Namhafte deutsche Musicaldarsteller wie Uwe Kröger, Jana Werner, Carsten Lepper und Hartwig Rudolz in der deutschen Synchronfassung der Webber-Verfilmung.
Darüber, ob man eine amerikanische Musical-Verfilmung unbedingt synchronisieren muss, lässt sich sicherlich streiten. Dass man, wenn man sich dafür entscheidet, bekannte Darsteller für die Synchronparts der Hauptrollen verpflichtet, ist aus Marketing-Sicht verständlich – eine weise Entscheidung ist es deshalb aber trotzdem nicht notwendigerweise, wie der deutsche „Phantom der Oper“ Soundtrack beweist.Schon im Vorfeld sorgte die Verpflichtung von Uwe Kröger als Synchronstimme für Phantom Gerard Butler für Zündstoff. Und tatsächlich ist Kröger nicht ideal besetzt und findet auf der Aufnahme niemals wirklich zu gewohnter Form.
Zwar interpretiert er die Rolle wunderbar und bringt sowohl die Boshaftigkeit als auch die innerliche Zerrissenheit und Verzweiflung des Phantoms hervorragend zum Ausdruck, aber streckenweise klingt seine Stimme heiser, gepresst und wenig klangvoll – und will, gerade bei Liedern wie „Die Musik der Nacht“, so gar nicht passen.Ähnliches gilt für Jana Werner, die die Christine zwar mit viel Gefühl singt, aber stimmlich den Anforderungen der Rolle nicht immer gewachsen zu sein scheint.
Raoul-Synchronsänger Carsten Lepper dagegen spult seinen Part routiniert und stimmlich solide ab – die Verliebtheit in Christine kann man ihm allerdings nicht wirklich abnehmen. Beim Liebesduett „Mehr will ich nicht von Dir“ fehlt jegliches Anzeichen von Enthusiasmus und erst beim dramatischen Finale zeigt Lepper Engagement.Erstaunlicherweise hatte man bei der Besetzung der kleineren Rollen ein deutlich glücklicheres Händchen. Jana Stelley singt die Meg Giry mit so klarer, bezaubernder und mädchenhafter Stimme, dass man sich bei „Engel der Muse“ streckenweise fragt, ob sie nicht vielleicht eine bessere Christine abgegeben hätte.
Auch an Jasna Ivir als Carlotta, Hartwig Rudolz als Monsieur Firmin und Wolfgang Hölzel als André gibt es nichts auszusetzen.Im Gegensatz zum englischen Soundtrack ist die deutsche Version nur als Highlights-Aufnahme erhältlich. Dafür enthält die CD aber relativ viele Titel.
Auch sonst gibt es an dem Soundtrack produktionstechnisch nichts auszusetzen – der Ton ist glockenklar und das Booklet enthält neben vielen ansehnlichen Bildern aus dem Film und einer detaillierten Liste mit den Originalinterpreten und ihren deutschen Synchronparts (selbst diejenigen, die auf dem Soundtrack selbst gar nicht enthalten sind) auch alle Liedertexte der Aufnahme.Abgerundet wird die CD von dem extra für den Film geschriebenen Song „Dein Weg ist einsam“. – Eine wunderschöne, auf die tragische Figur des Phantoms zugeschnittene Ballade, die sich allerdings rein musikalisch nicht in die deutlich klassischeren Melodien des Musicals einfügt.
Der Hörer bekommt den Song gleich doppelt präsentiert: Einmal im Deutschen, interpretiert von Jana Werner, die wiederum mehr haucht als singt, was aber hier – im Gegensatz zu ihren Christine-Parts – nicht wirklich stört.
Als Zugabe sozusagen gibt es das Lied dann gleich noch einmal auf Englisch. „Learn to Be Lonely“ wird von Minnie Driver (die im Original die Carlotta spielt, aber nicht singt) dargeboten – und ist ironischerweise das Highlight der CD – Ein Umstand, der wohl viel über die Aufnahme sagt.Wirklich mögen wird diesen Soundtrack kaum einer – die Liebhaber des Stückes werden sich eines adäquaten Hauptdarsteller-Trios beraubt fühlen, Phantom-Neuzugänge dürften eher abgeschreckt als begeistert sein, und selbst als Uwe Kröger-Fan kann man der Aufnahme kaum etwas Positives abgewinnen. Schade.