Nummern, die weit von der Eindringlichkeit von „Fassade“ aus „Jekyll & Hyde“ entfernt sind und von denen es zu Recht keine auf die Highlights-CD geschafft hat.
Parallel dazu ist auch die Handlung im ersten Akt etwas holprig. Der Einstieg kommt etwas unvermittelt und geht direkt in die Vollen: Zuschauer sowie Protagonisten werden Zeuge des Selbstmords einer jungen Unbekannten bei der Galaeröffnung des Hof-Burgtheaters – ein Schockeffekt, dessen Bezug zur Handlung im Folgenden zu unklar herausgearbeitet wird. Auch danach verliert sich der rote Faden des Öfteren wieder, etwa bei der „Ein hübscher Krieg“-Szene, bei denen Gräfin Larisch und Mary mit den Waffen der Frauen kokettieren – musikalisch wie inhaltlich eine Nummer, die offensichtlich auf Auflockerung abzielt, dafür aber zu früh im Stück eingesetzt wird.
Erst im zweiten Akt kommt „Rudolf“ wirklich in Fahrt. Die Handlung scheint hier deutlich geraffter und fokussierter, und ein musikalisches Highlight folgt auf das andere – sei es Außenminister Taafkes dynamische Songs „Die Fäden in der Hand“ und „Wenn das Schicksal dich ereilt“ (im Duett mit Mary), Gräfin Larischs einfühlsame, unheilschwangere Ballade „Die Liebe lenkt“, Stephanies Kampfansage „Du bleibst bei mir“ oder Rudolfs Hymnen „Wie jeder andre Mann“, „Mut zur Tat“ und „Der Weg in die Zukunft“. Bedauerlich hierbei, dass einige der Songs streckenweise stark unter den deutschen Übersetzungen von Nina Jäger leiden und dadurch an Dynamik einbüßen.
Hauptdarsteller Drew Sarich überzeugt auf der ganzen Linie. Stimmlich überragend und mit einer sensiblen, emotional differenzierten Darstellung beherrscht er die Bühne in jeder seiner Szenen und macht Rudolf zu einem glaubhaften Sympathieträger. Doch historisch gesehen ist die Charakterisierung der Hauptfigur im Stück zu einseitig und verklärt: Wildhorns Rudolf ist intelligent, seiner Zeit voraus und hat nur das Wohl des Volkes im Auge. Auch der gewaltsame gemeinsame Tod mit Mary ist die romantisch-tragische Kulmination einer ausweglosen Liebe. Rudolf ist der unbestrittene Held des Stückes, was sich auch darin widerspiegelt, dass er die kraftvollsten Soli zum Besten geben kann. Im Gegensatz dazu bleiben viele von Marys Songs und einige der Duette zwischen den beiden blass und inhaltlich mehr oder weniger austauschbar. Nichtsdestotrotz gelingt es Lisa Antoni mit glockenklarer Stimme und jugendlichem Charme dem Charakter Farbe zu geben und die Sympathien des Publikums einzufangen. Die Liebesgeschichte zwischen Mary und Rudolf berührt: man ertappt sich dabei, dass man auf ein Happy End für die beiden hofft, auch wenn der Ausgang der Geschichte doch hinlänglich bekannt ist.
Als Graf Taaffe hat Uwe Kröger ohnehin nicht viel Spielraum für eine differenzierte, dreidimensionale Darstellung. Dafür hat er die Gelegenheit, nach Herzenslust diabolisch und intrigant zu sein, und nutzt diese auch in vollen Zügen aus. Dass sein intensives Spiel dabei manchmal zum Overacting neigt, kann man bei der Rollenauslegung verzeihen. Sein „Die Fäden in der Hand“ zum Auftakt des zweiten Aktes ist ein Showstopper, der in der szenarischen Umsetzung sicherlich nicht zufällig an die Tod/Rudolf Szenen aus „Elisabeth“ erinnert.
Carin Filipicic hat mit der spritzigen Nummer „Ein hübscher Krieg“ und dem getragenen „Die Liebe lenkt“ zwei völlig unterschiedliche Songs; besonders beim letzterem kann sie mit ihrer gefühlvolle Darbietung begeistern. Auch hier versagt jedoch wieder das Buch, denn wer die Geschichte nicht kennt, wird völlig im Dunkeln gelassen, wer diese Gräfin Larisch eigentlich ist.
Über zu wenig Charakterisierung kann man sich bei Kronprinzessin Stephanie nicht beschweren. Die betrogene, zutiefst gekränkte Ehefrau von Rudolf wurde in der besuchten Vorstellung von Kathleen Bauer dargestellt. Bauer konzentriert sich auf die Darstellung der Wut und verletzten Gefühle ihrer Rollenfigur und kann damit durchaus überzeugen, auch wenn vor allem bei ihrem Solo der gesangliche Part darunter leidet.
Ohne Abstriche positiv muss man dagegen die optische Umsetzung (Bühnenbild: Mike Britton, Lichtdesign: Patrick Woodroffe) werten, die gleichermaßen die Atmosphäre der herannahenden Katastrophe und Rudolfs Sehnsucht widerspiegelt: Je nach Szene ist die Bühne in bedrohliches Blutrot oder kühles Eisblau gehüllt. Ein riesiger halbrund angebrachter dunkelroter Vorhang, der sich je nach Bedarf öffnet und schließt, verhüllt und trennt, während sich im Hintergrund schemenartig die Skyline der Wiener Innenstadt abzeichnet und eine Illusion von Weite vermittelt. Die Kostüme von Laura Hopkins fügen sich wunderbar ein, die zeitgemäß historisch wirken, ohne kitschig zu sein. Auch szenischen setzt man auf eine möglichst realistisch wirkende Darstellung und setzt beispielsweise eine Eislauf-Szene mit Hilfe von Rollerblades dynamisch um.
So sorgen die stimmungsvolle Ausstattung, die starken Darsteller und der gute zweite Akt dafür, dass man das Theater am Ende dennoch mit einem positiven Eindruck verlässt, auch wenn „Rudolf“ in dieser Inszenierung sicherlich noch verbesserungswürdig ist.
Musik – Frank Wildhorn
Buch & Liedtexte – Jack Murphy
Zusätzliche Liedtexte – Nan Knighton
Story – Frank Wildhorn & Phoebe Hwang
Deutsche Übersetzung – Julia Sengstschmid (Dialoge), Nina Jäger (Lyrics)
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Caspar Richter |
Regie | David Leveaux |
Choreographie | John O'Connell |
Bühnenbild | Mike Britton |
Kostüme | Laura Hopkins |
Lichtdesign | Patrick Woodroffe |
Tondesign | Hendrik Maaßen |
Orchestrierung | Kim Scharnberg |
Arrangements & Musik. Supervisor | Koen Schoots |
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CAST (AKTUELL) |
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Kronprinz Rudolf | Drew Sarich, (Rory Six Sasha Di Capri) |
Mary Baronesse Vetsera | Lisa Antoni, (Leigh Martha Klinger Tineke Ogink) |
Eduard Graf Taaffe, Ministerpräsident | Uwe Kröger, (Martin Pasching Markus Neugebauer) |
Kaiser Franz Joseph | Claus Dam, (Dennis Kozeluh Robert D. Marx) |
Marie Gräfin Larisch | Carin Filipcic, (Adrienn Krékacs Claudia Wauschke) |
Kronprinzessin Stephanie | Wietske van Tongeren, (Silke Braas-Wolter Kathleen Bauer) |
Moriz Szeps | Kai Peterson |
Prince Edward | Dennis Kozeluh |
Graf Andrássy | Robert D. Marx |
George Clemenceau | Sasha Di Capri |
Heinrich Vogelsang | Manuel Stoff |
Wilhelm II | Martin Pasching |
Wiligut | Markus Neugebauer |
Meisner | Jan Hutter |
Mizzi | Kathleen Bauer |
Ensemble | Silke Braas-Wolter Alexandra Farkic Matilda Hansson Leigh Martha Klinger Tineke Ogink Anja von Geldern Claudia Wauschke Niklas-Philipp Gertl Rory Six Niran Straub |
Swings | Liane Maynard-Schmid Kertrin Mersch Maxi Neuwirth Max Niemeyer Frizu Schmidt Marcus Tesch |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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