Recht spät veröffentlichter „Best of“-Konzertmitschnitt der Vereinigten Bühnen Wien mit einem hervorragend spielenden Orchester und hochklassigen Solisten, u.a. Pia Douwes, Thomas Borchert und Maya Hakvoort, allerdings ohne wirkliche musikalische Überraschungen.
Fast ein halbes Jahr nach der Konzertreihe zum 20-jährigen Jubiläum des Orchesters der VBW können Fans endlich einen fast authentischen Mitschnitt der Abende auf CD genießen. Nur fast authentisch, da jegliche Gesangsspuren von Uwe Kröger, sowohl in Ensemble-Nummern als auch bei den Soli, aus der Aufnahme entfernt und teilweise nachträglich von anderen Künstlern im Tonstudio neu eingesungen wurden. Natürlich sollte eigentlich das Orchester unter der musikalischen Leitung von Caspar Richter der Star der Aufnahme sein, jedoch dürfte für viele Käufer vor allem die hochkarätige Liste der Solisten ein Anreiz zum Kauf der CD gewesen sein. Umso bedauerlicher, dass die Songauswahl nicht ein wenig mutiger getroffen wurde und die Solisten hauptsächlich Lieder singen dürfen, die sie bereits auf anderen Aufnahmen und den Bühnen des Theaters an der Wien und des Raimund Theaters gesungen haben.So darf sich der Hörer über sehr gute Live-Aufnahmen von aus Castalben bekannten Titeln freuen. Maya Hakvoort und Thomas Borchert singen aus „Jekyll & Hyde“ das Duett „Nimm mich wie ich bin“ und Borchert alleine „Dies ist die Stunde“. Susan Rigvava-Dumas donnert den Titelsong aus „Rebecca“ ins Mikrofon, Lukas Perman und Marjan Shaki schmachten sich in „Liebe“ an und Carin Filipcic singt „Siehe da, sie liebt“, beides aus „Romeo und Julia“. Auch das „Tanz der Vampire“-Duett „Totale Finsternis“ von Shaki und Borchert wurde Monate zu spät veröffentlicht, um eine wirkliche Überraschung zu sein, da es in derselben Besetzung bereits auf der „Tanz der Vampire in Concert“-CD als Live-Aufnahme erhältlich ist. Natürlich darf auch das erfolgreichste Wiener Musical „Elisabeth“ nicht fehlen und die beiden Wiener Elisabeths tragen die Lieder „Nichts, nichts, gar nichts“ (Hakvoort) und „Ich gehör‘ nur mir“ (Douwes) vor. Zumindest hat so fast jeder der Solisten die Möglichkeit, mit beliebten und geschätzten Songs zu punkten.
Schöne Raritäten sind das sehr gefühlvoll vorgetragene „Memory“ von Pia Douwes, die die Rolle der Grizabella zwar schon gespielt hat, wovon es jedoch bisher keine Aufnahme gab. Ebenso das Duett „Macavity“, sehr stark gesungen von Pia Douwes und Maya Hakvoort. Hier hätte man sich gewünscht, dass die beiden Damen die Möglichkeit zu einem weiteren Duett bekommen hätten, das man in dem musikalischen Fundus der VBW bestimmt auch gefunden hätte. Mit sehr tiefer und verruchter Stimme punktet Maya Hakvoort auch bei „Kuss der Spinnenfrau“ aus dem gleichnamigen Musical. Marjan Shakis frische Interpretation des oft gehörten „Les Miserables“-Klassikers „Nur für mich“ berührt. Nicht ganz so viel Glück hatte Lukas Perman mit der Auswahl seiner Titel. Sind „Close every door“ und „Any dream will do“ aus Joseph im Vergleich zu anderen Songs des Abends einfach etwas zu seicht, bleibt er bei „Warum kannst du mich nicht lieben“ aus „Mozart!“ sehr im Schatten von anderen stimmstarken Herren, die dieses Lied bereits gesungen haben.Thomas Borchert ist mit mehr Titeln auf der vorliegenden CD zu hören, als er bei den Konzerten eigentlich gesungen hat. Überzeugt er bei „Ich bin Herr im Haus“ mit Carin Filipcic nicht auf ganzer Linie, liefert er bei „Das Phantom der Oper“ mit Pia Douwes eine sehr starke Aufnahme dieses Liedes, das allerdings nachträglich im Ton-Studio entstanden ist. Etwas aus dem Rahmen fällt der Pop-Block zu Beginn der zweiten CD, der allerdings mit einem stimmgewaltigen „All by myself“ von Susan Rigvava-Dumas und „Somebody to love“ von Marjan Shaki äußerst hörenswert ist.
Auch wenn man viele Aufnahmen und Interpretationen der CD von vielen anderen CDs bereits kennt, lohnt der Kauf wegen der hervorragenden Solisten und des kraftvoll spielende Orchesters allemal.