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KURZBEWERTUNG |
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Es gibt wohl kaum ein Thema, das den Puls der Musical-Fans dermaßen in die Höhe schnellen lässt, wie die zumeist mit notwendigen Sparmaßnahmen begründeten, immer weiter fortschreitende Verkleinerungen von Orchestern in den deutschsprachigen Musicalhäusern. Mit ihrer Inszenierung von „Pippin“ hingegen lässt es die Staatsoperette Dresden im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich krachen und hat bei Koen Schoots eine Fassung für ihr 40-köpfiges Orchester in Auftrag gegeben, die die ausschweifende Inszenierung perfekt untermalt. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen.
Etliche Jahre bevor sich der US-Amerikanische Komponist Stephen Schwartz mit seinen Kompositionen von Soundtracks und Musicals wie „Pocahontas“, „Der Glöckner von Notre Dame“ oder mit seinem wohl bekanntesten Werk „Wicked“ auch hierzulande einen Namen machen konnte, war sein Musical „Pippin“ am Broadway bereits eine feste Institution. Als es im Jahr 1977 schließen musste, konnte es auf eine immerhin fünfjährige Laufzeit und fünf Tonys zurückblicken. Das europäische Publikum tat sich mit dem Stück hingegen immer ein bisschen schwer: Die Inszenierung im Londoner West End musste bereits nach wenigen Monaten wieder schließen und im deutschsprachigen Raum findet Pippin auch nur sehr selten den Weg auf die Spielpläne. Eigentlich verwunderlich, wird hier doch eine europäischer Geschichte – zugegebenermaßen sehr frei interpretiert – erzählt: das Schicksal Pippins des Buckligen, dem ältesten Sohn Karls des Großen.
Um sich eben jene erzählerische Freiheiten herauszunehmen, haben sich die Autoren der Geschichte Roger O. Hirson und Bob Fosse des Kunstkniffs bedient, die Show von einer Schauspieltruppe, angeführt von einem Prinzipalen, erzählen zu lassen. In der Dresdner Inszenierung wird dieser, wie im letzten Broadway Revival, von einer Frau dargestellt. Immer wieder unterbricht die Prinzipalin die Handlung um ihre Regieanweisungen zu geben und zu kommentieren, wie sich Pippin auf der Suche nach seinem Platz in der Welt in den verschiedensten Rollen ausprobiert: als Soldat im Auftrag seines Vaters, später als König des riesigen fränkischen Reiches oder auch im einfachen Leben auf dem Land. Die Prinzipalin verspricht dabei dem Publikum immer ein großes Finale zum Ende der Show. Im Verlauf wird sie immer manipulativer – bis sie dann, zum angekündigten Höhepunkt, versucht Pippin in den Suizid zu treiben.
Für das Bühnenbild hat sich Charles Quiggin eine imposante Halle in einem mittelalterlichen Schloss ausgedacht, die von eine riesigen Treppe dominiert wird. Durch die Fenster wachsen Bäume in den Raum hinein, was dem gesamten Bild einen romantisch-morbiden Charme gibt. Je nach angedeutetem Spielort werden die notwendigen Requisiten von der Schauspieltruppe hereingebracht oder von der Seite oder von oben hereingefahren. Die Szenenwechsel gelingen dadurch sehr flüssig und es entstehen keine Umbaupausen.
In vielen kleinen Momenten entsteht ganz wunderbare Bühnenmagie. Etwa, wenn Pippin in einer der ersten Szenen darüber nachdenkt, was er mit seinem Leben machen möchte und aus einem Papier seiner Studienbücher einen Vogel bastelt, der dann wie durch Zauberhand über die gesamte Bühne fliegt. Oder auch, wenn er später auf dem Bauernhof die Hühner füttert, die – als Puppen von den Tänzerinnen geführt – herrlich witzig in die Choreographie eingebunden werden. Ergänzt wird dies durch die phantasievollen und oft aufwendigen Kostümen von Aleš Valášek, die in den Kleidern der Familienangehörigen die fiktiven Wappenmotive des Bühnenbilds aufgreifen. Die Kostüme der Schauspieltruppe weisen auf verschiedene Theatersparten hin. Der Marionettenspieler hat auf seinem Kopf eine Hand, die ihn scheinbar lenkt. Mit seinen Händen wiederum führt er eine Marionette, die ihm selbst nachempfunden ist, Silke Richter, die später als Pippins herrlich durchtriebene Stiefmutter Fastrada in die Szene treten wird, trägt ein Kleid aus einem überdimensionalem Notenblatt.
Im Orchestergraben steht Peter Christian Feigel am Pult und führt die spielfreudigen Musiker der Staatsoperette Dresden versiert durch die Partitur. Es macht enorm viel Spaß, die Melodien von Stephen Schwartz in einer derartigen Stärke erleben zu dürfen. Interessant ist auch, dass sich durch die neuen Arrangements die eine oder andere musikalische Brücke zum Jahre später entstanden „Wicked“ schlagen lässt.
Die Titelrolle ist unglaublich facettenreich. Pippin startet als Student, der noch nicht genau weiß, was er mit seinem Leben anfangen möchte, stolpert naiv in die Rolle des Soldaten, des Revolutionärs, der seinen Vater umbringt um selbst König zu werden, sucht sein Glück bei verschiedenen Frauen und erkennt schließlich, um was es im Leben gehen sollte. Gero Wendorff kann all diese Facetten seiner Rolle glaubhaft nachvollziehbar ausfüllen. Mit seiner warmen und markanten Stimme ist er als Pippin quasi eine Idealbesetzung. Ihm zur Seite steht die als Gastdarstellerin verpflichtete Kerry Jean in der Rolle der Prinzipalin. Von ihrem ersten Moment auf der Bühne an macht sie klar, dass sie alle Strippen zieht. Umso härter ihr Fall, wenn sie am Ende der Show erkennen muss, dass sie ihr erklärtes Ziel, dem Publikum ein großes Finale zu liefern, nicht erreichen wird. Ihre Stimmung, ihr Gesichtsausdruck und ihre gesamte Körperhaltung wechseln in diesem Moment von der immer freundlichen Erzählerin ins beinahe Diabolische. Wie sie die tänzerischen Herausforderungen ihrer Rolle mit den anspruchsvollen Gesangspartien verbindet, ist dabei absolut beeindruckend.
Den Nebenrollen kommen die witzigen Szenen zu – und davon hat die Show nicht wenige zu bieten. Marcus Günzel als Karl der Große ist des Regierens überdrüssig und nimmt dabei beinahe schon gelangweilt seinen Mord durch den Sohn hin. Als Pippin dann erkennt, dass er nicht zum König gemacht ist, ersteht der König genauso gelangweilt, wie er gestorben ist, wieder von den Toten auf und übernimmt wieder seine Regierungsaufgaben – nicht ohne den Hinweis, dass so etwas allerdings nicht nochmal vorkommen darf. Sybille Lambrich in der Rolle der Witwe Katharina, bei der Pippin schließlich das Glück im einfachen Leben findet, lässt mit ihren wenigen Auftritten und ihrem Solo „Frau wie ich“ aufhorchen. Einen wirklichen Showstopper landet Bettina Weichert in der Rolle der Großmutter Pippins mit ihrem „Zeit zu leben“ . Eben noch alt und gebrechlich mit einer Decke auf den Knien im Sessel kauernd, wirft sie plötzlich Decke und die standesgemäße Kleidung der Königsmutter von sich und flitzt im kurzen Minikleid und Rollschuhen über die Bühne.
Die Show endet damit, dass Katharinas Sohn Theo die ersten Zeilen aus Pippins Song „Mein Platz in dieser Welt“ wiederholt. Mit dem Satz, dass ein Fisch nunmal ins Wasser, ein Adler auf das Himmelszelt gehöre und jeder Mensch seinen Platz finden müsse, macht er sich wiederum auf die Suche nach seinem eigenen Platz im Leben. Die Frage, wohin das Musical „Pippin“ mit dieser Orchesterbesetzung und in dieser Inszenierung gehört, stellt sich hingegen nicht: Es gehört nämlich unbedingt auf die Bühnen!
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KREATIVTEAM |
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Musik und Songtexte | Stephen Schwartz |
Buch | Roger O. Hirson |
Buch | Frank Thannhäuser Iris Schumacher |
Gesangstexte | Frank Thannhäuser Nico Rabenald |
Erweiterung der Original-Orchestrierung | Koen Schoots |
Musikalische Leitung | Peter Christian Feigel |
Regie | Simon Eichenberger |
Bühne | Charles Quiggin |
Kostüme | Aleš Valášek |
Choreographie | Simon Eichenberger |
Dramaturgie | Valeska Stern |
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CAST (AKTUELL) |
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CAST (HISTORY) |
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Pippin | Gero Wendorff | |||
Prinzipalin | Kerry Jean | |||
König Karl der Große (Vater) | Marcus Günzel | |||
Katharina | Sybille Lambrich | |||
Fastrada | Silke Richter | |||
Bertha | Bettina Weichert | |||
Ludwig | Sascha Luder Peter Lewys-Preston | |||
Ensemble | Claudio Gottschalk-Schmitt Phil Anderson Mascha Volmershausen Julia-Elena Heinrich Daniel Rakasz Anna-Lisa Gebhardt Inka Lange Antje Ligeti Karolina Piontek Annegret Reißmann Katja Rosenberg Vasily Arkhipov Friedemann Condé Michael Kuhn Daniel Müller Andreas Pester | |||
Ballett der Staatsoperette Dresden, Orchester der Staatsoperette Dresden |
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GALERIE |
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TERMINE |
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